Bonner Maler August Macke wurde vor 125 Jahren geboren

August Macke hat seine Kunst "Gesang von der Schönheit der Dinge" genannt. Der Bonner Maler hat neben seiner angebeteten Elisabeth vor allem sein rheinisches Umfeld abgebildet. Doch Macke und Bonn, das ist eine schwierige Beziehung.

Er ist 16, sie 15 Jahre alt, als sich August Macke und Elisabeth Gerhardt 1903 kennenlernen. Fast ein Jahr lang waren sie sich häufig auf dem Schulweg begegnet, sie ging auf eine Höhere Mädchenschule, er aufs Städtische Bonner Realgymnasium. Sie erinnert sich an "ein so seltsames Gefühl des Verstehens, was wir gegenseitig unausgesprochen empfanden, und das durch unsere Blicke ausgelöst wurde".

Vinzenz Hundhausen, Schöngeist und mit der Familie Gerhardt bekannt, bringt die beiden zusammen: August wolle Elisabeth porträtieren. "Von nun an war uns der Austausch unserer Gedanken unentbehrlich, und es war wie ein seliges Geben und Nehmen", schrieb Elisabeth in ihren Erinnerungen.

Unzählige Male hat Macke seine schöne Elisabeth in den wenigen Jahren, die ihm bis zum Kriegstod im Jahr 1914 blieben, gemalt. Er hat sein Bonner, sein rheinisches Umfeld festgehalten. Er fing das Licht von Tunis ein, berauschte sich an der urwüchsigen Natur rund um den Thuner See. Als Macke erst 27-jährig fiel, hinterließ er ein dichtes Oeuvre von rund 600 Gemälden und fast 10 000 Arbeiten auf Papier.

"Das Werk von August Macke macht es uns scheinbar leicht", erklärt Volker Adolphs, Macke-Experte am Kunstmuseum Bonn, die ungeheure Beliebtheit des Malers, "keine sperrigen Themen, keine harschen Farben, keine komplizierten formalen Konstruktionen behindern den Zugang." So gefällig das Werk anmuten mag, so aufregend ist es im Gegenzug, die Tiefen und Korrespondenzen zur Kunst seiner Zeit auszuloten, sich Mackes Themen, den Passanten, Flaneuren, Alltagsszenen zu nähern. "Er malte das, was er sah", meint Adolphs, "allerdings nicht aus distanzierter und kühler Beobachtung. Das Ich war immer empfindend in das Gesehene einbezogen."

Mackes Freund Franz Marc schrieb 1914 nach dessen Tod: "Wir Maler wissen gut, dass mit dem Ausscheiden seiner Harmonien die Farbe in der deutschen Kunst um mehrere Tonfolgen verblassen muss und einen stumpferen, trockeneren Klang bekommen wird. Er hat vor uns allen der Farbe den hellsten und reinsten Klang gegeben, so klar und hell wie sein ganzes Wesen war."

Es ist müßig zu spekulieren, ob Macke, hätte er die Katastrophe des Weltkriegs überlebt, jene frühe lebensbejahende, heitere, auf die Ordnung der Welt vertrauende und das sinnliche Erlebnis der Natur feiernde Malerei hätte fortsetzen können. Mackes gleich mit dem Beginn der Katastrophe endendes Oeuvre gibt ein Bild von der Welt wieder, das es in dieser Farbenpracht, Euphorie und vielleicht auch Naivität später nie mehr geben konnte.

Macke und Bonn - eine Liebe mit Hindernissen

Macke nannte seine Kunst einen "Gesang von der Schönheit der Dinge". Den wollte nach dem zweiten Weltkrieg zumindest in der Stadt, in der er seine bedeutendsten Bilder schuf, nicht jeder hören. Macke und Bonn - das ist eine schwierige Beziehung. Ohne Zweifel hat Macke diese Stadt gemocht. Viele Werke zeigen das unmittelbare Umfeld rund um das Macke Haus an der Bornheimer Straße. Man sieht die Marienkirche, die Viktoriabrücke, den kleinen Garten, den Rhein bei Hersel.

Gleichwohl litt der hervorragend vernetzte und kulturpolitisch engagierte Maler - "er war eine ganz wichtige Mittlerfigur im avantgardistischen Kunstgeschehen vor dem Ersten Weltkrieg", meint Klara Drenker-Nagels, Direktorin des Macke Hauses - auch an der provinziellen Enge. Eine Liebe mit Hindernissen.

Unentschlossen wirkt die Macke-Pflege nach 1945: Da setzt das Städtische Kunstmuseum mit dem Ankauf der Gemälde "Seiltänzer" und "Türkisches Café" - zwei Hauptwerke - ein kunstpolitisches Zeichen. Doch als es darum geht, sich Teile des Nachlasses zu sichern und das Gemeinschaftswerk von Marc und Macke, das "Paradiesbild" im Macke Haus, anzukaufen, passt die Stadt, lässt die Schätze ins Landesmuseum Münster ziehen.

Merkwürdig auch das: Das Bonner Kunstmuseum erweitert Zug um Zug mit eigenen Mitteln, Geldern des Bundes, des Landes, der Stiftung Kunst der Sparkasse in Bonn und privaten Gönnern die eigene Macke-Sammlung, die inzwischen als eine der größten des Malers gilt. Als aber in den 1980er Jahren das marode Macke Haus zur Disposition steht, entkernt und umgebaut werden soll, versagt die Stadt kulturpolitisch auf ganzer Linie. Bürger der Stadt müssen das Kleinod retten.

Die offizielle Seite des Macke-Hauses.

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