Bausteine aus der Biografie Bonner recherchiert zu Kupferstecher Israhel van Meckenem

Bonn · Der Bonner Wissenschaftler Hans M. Schmidt bringt Licht in die Biografie des umtriebigen Kupferstechers Israhel van Meckenem.

Erstes erhaltenes Selbstporträt eines Kupferstechers: Israhel van Meckenems Selbstbildnis mit seiner Frau Ida, um 1490, Kupferstich aus dem Museum für Kunst und Kultur in Münster.

Erstes erhaltenes Selbstporträt eines Kupferstechers: Israhel van Meckenems Selbstbildnis mit seiner Frau Ida, um 1490, Kupferstich aus dem Museum für Kunst und Kultur in Münster.

Foto: LWL Munseum/Sabine Ahlbrand-Dornseif

Der Künstler Israhel van Meckenem gehört zu den besonders umtriebigen und produktiven Kupferstechern des 15. Jahrhunderts. 550 Kupferstiche umfasst sein Werk laut dem Werkverzeichnis von Tilman Falk und Fritz Koreny. An der Nahtstelle zwischen Mittelalter und Renaissance kommt man um seine Blätter zu religiösen Themen nicht herum. Er hat unter anderem Stiche nach Dürer, Holbein und Schongauer geschaffen, ist der Meister des Zyklus' „Darstellung aus dem Alltagsleben“ und eines „Marienlebens“. Gelebt hat er von etwa 1445 bis 1503 und stammt aus dem Geschlecht der Junker von Meckenheim. Seine Biografie lag bisher in Teilen im Dunkeln. Als mögliche Herkunftsorte der Familie wurden Mecheln in Brabant und Meckenheim bei Bonn diskutiert. Sichere Belege gab es für beide Orte nicht.

Der Bonner Kunsthistoriker Hans M. Schmidt, der unter anderem von 1979 bis 2000 am LVR-Landesmuseum arbeitete, zuerst als Referent für die Kunst des 20. Jahrhunderts, später als Abteilungsdirektor der Sammlungen, hat nun entscheidende Bausteine zu van Meckenems Biografie recherchiert. Gemeinsam mit bereits bekannten Details präsentiert er sie in der Zeitschrift „Das Münster“.

Unter anderem brachten ihn zwei Urkunden aus dem Bonner Cassius-Stift auf die Spur des Goldschmieds und Kupferstechers. Da geht es um den Verkauf eines Hofes in Klein-Altendorf, das heute zu Rheinbach gehört. Schmidt konnte den Vater des Künstlers ermitteln: „Clais“, beziehungsweise „Nicolaus van Meckeren“, wie er in einer Urkunde auftaucht, wo es um Israhel van Meckenems Schwester Anna geht, die Nonne in Roermond war.

Nicolaus, der Vater, war 1434 bis 1436 Zöllner des Kölner Erzbischofs in Rheinbach, 1451 Schultheiß in Mehlem und wird in den 1450er Jahren als Schöffe in Bonn genannt. Er hatte Höfe in Klein-Altendorf und Mehlem. So gesehen kann van Meckenems Geburtsort nicht genau identifiziert werden. Jedoch wird er wohl in der Bonner Region zur Welt gekommen sein.

Berühmtes Selbstbildnis

Dass er den herausragenden Kupferstecher Meister E.S. am Oberrhein besucht hat, darüber herrscht kein Zweifel. Die Hypothese, dass es zwei Israhel van Meckenems gab, einen jüngeren und einen älteren, taucht auch in diesem Aufsatz auf. Schmidt spekuliert, der ältere Israhel, der wohl in Bocholt lebte, könnte der Patenonkel und erste Lehrmeister des Jüngeren gewesen sein. Der Bocholter Goldschmied könnte darüber hinaus, so Schmidt, identisch mit dem Meister der Berliner Passion sein, einem 1482 gedruckten Kupferstich-Zyklus.

In seinem Aufsatz präsentiert Schmidt nicht nur ein ungelenkes Frühwerk van Meckenems mit dem Heiligen Bernhardin von Siena, sondern auch ein berühmtes Selbstbildnis des Meisters. Es ist das erste überlieferte Selbstporträt eines Kupferstechers überhaupt.

Das Blatt zeigt ihn mit seiner Frau Ida. „Dank dieses Doppelbildnisses haben wir eine klare Vorstellung vom Aussehen des Israhel van Meckenem“, schreibt Schmidt, „die starke Nase, die schweren Augenlider, der etwas spöttische Mund und das spitze Kinn“. Vermutlich hat sich der Kupferstecher auch in einem Kupferstich mit „Mariae Tempelgang“ selbst ins Bild gesetzt. Schmidt erkennt darin van Meckenems charakteristische Züge. Es war damals nicht unüblich, dass sich der Künstler selbst im Bild verewigte.

Schmidt charakterisiert Israhel van Meckenem, den Kupferstecher und Kopisten, durchaus facettenreich und aus seiner Zeit heraus. Er habe eine der erfolgreichsten „Bildagenturen“ des späten Mittelalters betrieben, schreibt er, sei zudem ein „tüchtiger Verleger und Organisator“ gewesen. Schmidt verheimlicht nicht, dass viele Fragen offen bleiben, insbesondere die nach den Kreisläufen von Originalvorlagen und Kopien. Hier diskutiert er die Beziehung zu Hans Holbein d. Ä..

Hans M. Schmidts Aufsatz ist in „Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft“, 1/2018, zu finden, S. 207 bis 212

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