Bonner Theater feiert 150. Geburtstag mit einer Jubiläums-Soiree

Mehr Licht! - Die nächsten 150 Jahre folgen - OB Nimptsch: "Theater muss sein"

Bonner Theater feiert 150. Geburtstag mit einer Jubiläums-Soiree
Foto: Thilo Beu

Bonn. In Feierstunden wie diesen kann man schon einmal über den Tag hinausblicken. Aus Anlass des 150. Geburtstages des Bonner Theaters traten drei Redner ans Pult, das auf der Bühne der Oper stand. Der erste, Generalintendant Klaus Weise, blickte kurz zurück auf anderthalb Jahrhunderte, in denen das Theater nunmehr als Einrichtung der Stadt Bonn existiert. Das, sagte Weise am Schluss, seien "die ersten 150 Jahre" gewesen.

Sprich: Die nächsten 150 werden folgen. Jürgen Nimptsch, Oberbürgermeister der Stadt und dem Bühnenleben nicht zuletzt persönlich verbunden, freute sich bereits auf die 200-Jahr-Feier. Das Haus, das vor vollen Sitzreihen gefeiert wurde, hat offenbar eine gute Zukunft vor sich. "Theater muss sein", stellte Nimptsch fest. "In der Krise müssen gerade die Lampen des Theaters besonders hell strahlen."

Festredner Joachim Kaiser, Großkritiker und Aushängeschild der Süddeutschen Zeitung, spielte wieder einmal virtuos seine Rolle als Bildungs-Melancholiker, als Verehrer des hohen Stiles im Theater, der aber, den Göttern der Kunst sei es geklagt, allmählich verloren gehe. Aber, sagte Kaiser, "solange laut gejammert wird", lebe das Theater.

Eine Bilderschau nahm die Zuschauer zunächst auf eine Zeitreise mit. Man sah das Theater am Kölntor, der jetzigen Theaterstraße. Und das Metropol, das nach dem Zweiten Weltkrieg als Ausweichspielstätte genutzt wurde. Da kam ein bisschen Wehmut auf. Doch die kreativen Kräfte von Orchester, Chor, Oper und Schauspiel brachten Leben und Kunst auf die Bühne.

Das Ensemble van Beethoven spielte die Ouvertüre von Fidelio, Herren des Opernchores traten als Gefangenenchor auf, Julia Kamenik sang Marzellines Arie "O wär' ich schon mit dir vereint". Julia Novikova und Giorgos Kanaris begeisterten mit Zerlinas und Don Giovannis "Là ci darem la mano". Sibylle Wagner dirigierte einen fulminanten Hexenchor (Verdis "Macbeth"), und Mitglieder des Schauspiels gefielen mit "Stray Cats Strut", arrangiert von Michael Barfuß.

Das ging in die Beine. Am Ende gab es Blumen und viel Beifall. Höhepunkt des Abends war natürlich Joachim Kaiser, der mit rollendem ostpreußischen "R" den Opern- und Theaterregisseuren die Leviten las, die dem von Kaiser gern beschworenen "hohen Ton" den Garaus machen. Ihre Arbeiten, führte er mit lächelndem Sarkasmus aus, streiften häufig "die Sphäre des Blödsinnigen". Insbesondere die Werke der Klassik drohten im Strom der Banalitäten unterzugehen.

Kaiser wird nicht müde, seine im besten Sinne konservative, kunstverliebte Position zu vertreten. Das tut er in Reden und Artikeln seit vielen Jahrzehnten. Dass in den Opernhäusern und Theatern kaum ein Regisseur auf ihn zu hören scheint, ficht den "letzten Mohikaner" (Eigenansicht) nicht an. Ohne die häufig belächelten Bildungsbürger, ihr Engagement und ihre Energie hätten es die Künste in Deutschland viel schwerer. Kaisers wahres Wort traf auf viel Zustimmung in der Oper.

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