Brahms-Tage in Endenich

Madrigale in der Lutherkirche

Trinitatiskirche. Trotz strahlend blauen Himmels und sommerlicher Temperaturen waren die Stuhlreihen in der Trinitatis-Kirche bis auf den letzten Platz besetzt beim vierten Konzert der Brahms-Tage Endenich.

Diese Veranstaltungen sind unstrittig eine echte Bereicherung des Bonner Musiklebens. Das Horntrio op. 40 stand diesmal zusammen mit dem g-Moll-Klavierquartett auf dem Programm. Ausführende waren wiederum in Bonn arbeitende oder hier geborene Musiker:

Neben James Maddox, dem künstlerischen Leiter am Klavier, waren dies Geoffrey Winter, erster Hornist im Beethoven Orchester, samt seinen Kollegen Florian Kapitza, Bratsche, und Ines Altmann, Violoncello, sowie Stephanie Himstedt, Geigerin bei den Bochumer Symphonikern.

Dem von Heine ins Spiel gebrachten romantischen Topos der "Waldeinsamkeit" zeigt sich auch das (Wald-)Horntrio verpflichtet, dessen Adagio mesto zentrale Bedeutung zukommt. Wunderbares Legato-Spiel unterstreicht die melancholische Versunkenheit dieser um die Dimension "Tod" erweiterten Reflexion.

Umrahmt von einem zackigen Scherzo und einem feuersturmgleichen Finale erfährt die Innerlichkeit des dritten Satzes im Nachhinein eine fast jenseitig wirkende Steigerung. Insgesamt beeindruckte die technische Akkuratesse ebenso wie eine mustergültige Ausgewogenheit der Stimmen.

Kaum weniger intensiv geriet das gängigste der drei Klavierquartette von Brahms. In bester Spiellaune wurde auch dieses Werk nahezu exemplarisch interpretiert. Die Brahms-Tage Endenich haben das Potenzial zu einer festen Größe in Bonn.

Lutherkirche. "Détoupez vos oreilles" (Entschlackt eure Ohren), fordert Clément Janequin in seinem Chanson "Le Chant Des Oyseaux" (Der Gesang der Vögel) zum Zuhören auf und gibt lautmalend ornithologischen Nachhilfeunterricht zu Amsel, Nachtigall und Kuckkuck.Jenes Appells aber hätte es beim Konzert der "Capella academica" in der vollbesetzten Poppelsdorfer Luther-Kirche gar nicht bedurft. Walter L. Mik demonstrierte mit seinem solistisch besetzten Kammerchor die hohe Kunst des Madrigalsingens anhand einer Reihe englischer und französischer "Highlights" des 16. und 17. Jahrhunderts.

Die thematische Spannweite reichte vom Wonne-Monat Mai ("Now Is The Month Of Maying" von Thomas Morley) bis hin zum Tod ankündigenden Schwanengesang ("The Silver Swan" von Orlando Gibbons).

Glänzend vorbereitet hatte Mik die siebzehn Mitglieder seiner "Capella", die die Mehrstimmigkeit der Madrigale in wunderbar pastellenen Klangfarben nachzuzeichnen verstand. Im Mittelpunkt des Programms standen fünf Werke in Quartett-Besetzung, darunter "Il Est Bel Et Bon" von Pierre Passereau, das in entsprechendem Tempo zum Zungenbrecher werden kann.

Kein Problem für Matthias Putzke (Altus), Christoph Splittstößer (Tenor), Florian Meisgen (Bariton) und Bernhard Ganglmair (Bass). Zum krönenden Abschluss gab's mit "La guerre: Escoutez tous gentilz" ein von Paul Rey Klecka am Cembalo begleitetes musikalisches Schlachtengemälde mit einer Reihe von "Action-Effekten".

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