In der Kunstgaleriebonn Bodeninstallation und Zeichnungen von Karim Noureldin

Bonn · Als Karim Noureldin in den 1990er Jahren in New York City zu Hause war, ließ er sich auf das umstandslose, manchmal nomadische Leben eines Künstlers ein. Das Studium an den Kunsthochschulen in Zürich und Basel liegt hinter dem 45-Jährigen.

Jetzt gilt es, auch die Schweiz für eine Weile zurück zu lassen. Eine der wenigen Konstanten in dieser Zeit des Aufbruchs werden für Noureldin seine Zeichnungen. Er sind nicht die ersten, aber in dieser Zeit erfüllen sie vermutlich eine Funktion, die dem Leben in der fremden Metropole Halt und Orientierung gibt. Kleinformatig und auf einfachem Papier entstehen Hunderte von Zeichnungen, die wie geometrische Konstruktionen erscheinen.

Noureldin heftet die Blätter an die Wände seiner Wohnung und schafft sich nach und nach einen visionären Raum, der vom Boden bis zur Decke die reale Umgebung überdeckt. Jetzt darf man eine kleine Auswahl dieser 15 mal zehn Zentimeter großen Zeichnungen in der Kunstgaleriebonn anlässlich einer Einzelausstellung mit Karim Noureldin kennenlernen.

Zwar sind sie hier aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang gerissen und hängen nun ein bisschen vereinsamt und gerahmt in einem Galerieraum statt in der New Yorker Künstlerwohnung. Aber als Zeichnungen funktionieren sie trotzdem, machen neugierig und überraschen den Betrachter, wenn er feststellt, dass die Präzision der Bleistiftlinie pure Suggestion ist.

Bei diesen Gedankengebäuden ist Noureldin geblieben. Auch das Medium der Zeichnung hat er nie verlassen und konsequent für sich entwickelt. Aus Tausenden von Buntstiften, deren Farbtöne sich oft nur um winzige Nuancen unterscheiden, trifft er seine Wahl. Das gilt auch für neuere Arbeiten aus der Reihe "Evo", die im großen Galerieraum wunderbar zur Geltung kommen. Mit über zwei Metern in der Höhe ist der Kontrast zu den Miniaturformaten der New Yorker Zeit zudem bestechend.

Nun mäandert die Linie im Zick-Zack-Kurs über das Blatt und bildet konstruktive Strukturen in einer abstrakten Mehrdimensionalität. In seiner jüngsten Arbeit "Bound", die der Ausstellung ihren Titel gibt, geht Karim Noureldin von der Wand in den Raum. Sechs Holzstäbe, die mit blauem Farbstift bezeichnet sind, liegen wie überdimensionierte Mikadostäbe auf dem Galerieboden. Eine fragile Konstruktion, die bei der kleinsten Erschütterung ins Wanken kommt. "Bound" führt die klare, aber variable Präzision der Zeichnungen in eine andere Dimension.

Kunstgaleriebonn, Lotharstraße 106; bis 20. April, Di-Fr 14-18, Do 14-22 Uhr, Sa 11-15 Uhr und nach Vereinbarung.

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