Interview vor Auftritt in Bonn Björn Heuser: Es ist eine Ehre, den Telekom Dome zu füllen

BONN · Der Kölner Sänger Björn Heuser kommt mit seinem Mitsingkonzert im April in den Telekom Dome - auch mit bönnschem Liedgut. Im Interview spricht er über das Konzert in Bonn und die Besonderheiten des gemeinsamen Singens.

 Heuser live: „Diese Lieder wollen und müssen gesungen werden; egal ob vor 20, 200 oder 20 000 Leuten“

Heuser live: „Diese Lieder wollen und müssen gesungen werden; egal ob vor 20, 200 oder 20 000 Leuten“

Foto: Moritz Kuenster

GA: Herr Heuser, Sie bezeichnen sich als „Berufskölner“. Was ist das?

Heuser: Der Begriff wurde von Kölner Medien geprägt. Ich habe die Bezeichnung gern übernommen, weil alle meine künstlerischen Tätigkeiten mit Köln zu tun haben – in erster Linie die Mitsingkonzerte, aber auch Liedprojekte mit Kindern, denen ich die kölsche Sprache vermittle.

GA: Berufskölner – kann man das lernen?

Heuser: Teile der Sprache kann man sicherlich lernen, wobei Kölsch bei Eingeborenen authentischer klingt.

GA: Geht es nur um die Sprache?

Heuser: Nicht nur. Ich bin beim Thema Köln weitläufig unterwegs und beobachte genau, was insgesamt in der Stadt passiert. Zurzeit läuft im Millowitsch-Theater eine Ausstellung mit Fotografien der Orte, die für mein künstlerisches Schaffen inspirierend waren.

GA: Was passiert gerade mit dem Millowitsch-Theater?

Heuser: Peter Millowitsch hat die Stelle des Theaterdirektors aufgegeben, aber er steht weiter auf der Bühne, und das Theater veranstaltet als Volksbühne am Rudolfplatz fast täglich Vorstellungen. Ich stehe mit diversen Konzertproduktionen ebenfalls regelmäßig dort auf der Bühne.

GA: Am 14. April geben Sie ein Mitsingkonzert im Telekom Dome. Was ist speziell an dem Bonner Termin?

Heuser: Wie immer erhalten alle Besucher Texthefte, damit sie mitsingen können. Die Lieder sind kölsch, doch für Bonn habe ich noch ein paar Stücke ausgesucht, die auch mit dieser Stadt zu tun haben.

GA: Welche Stücke sind das?

Heuser: Der „Villa Billa Walzer“ von Willi Ostermann. Es geht um die Marktfrau Sibilla Schmitz, die über Nacht zu viel Geld gekommen ist. Im Refrain heißt es: „Jetz hät dat Schmitzen Billa en Poppelsdorf en Villa.“ „Achterbahn“ von den Bläck Fööss handelt von Pützchens Markt. Natürlich spielen wir auch die FC-Hymne, es gibt sicherlich auch in Bonn Fans des 1. FC Köln.

GA: Wird die Bühne auf dem Spielfeld der Baskets aufgebaut?

Heuser: Ja. Die „Center-Stage“ gehört zu unserem Konzept. Die Besucher sitzen um uns herum. Nach den ersten beiden Liedern stehen sowieso alle – und singen. Trotz der Größe soll es ein familiäres Konzert werden. Vergleichbar mit einem Lagerfeuer, an dem man sitzt und singt.

GA: Sie bringen Freunde mit. Wen?

Heuser: Meinen Bonner Kollegen Volker Weininger beispielsweise. Hinzu kommt eine Abordnung der Band Klüngelköpp, mit denen ich in der Lanxess Arena bereits einige Gänsehautmomente hatte. Auch Andrea Schönenborn von den Funky Marys wird dabei sein. Aber: Im Fokus stehen unsere Besucher, die den großen Chor bilden. Wir leiten die Sängerschar nur an.

GA: In der Arena besteht Ihr Chor aus fast 20 000 Sängern, im Stadion sind es 50 000 Fußballfans. Was treibt die Menschen an?

Heuser: Singen steckt tief im Menschen drin. Wenn die Leute singen, werden sie offener, freier. Man erkennt es an den Augen: Sie singen sich etwas von der Seele.

GA: Solche Konzerte liegen im Trend. Gab es in den Jahrzehnten vor dem Boom eine Art Vakuum?

Heuser: Ich betreibe Mitsingkonzerte seit gut 15 Jahren. In der Zeit davor war das nicht angesagt. Bei der Vorstellung, dass sich 300 Leute mit einem Textheft in der Kneipe treffen und Volkslieder singen, hätte man damals eine Sekte vermutet. Volkslieder waren eher verpönt. Wobei ich im Grunde nichts anders singe als Volkslieder. Nun ist das Thema in Mode gekommen, nicht nur durch mich.

GA: Sehen Sie sich als Pionier?

Heuser: Die Band De Familich hat seinerzeit ebenfalls in kleinen Kneipen gesungen. Das hat sich über die Jahre langsam entwickelt. Meine Freitagskonzerte im Gaffel am Dom haben mittlerweile Kultstatus, am kommenden Freitag spiele ich dort zum 451. Mal quasi in Folge.

GA: Haben Sie freitags nichts anderes zu tun?

Heuser: Gut, ich habe in den knapp zehn Jahren zweimal ausgesetzt – wegen Krankheit. Anfangs saßen da 50 Leute, die ich beim Essen gestört habe. Da hieß es: „Der dicke Mann soll leiser singen!“ Seit einigen Jahren kommen fast 1000 Besucher zum Singen ins Brauhaus.

GA: Wie bändigen Sie 50 000 sangesfreudige FC-Fans im Stadion?

Heuser: 50 000 minus die Gästekurve. Aber der Rest hat wirklich Bock auf das Lied „Du bess die Stadt“ der Bläck Fööss, das ich zum Auftakt singe.

GA: Mit welchem Lied könnte man dem FC zum Klassenerhalt verhelfen?

Heuser: Oha, schwierige Frage. Die Kölner stehen auf Melancholie und gehen gern auf Nummer sicher. Also würde ich „In unserem Veedel“ vorschlagen. Da heißt es sinngemäß: Egal was auch passiert, wir stehen zusammen.

GA: Schon wieder diese typisch kölsche Rückversicherung, dass es wahrscheinlich doch nicht klappt. Wo bleibt die Offensive?

Heuser: Vielleicht ist es trotzdem das richtige Lied, denn einerseits liegt dem Kölner diese Rückversicherung, andererseits ist er dabei nicht konsequent.

GA: Warum nicht?

Heuser: „Ich liebe dich“ kann man gar nicht ins Kölsche übersetzen, das Thema lässt der Kölner gern ein bisschen offen.

GA: Gibt es eigentlich ein Lieblingsmitsinglied?

Heuser: Einige. Ich selbst bin BAP-Fan, den Song „Jraaduss“ aus dem Jahr 1981 spiele ich fast bei jedem Konzert – und die Leute singen begeistert mit. Auch viele junge Besucher, die den Song mir zuschreiben, weil sie das Original altersbedingt nicht kennen. Zeitlos beliebt ist dann doch „In unserem Veedel“, das in allen Lebenslagen passt und geliebt wird. Und die Bläck Fööss als Mutter aller kölschen Bands haben damit eine für den kölschen Kosmos überirdische Hymne geschaffen.

GA: Sie haben für andere Bands Lieder geschrieben. Was genau?

Heuser: Für Brings die Nummer „Su wie du“, leider kein Hit. Für die Bläck Fööss ein Weihnachtslied, für Zeltinger passsenderweise ein Trinklied und für die Klüngelköpp das vielgespielte Karnevalslied „Jedäuf met 4711“.

GA: Sie gastieren oft in nichtrheinischen Regionen. Wer will Sie dort hören?

Heuser: Exilkölner. Dreimal im Jahr Berlin, viel München, Stuttgart, Karlsruhe. Überall in der Welt leben Exilkölner und Fans der kölschen Musik, die sich zusammenrotten und singen. Ich habe sogar in New York gespielt.

GA: In einem Brauhaus?

Heuser: Im Biergarten eines Brauhauses. Die Brauerei hat das organisiert. Auch nach Peking ging es. Die Chinesen haben richtig abgefeiert.

GA: Als Teenager sind Sie mit Ihrem Vater durch die Gegend getingelt. Waren die Lehr- und Wanderjahre prägend?

Heuser: Ja. Ich habe ihm das Gitarrenspiel beigebracht, weil ich mich mit 13, 14 Jahren nicht alleine auf die Bühne getraut habe. Es war eine Schule fürs Leben.

GA: Heute spielen Sie in großen Hallen, aber auch in kleinen Kneipen? Brauchen Sie die kuschelige Atmosphäre?

Heuser: In jedem Fall. Es ist eine Ehre, die Arena oder den Telekom Dome zu füllen. Doch mein Grundsatz bleibt, dass ich nicht vergesse, woher ich komme. Letztlich stehe ich mit meiner Klampfe auf der Bühne und singe. Diese Lieder wollen und müssen gesungen werden. Egal ob vor 20, 200 oder 20 000 Leuten.

Tickets gibt es in den Bonnticketshops der GA-Zweigstellen und auf www.bonnticket.de.

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