„Space Is Only Noise“ im Theater im Ballsaal Bonner Junior Company am Herzschlag der Großstadt

Bonn · Die Bonner Junior Company präsentiert „Space Is Only Noise“ im Theater im Ballsaal. Dabei gelingt es ihr, abstrakte Vorstellungen mit starken Bildern ans Publikum zu übermitteln

 Raum, Klang, Tanz: Junior Dance Company im Ballsaal.

Raum, Klang, Tanz: Junior Dance Company im Ballsaal.

Foto: Thomas Kölsch

Zur Ruhe kommen ist gar nicht so einfach. Vor allem nicht in einer Stadt, in der das Leben pulsiert und eine beständige Geräuschkulisse die Menschen in einen oft zu hektischen Rhythmus zwängt. Diesen hat die Junior Company Bonn nun aufgenommen und in ihrer von Rafaële Giovanola und Marcelo Omine geschaffenen Choreografie „Space Is Only Noise“ tänzerisch umgesetzt, die im Theater im Ballsaal Premiere feierte. Stille ist hier ebenso ein Fremdwort wie Stillstand. Selbst in kurzen Momenten der Entschleunigung sind die Jugendlichen immer in Bewegung – und schwanken dabei zwischen dem Streben nach Individualität und der Sehnsucht nach einem Zusammengehörigkeitsgefühl.

„Space Is Only Noise“ ist eine Art Collage, die immer wieder den Blick auf andere Aspekte der Gesellschaft lenkt. Mal geht es um den Handywahn, dann wieder um Streitereien oder auch einfach nur um den fehlenden Blick in Richtung der anderen, weil man lieber in der Masse allein ist statt Teil eines Kollektivs. Dies spiegelt sich auch in den Tänzern wider, die häufig ihrer eigenen Körpersprache frönen, verspielt, hip oder – in einem Fall – überraschend sinnlich durch einen Plastikvorhang treten und sich zu der Musikzusammenstellung von Jörg Ritzenhoff so bewegen, wie es ihrem Naturell entspricht. Nur an ausgewählten Stellen agiert eine Gruppe synchron, ist der Schwarm auf einer Wellenlänge. Es sind kurze Momente einer Gemeinschaft, die kurz darauf wieder zerbricht, überlagert von den unterschiedlichen Bedürfnissen des Einzelnen.

Die Bonner Junior Company, die sich seit fünf Jahren als tänzerisches Experimentierlabor für Heranwachsende zwischen acht und 18 Jahren versteht und die mit ihrem letzten Stück „Look At Me“ zum Tanztreffen der Jugend im Rahmen der Berliner Festspiele eingeladen worden war, hat sich mit ihrer neuen Produktion auf eindrucksvolle Weise einen Raum – in diesem Fall den urbanen – erschlossen. Dabei gelingt es ihr, die abstrakten Vorstellungen mit starken Bildern ans Publikum zu übermitteln und letztlich den Titel ihrer Choreografie ad absurdum zu führen. Denn Raum ist eben nicht nur Lärm. Sondern auch Klang. Und Tanz. Anmut im Chaos. Muss man auch erst einmal schaffen.

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