Festival in der Rheinaue Das müssen Sie zur Bonner Rockaue wissen

BONN · Das Festival Rockaue startet am Wochenende in der Bonner Rheinaue: Auf drei verschiedenen Bühnen spielen insgesamt 29 Bands, darunter In Extremo, Danko Jones oder Callejon. Der GA gibt alle wichtigen Informationen zum Programm, der Anfahrt und zum Eintritt.

Sprechen wir übers Wetter. Was normalerweise verpönt ist, hat für die Veranstalterin eines großen Open-Air-Festivals eine durchaus weitreichende Bedeutung. Nämlich für Maria Hülsmann, die wir zum Gespräch im Gitarrenraum der Popfarm in der Beueler Tapetenfabrik treffen. Die sympathische Rock-Lady mit den kunstvollen Tattoos veranstaltet mit ihrem Geschäftspartner Daniel Ganser am 8. Juli die dritte Rockaue in der Bonner Rheinaue – und denkt deswegen selbstverständlich ans Wetter. Sehr oft sogar.

„Es gibt so ganz gewagte Prognosen mit 30 Tagen Vorlauf, und damit fangen wir auch an“, erklärt Hülsmann ihre meteorologischen Recherchen. „14 Tage vorher heißt es Luft anhalten, weil’s da verlässlicher wird. Dann vergleichen wir drei Wetter-Portale. Es gibt sogar ein Lieblingsportal, weil das bislang immer Recht hatte. Wenn wir allerdings erst einmal auf dem Festivalgelände sind, gucken wir nicht mehr darauf.“ Bei den vorigen beiden Ausgaben, die erste mit 20.000 Besuchern, die zweite mit 15.000, hatten sie Glück.

Was ist der Unterschied zur Premiere vor zwei Jahren? „Wir sind richtig gewachsen an der Aufgabe; wir haben in allen Bereichen viel gelernt und können jetzt eben Details verbessern.“ So sei die Erstausgabe der Rockaue „wie ein Kessel Buntes“ daher gekommen – mit Rock, Pop, elektronischer Musik, World Beat. Jetzt stehe die Rockaue tatsächlich für Rock: „Das Line-Up ist in sich schlüssiger, und es gibt keine Electronics-Bühne mehr.“ Herrscht mehr Gelassenheit? Maria nickt. „Wir sind mit positivem Lampenfieber behaftet, aber nicht mehr so nervös. Und unsere gewachsene Fangemeinde ist einfach super.“

29 Bands spielen auf drei Bühnen in zwölf Stunden, darunter die großen Headliner wie In Extremo (Maria: „Hammer! Die haben eine Bühnenshow, die ihresgleichen sucht“) oder Danko Jones („Ein Wahnsinnsding für uns“), aber auch eher Nachwuchsbands wie Heldenviertel oder Suburbian Rex. Im ersten Jahr erhielt die Veranstalterin 500 Anfragen, im folgenden Jahr 1300. „Diesmal habe ich bei 2000 Anfragen aufgehört zu zählen.“ Dabei kümmere sie sich immer noch um jede einzelne davon. „Ich antworte fast allen, es sei denn, es handelt sich um eine Standardanfrage, die massenweise abgeschickt wird. Absagen versuche ich immer zu begründen“, sagt Hülsmann.

Wenn sie an den Bonner Rheinauen-Park denkt, bekommen ihre Augen einen weichen Glanz. „Die Rheinaue hat etwas Magisches, das bekommen wir immer wieder von Künstlern und Besuchern erzählt.“ Wenn sie die Bühnen auf den weitläufigen Wiesen zwischen den Hügeln sehe, „wie sie dort in der Senke wie Monolithe ruhen und vor sich hin brummen, dann üben sie eine magnetische Wirkung aus“.

Wie sieht sie den Spirit des Festivals? „Wir sind ein Festival mitten in der Stadt. Wir sind eine Musikstadt, in der sich alle auf ein Thema einigen und zusammenwachsen. Wie in einem Wimmelbild, in dem man sich verliert und gleichzeitig gut aufgehoben ist“, sagt Maria Hülsmann. „Wie ein Organismus.“

Die einstige Local Stage, die Bühne für die Nachwuchsbands, wurde umbenannt in Talent Stage – und aufgewertet. Sie steht nicht mehr am Rande. „Wir haben diese Bühne jetzt in unser Bühnen-Dreigebirge aufgenommen, um das Gelände übersichtlicher zu machen – und um zu betonen, dass sie ein wesentlicher Bestandteil des Festivals ist“, erklärt die Geschäftsführerin der Rockaue. Überzeugungsarbeit hätten sie zu keinem Zeitpunkt für jene Sparte des Festivals machen müssen: „Diese Bühne war immer gut bis bestens besucht.“ Jetzt machen sogar drei Headliner wie Apron und Capitano auf der Talent Stage mit.

Nach dem Terroranschlag nach dem Ariana-Grande-Konzert in Manchester und der Terrorwarnung mit anschließender Evakuierung bei Rock am Ring steht das Thema Sicherheit noch mehr im Vordergrund als bisher. „Wir sind sehr gut vorbereitet“, sagt Maria Hülsmann. Erlaubt sind bloß kleine Taschen oder Brusttaschen, Rucksäcke und große Taschen sind verboten. Die Festivalbesucher dürfen zudem nur kleine Regenschirme mitnehmen.

„Wir haben eine erfahrene, namhafte Security-Firma beauftragt, deren Mitarbeiter sorgfältig, freundlich und zuvorkommend überall auf dem Gelände präsent sind.“ Zusätzlich steht ein offenes Polizeimobil auf dem Gelände, das mindestens zwölf Stunden Hilfe anbietet. Und unbegrenzt seien die Kapazitäten keineswegs, kündigt Hülsmann an. „Bei 15 000 verkauften Tickets ist bei uns Schluss, denn auf diese Größe ist das Sicherheitskonzept ausgelegt.“

Die Polizei wird in der Spitze mit bis zu 50 Einsatzkräften auf dem Festival sein. „Wir behalten uns vor, bei verdächtigen Feststellungen Kontrollen durchzuführen“, so der Polizeisprecher Robert Scholten.

Auf die blendend gute Stimmung freut sich die Festivalmacherin schon seit langem. „Wir haben unglaublich harmonische Besucher und hatten in den Vorjahren kaum Beschwerden. Keine Schlägereien, keine Unglücksfälle. Und übrigens keine einzige Lärmbeschwerde.“ Die Eintrittkarten gelten auch als Fahrausweise im VRS-Netz. Die Festivalbesucher dürfen damit vier Stunden vor Beginn der Veranstaltung und bis Betriebschluss reisen. Das Festival beginnt um 12 Uhr und geht bis Mitternacht. Der Einlass ist schon um 11 Uhr.

Trotz der Verdichtung des Fahrplans der Straßenbahnlinie 66 muss damit gerechnet werden, dass nach Ende der Rockaue dichtes Gedränge an der Bahnhaltestelle "Rheinaue" und in den Bahnen herrschen wird. Zur Regulierung der dortigen Fahrgastströme habe man drei Servicemitarbeiter eingeplant, die mit den Sicherheitskräften des Veranstalters verzahnt seien, sagt Michael Henseler von der Pressestelle der Stadtwerke. So soll eine sichere Abreise gewährleistet werden.

Die Stadtwerke empfehlen, auch auf andere Haltestellen auszuweichen. „Wer schnell weg will, sollte zu den Haltepunkten 'Rheinaue Hauptzugang' der Buslinien 610 und 611 laufen“, sagt Henseler. Stressfreier könne die Rückfahrt auch werden, wenn man nicht unmittelbar nach Veranstaltungsende die Haltestelle aufsuche. Also: Sich lieber noch ein Getränk gönnen und später zur Bahn oder zum Bus gehen, oder direkt gemütlich am Rhein entlang gen Bonner Zentrum spazieren.

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