„Im Meer versunken“ Bonner Ausstellung im LVR Landesmuseum

Bonn · Die archäologische Schau „Im Meer versunken“ im LVR Landesmuseum zeigt spannende Fundstücke aus der Gegend von Sizilien.

Ein besonders eindrucksvolles Fundstück aus der Ausstellung „Im Meer versunken“.

Ein besonders eindrucksvolles Fundstück aus der Ausstellung „Im Meer versunken“.

Foto: Benjamin Westhoff

Am 10. März 241 v.Chr. kommt es vor der Westspitze Siziliens bei den Ägadischen Inseln zu einer der größten Seeschlachten der Antike. Es regnet an diesem Tag, und ein starker Südwestwind macht den Römern unter der Führung des Konsuls Lutatius Catulus zu schaffen, das wissen wir heute aus vielen Beschreibungen der Schlacht von antiken Historikern.

Catulus hatte mit seiner nagelneuen Flotte den Hafen von Lilybaion, dem heutigen Marsala, blockiert, um die karthagischen Besatzungstruppen im Westen Siziliens von ihren Nachschublinien abzuschneiden. Karthago sendet eine starke Flotte zur Befreiung der Hafenstadt aus, aber die Römer warten vor der kleinen ägadischen Insel Levanzo auf den Kriegsgegner und bringen sich in Stellung. Catulus entschließt sich, trotz der für seine Schiffe ungünstigen Windverhältnisse, zum Angriff und schlägt die Karthager vernichtend.

Ein Sieg, der den ersten Punischen Krieg beendet und die Grundlage für das zukünftige römische Weltreich legt. Abgesehen von seiner historischen Tragweite ist diese Schlacht für die Unterwasserarchäologie auch heute noch von größter Bedeutung. Das, was Taucher bei den Ägadischen Inseln an erhaltenen Resten der untergegangenen Schiffe auf dem Meeresgrund finden, formt wesentlich unsere Vorstellung von einer über 2200 Jahre alten Vergangenheit.

Das lässt sich in der exzellenten Ausstellung „Im Meer versunken. Sizilien und die Unterwasserarchäologie“ im LVR Landesmuseum erleben. Die Schau mit rund 150 Objekten entstand in Zusammenarbeit mit der italienischen Aufsichtsbehörde Soprintendenza Del Mare, die mit neuesten naturwissenschaftlichen Methoden die im Meer versunkenen Schätze erforscht und sichert.

Aus den über 1000 Wracks, die verstreut im Mittelmeer liegen, greift die Ausstellung eine Handvoll heraus und stellt sie beispielhaft vor. Meist ist es bruchstückhaft, was man über die Besatzung, die Ware, das Schiff selbst oder über seine Route weiß. Auch der Grund für den Untergang – eine kriegerische Auseinandersetzung, Piraten oder „nur“ ein Sturm – ist selten bekannt. Besonders erfreulich in dieser Ausstellung ist ihr immer wieder veränderter Blickwinkel auf die Dinge. So begegnet man neben Ankerteilen auch künstlerischen Werken der Hochkultur, wie dem Bronzefuß einer einst riesigen Elefantenstatue.

Einfache Alltagsgegenstände, entweder als Handelsgüter oder von der Schiffsbesatzung verwendet, können mindestens genauso spannend sein. Dazu gehören Amphoren im Überfluss, aber auch bemalte Fischteller mit einer runden Vertiefung in der Mitte – in die das schmackhafte Öl des servierten Gerichtes zusammenlief. Beeindruckender Höhepunkt der Ausstellung sind drei schwergewichtige bronzene Rammsporne, die erst in den letzten Jahren vor den Ägadischen Inseln gefunden wurden und zu den Zeugnissen jener berühmten Seeschlacht der Römer gegen die Karthager gehören.

Die Rammsporne waren die gefährlichste Waffe der schlanken und leicht manövrierbaren Kriegsschiffe. Sie waren an der Wasserlinie in Verlängerung des Bugs angebracht und konnten mit ihren drei Zacken beim Rammen das gegnerische Schiff manövrierunfähig machen. Heute liegen sie als harmlose Ausstellungsstücke im Museum, aber wie sich seinerzeit die Seeschlacht vor Sizilien abgespielt hat, kann man sich in einer aufwändigen 3D-Animation anschauen. Für alles Weitere ist Fantasie gefragt.

LVR-Landesmuseum, Colmantstraße 14-16, bis 11. März 2018, Di–Fr und So 11-18, Sa 13-18 Uhr. Die Publikation von Sebastiano Tusa, „Versunkene Antike – Faszination Unterwasserarchäologie“ ist für 29,95 Euro, eine 86-seitige Ausstellungsbroschüre für 3 Euro erhältlich.

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