Auktion in London Beethovens Locke für 39.000 Euro versteigert

London · In London ist eine Locke von Ludwig van Beethoven für umgerechnet 39.000 Euro versteigert worden. Der Komponist soll sie sich eigenhändig abgeschnitten und dem Freund Anton Halm für dessen Frau Maria gegeben haben.

Von dem Sohn eines Jugendfreundes von Ludwig van Beethoven wird eine gruselige Geschichte kolportiert: Sein Vater – Gerhard von Breuning – habe ihm erlaubt, gegen Ende der Aufbahrung des toten Beethoven ein paar Locken „mitgehen zu lassen“. Doch als der Souvenirjäger tätig werden wollte, sei der Schädel des Titans bereits ratzekahl gewesen, wie Anne-Catherine Simon, Kulturredakteurin der österreichischen „Presse“, berichtet, andere waren ihm zuvorgekommen.

Das mag erklären, dass doch etliche Locken des Komponisten im Umlauf sind. Gerade kam ein Exemplar im ovalen Rahmen bei Sotheby's in London unter den Hammer und erlöste stolze 35.000 Pfund (etwa 39.000 Euro). Was aber deutlich unter dem Erlös einer Mozartlocke von 2015 liegt, die fast 50.000 Euro brachte (schon 2002 war bei Sotheby's der Hammer bei 38.000 Pfund für Mozarts Löckchen gefallen).

Hier eine Rangordnung der beiden Tonsetzer ablesen zu wollen, ist unseriös. Denn es geht zum einen um einen ziemlich makabren Brauch, sich etwas Haupthaar des verehrten Verstorbenen als profane Reliquie zu sichern, und zum anderen auch um ein höchst spekulatives Unterfangen. Denn zumindest bei Mozart sind Zweifel über die Echtheit angebracht. So besitzt das Salzburger Mozarteum vier angebliche Mozart-Haarproben von vier verschiedenen Menschen – und keine passt DNA-technisch zum ebenfalls nur angeblichen Mozart-Schädel des Mozarteums. Im Jahr 1997 feierte man 1000 Jahre Österreich mit der Schau „1000 Jahre Musik in Österreich“, Mozarts Locken, Haaren von Brahms und Schubert, außerdem Teilen von Beethovens Leichenkleid und Bruckners Gummistrümpfen. Das Magazin „Der Spiegel“ ätzte damals über die alpenländische „Nekrophilen-Party“.

Die gerade versteigerte Locke Beethovens verfügt offenbar über eine gesicherte Herkunft: Der Komponist soll sie sich eigenhändig abgeschnitten und dem Freund Anton Halm für dessen Frau Maria gegeben haben. Die soll zunächst durch einen Dritten eine falsche Haarprobe erhalten haben. Über die der Cellist Carl Groß gesagt haben soll: „Wer weiß ob das Haar ächt ist?“ Möglicherweise handelte es sich um Ziegenhaare – und einen Scherz des Komponisten. Beethoven selbst soll dann Halm gesagt haben: „Sie sind mit der Haarlocke betrogen!“ Sprach's, schnitt sich einige Locken ab und übergab sie mit den Worten: „Das sind meine Haare!“ Das Bonner Beethoven-Haus hielt sich bei der Auktion übrigens raus. Man habe bereits elf Locken des Komponisten, hieß es.

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