Valentin Scholz Bonner Filmemacher zeigt "Older Brothers"

Bonn · Im seinem neuen Film dokumentiert Valentin Scholz das Verhältnis zweier Brüder, die über die Kanäle Frieslands schippern. Einen Plot Twist hat die Geschichte.

Im Film „Older Brothers“ dokumentiert Valentin Scholz (r.) eine Reise seines Vaters Wolfgang (l.) und seines Onkels Günther.

Im Film „Older Brothers“ dokumentiert Valentin Scholz (r.) eine Reise seines Vaters Wolfgang (l.) und seines Onkels Günther.

Foto: Katharina Weber

Einmal im Jahr heißt es für die Brüder Wolfgang und Günther: Schiff ahoi. Dann packen sie Mützen, Hosenträger und das ein oder andere Fünf-Liter-Fässchen Bier ein und chartern im niederländischen Örtchen Sneek ein Boot, um auf den malerischen Kanälen Frieslands die Seele baumeln zu lassen. Auf der letzten Reise hat sie dabei der Bonner Filmemacher Valentin Scholz begleitet. Zehn Tagen lang waren er und seine Kamera als stille Beobachter mit an Bord. Das Ergebnis „Older Brothers“ zeigt er am Donnerstag um 19 Uhr im Woki.

Statt einer Reisedoku erwartet die Zuschauer ein knapp 50-minütiger Film über das Verhältnis zweier Brüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Regisseur Scholz hat Wolfgang und Günther nicht zufällig aufgegabelt, handelt es sich bei den beiden doch um seinen Vater und seinen Onkel.

Die ursprüngliche Idee für einen Film stammte sogar von Vater Wolfgang. Aber: „Ich hab ihm gleich gesagt, wie das ist mit dem Eltern-Kind-Verhältnis und dass ich den Film drehe, den ich drehen will“, erinnert sich Scholz. Der selbstständige Filmemacher, der für die Action-Trash-Filme „Bang Boom Stalingrad“ 1 und 2 sowie die Doku „Fortuna“ über den gleichnamigen Kölner Fußballverein verantwortlich ist, meint: „Es war für mich bisher der schwerste Dreh. ... Stell dir vor, du bist mit deinem Vater und deinem Onkel zehn Tage auf einem Boot. Die meisten können sich schnell ausmalen, dass das nicht einfach war.“

„Older Brothers“ ist ein Film, der sich Zeit nimmt. In aller Ausführlichkeit zeigt Scholz zu Beginn, wie das Boot unter einer Zugbrücke entlanggleitet. Die laut ihm „längste und brutalste Einstellung“. Das bricht mit üblichen Sehgewohnheiten: schnelle Schnitte, kurze Einstellungen, ein einladendes Intro. „Beim Filmemachen lernst du die Standards, dann lernst du sie zu brechen.“ Die Schnittweise sei bewusst ausgewählt: Später im Film folgen weitere Fahrten unter Brücken hindurch, die aber wesentlich kürzer ausfallen. „Dadurch gewinnt der Film Geschwindigkeit“, sagt der 33-Jährige.

Fahrt nimmt der Film auch dank der Dialoge auf. Eine regnerische Nacht im Schiffsinneren. Hitzig geht es einher, als die beiden Gedichte lesen. „Du musst das allegorisch sehen. Transzendent“, kommentiert Wolfgang schlaumeierisch. Günther gibt zurück: „'Noch so ein schlauer Spruch', sprach der kleinere Bruder und forderte seinen großen Bruder heraus, der nur aus einem Buch lesen konnte und keine eigenen Sachen formulieren.“

Sowohl Wolfgang als auch Valentin Scholz werden die Endfassung des Films zum ersten Mal am Donnerstag sehen. Verantwortlich für den Schnitt war nämlich Scholz' Studienfreundin und Editorin Friederike Dörffler.

„Older Brothers“ ist keine klassische Dokumentation: Es gibt keine Instanz, die das Gezeigte einordnet. Bis auf die 93-jährige Oma Hilde, die in ihrem Wohnzimmer nahe Münster sitzt und in Zwischenblenden von ihren Söhne erzählt. Aber auch ihre Anekdoten liefern keine lückenlosen Biografien – vermutlich war das aber auch nicht das Ziel. Denn selbst wenn hier der Sohn den Vater und den Onkel porträtiert, steht ganz klar stets die Beziehung der ungleichen Brüder zueinander im Vordergrund.

„Older Brothers“ plus kleines Vorprogramm, Donnerstag, 10. Januar, 19 Uhr, im Woki. Moderation: Der Käptn. Tickets gibt es für 10 Euro vor Ort und unter www.woki.de

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