Contra-Kreis-Theater Da brennt die Hütte

BONN · Una Notte Speciale" ist es allemal, wenn im Contra-Kreis eine Musikkomödie Premiere feiert. Dann wird das schnuckelige Theater zur Musical-Bühne, auf der die Akteure zum Greifen nah singen, spielen und tanzen

 Lebensfreude auf Italienisch: Gut gelauntes Ensemble im Contra-Kreis-Theater.

Lebensfreude auf Italienisch: Gut gelauntes Ensemble im Contra-Kreis-Theater.

Foto: Contra-Kreis-Theater

Kein Orchestergraben ist da, keine Distanz, die kleine Fehler oder Unsicherheiten kaschieren könnte - nur Leidenschaft, Spielfreude und die Entschlossenheit, alles zu zeigen und alles zu geben. Wenn dann auch noch die feurige Italianità von "Una Notte Speciale" dazukommt, Mamma mia, dann brennt die Hütte.

Zuerst die Skihütte in Cortina, in der die von Stephan Ohm geschriebene und von Horst Johanning in Szene gesetzte Komödie ihren mysteriösen Anfang nimmt. Danach eine Pizzeria und ein gegenüberliegendes Gourmet-Restaurant irgendwo in Deutschland, deren Besitzer seit der gemeinsamen Zeit beim Militär in herzlicher Feindschaft miteinander verbunden sind: der bodenständige sizilianische Pizzabäcker Paolo und der Mailänder Alessandro, für den alles südlich von Rom schon zu Afrika gehört. Dumm nur, dass Gloria und Marco, die Kinder der beiden Sturköpfe, herzlich einander zugetan sind: Sie haben sich verlobt und drängen nun die beiden Schwiegerväter in spe zur Versöhnung.

Doch das gemeinsame Abendessen endet in einem Fiasko: Die Sünden der Vergangenheit erheben ihr hässliches Haupt und bedrohen das junge Glück. Bis die formidable Tante Loredana aus Milano anreist und sich der Sache annimmt.

Die Geschichte ist nicht sehr kompliziert, wird aber mit so viel hinreißendem Charme und Schwung erzählt, dass die Gesichter der Zuschauer bald vor "Felicità" strahlen. Al Bano und Romina Power haben dabei auch ein Wörtchen mitzureden, genauso wie Adriano Celentano ("Lasciatemi cantare"), Umberto Tozzi ("Gloria") und Domenico Modugno ("Volare").

Stephan Ohm hat das Erfolgsrezept von "What a Feeling" I und II noch nicht vergessen, 130 Jahre italienische Musikgeschichte durchforstet und jeder Szene den passenden Hit verpasst. Leider halten die deutschen Übersetzungen nicht immer das, was die italienische Sprachmelodie verspricht: "Aus deinem Quell' wollt' ich zehren wie eine Blume", das klingt weniger nach verzehrender Leidenschaft als nach unfreiwilliger Komik. Aber Madre di dio, wie diese Schauspieler singen können! Je nach Situation schmettert oder schmachtet das Ensemble "Funiculì, Funiculà" oder Zuccheros "Senza una donna", tanzt dabei auf dem Tisch, wirft Teller durch die Luft und kommt dabei nicht einmal aus der Puste: Alessandro Stephan Schill als Latin Lover in den besten Jahren, der knuffige Giovanni Luzi als Papa Paolo mit Herz, Bauch und Verstand, "The Voice" Barbara Köhler als seine zwischen Pizzaofen und Hausaltar fast immer treue Gattin Susanna.

In den Rollen des jungen Paars agieren Maja Sikora und Angelo Canonico - der Name scheint zu schön, um wahr zu sein - anrührend und sexy. Die heißeste Tanzszene legt jedoch die temperamentvolle, so gar nicht tantenhafte Zia Loredana hin: Iris Makris zeigt Bein und macht deutlich, warum sie auch für die Choreographie der Inszenierung verantwortlich ist. Die knappen Kostüme von Anja Saafan setzen alle körperlichen Vorzüge der Darsteller ins beste Licht, so dass diese nur manchmal von Thomas Pfaus wunderbarer Bühne in den Schatten gestellt werden: Die vielen Türen und Klappen des Mobiliars stecken voller Überraschungen.

Weitere Aufführungen bis zum 20. Juli; Tel.: 0228/632307.

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