Bonner Kunstmuseum lockt mit Expressionisten

Das Kunstmuseum Bonn rückt Heinrich Campendonk mit einer Ausstellung ins Rampenlicht. In vier repräsentativen Exempeln verfolgt Kurator Volker Adolphs die malerische Entwicklung des jungen Campendonk.

Bonner Kunstmuseum lockt mit Expressionisten
Foto: Kunstmuseum

Bonn. Nach Hans Thuar und Paul Adolf Seehaus rückt das Kunstmuseum Bonn den dritten Künstler aus dem Kreis um August Macke ins Rampenlicht: Heinrich Campendonk, der von 1889 bis 1957 lebte. Wenngleich er vielleicht weniger als die Malerfreunde die stilistische Zuordnung zu den Rheinischen Expressionisten verdient, so fällt doch seine menschliche Nähe zu August und Helmut Macke sowie Heinrich Nauen ins Gewicht, letztlich auch die Teilnahme an der Namen gebenden "Ausstellung Rheinischer Expressionisten" im Jahre 1913.

Heinrich Campendonk war den Malern des "Blauen Reiters" gewiss enger verbunden, was er 1911 auch mit seinem Umzug vom Rheinland in das oberbayrische Sindelsdorf dokumentierte. In vier repräsentativen Exempeln verfolgt Kurator Volker Adolphs die malerische Entwicklung des jungen Campendonk, der schon während seiner Ausbildung bei Johan Thorn Prikker mit Cézanne und van Gogh vertraut wurde.

Die "Pferde-Komposition", 1912 in Öl auf Karton gesetzt, verbleibt zwar ganz in den brauntonigen Farben des Kubismus, versucht sich jedoch etwas unbeholfen in einer "unkubistischen" Motivmischung, die schon an den soeben gegründeten "Blauen Reiter" denken lässt.

Mehr noch aus dem Geist dieser süddeutschen Künstlergruppe schöpft die "Gelb-weiße Kuh vor Häusern", in der Campendonk die aktuellen malerischen Tendenzen auslotet. Er verbindet eine kubistisch-futuristische Formensprache mit einem klaren, an Robert Delaunay orientierten Kolorit. Max Ernst war damals die "Vereinigung von formalen Ausdrucksmitteln mit dem Farbenlicht" aufgefallen.

Im Jahre 1914 schuf Campendonk das farbfrohe Ölgemälde "Junges Paar am Tisch (Stillleben mit zwei Köpfen)", in dem das Doppelporträt Heinrichs mit seiner jungen Frau Adda zum Stillleben mutiert - und umgekehrt. Eine solche Motivverknüpfung auf der Leinwand prägt auch das von Rot dominierte Bild "Mann und Maske (L'homme en rouge)", das Heinrich Campendonk 1922 gemalt hat. Ein Früchtestillleben - eine späte Hommage an Cézanne? - und eine Vase stehen Maske und Mann, der in marionettenhafter Pose dasitzt, zur Seite.

Dieses Gemälde zählt offenbar zu den letzten von der Hand Campendonks, der noch in seinen besten Jahren der Malerei entsagte, obwohl er doch schon 1924 die Ehre einer ersten Retrospektive im Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen erfuhr. Man könnte mutmaßen, er habe seine eigene Zeit, die fruchtbare Avantgarde des 20. Jahrhunderts, überlebt. Die Ideen des "Blauen Reiters" ließ er allerdings noch in den monumentalen Glasfenster-Entwürfen seiner späten Jahre fortleben. Mit der internationalen Abstraktion hat er sich nie auseinandergesetzt.

Den Campendonkschen Holzschnitten lässt sich ein Lebensideal des introvertierten Künstlers ablesen, das Ideal eines paradiesischen und friedfertigen Beieinanderseins. In Bildern wie "Am Tisch sitzende Frau mit Katze und Fisch" oder "Ziegen und Wildkatzen" suchte er offenbar tierische Instinkte außer Kraft zu setzen; und seine Aktfiguren in freier Landschaft träumen von der Einheit der Natur mit dem Menschen.

Nicht allein diese monografische Schau um Campendonk sollte ins Kunstmuseum Bonn locken; auch die Rückkehr vorübergehend verborgener Zeitgenossen - etwa Nolde, Jawlensky, Beckmann, Ernst - lohnt den Besuch in der Sammlung der Klassischen Moderne.

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