Benedetto

Sprachglosse

Es ist das Zauberwort des Weltjugendtages - laut gerufen, nach italienischem Vorbild "Beenedetto" skandiert und mit rhythmischem Händeklatschen begleitet. Es ist dasselbe Wort, mit dem das römische Volk diesen deutschen Gelehrten und Kurienkardinal spontan als Bischof von Rom bestätigt hatte, so wie es seinen Vorgänger ohne kanonischen Prozess heiligsprach: "Santo subito!"

Theodor Heuss hätte die Benedetto-Rufe für Joseph Ratzinger als das "Vollwort des Volkes" gewürdigt, das er sich selbst nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten auf den Stufen des Bonner Rathauses eingeholt hatte. "Benedetto" hat sich auch deshalb bei Nicht-Italienern durchgesetzt, weil es "musikalischer" ist als der deutsche "Benedikt", der englische "Ben" oder der lateinische "Benedictus". "Benedictus" ist eher für den gregorianischen Gesang geeignet: "Benedictus qui venit in nomine domini". Denn "Benedictus" heißt "der Gesegnete".

Damit verwandt ist das alte deutsche Wort "benedeien", das es außerhalb des Ave-Maria-Gebetes kaum noch gibt: "Gebenedeit bist du unter den Frauen" (bis vor kurzer Zeit noch "Weibern"). Auch das wäre schwerer auszurufen als "Benedetto". Deshalb ist dieser Ruf zur Zeit am Rhein so laut zu vernehmen wie zu anderen Jahreszeiten nur das "Alaaf". Bonn und Köln sind ja ohnehin die nördlichsten Städte Italiens.

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