Eröffnungskonzert im WCCB Beethovenfest in Bonn eröffnet

Bonn · Das Beethovenfest ist eröffnet. Zum Auftakt sahen die Zuschauer das Orchestre Philharmonique de Radio France unter Leitung des finnischen Dirigenten Mikko Franck.

Eigentlich verbietet sich der Vergleich der beiden Komponisten Maurice Ravel und Ludwig van Beethoven. Zu unterschiedlich ist nicht nur die Musik, sondern auch ihr künstlerisches Naturell. Man kann das an den beiden Werken ablesen, die das Orchestre Philharmonique de Radio France unter Leitung des finnischen Dirigenten Mikko Franck beim glanzvollen Eröffnungskonzert des Beethovenfests am Freitagabend im ausverkauften World Conference Center Bonn (WCCB) spielte.

Ravels „Le tombeau de Couperin“ und Beethovens fünfte Sinfonie sind beide schicksalgeprägt und fügen sich deshalb perfekt ins diesjährige Motto des Beethovenfests: „Schicksal“. Doch wo Beethoven sich mit unbändiger Energie musikalisch den Weg durch die Nacht zum Licht erkämpft, begegnet Ravel dem Schicksal mit wundersam zarten Tönen. Der eine leuchtet, der andere funkelt.

In der ursprünglich für Klavier geschriebenen Suite, die Ravel später in ein viersätziges Orchesterwerk verwandelte, stimmt der Franzose seine Trauer über im Ersten Weltkrieg gefallene Freunde an. Es war an diesem Abend jedoch tröstlich zu hören, dass Ravel musikalisch sehr unpathetisch damit umgeht, weder depressiv noch pathetisch.

Der mal im Sitzen mal im Stehen dirigierende Franck, der seit 2015 Chef in Paris ist, unterstrich mit Recht die Eleganz und Leichtigkeit dieser Musik, ließ die Töne der Holzbläser und Streicher im Prelude sprudeln. Das klang alles wie eine frühlingshafte Morgenstimmung. Recht munter kam dann die Forlane daher, mehr noch der finale Rigaudon. Lediglich im dritten Satz, dem Menuet, hörte man vor allem dank der wunderschön gespielten Oboe melancholischere Töne.

Bevor Beethoven zu Wort kam, begeisterten Orchester und vor allem der französische Pianist Bertrand Chamayou mit Camille Saint-Saëns' Klavierkonzert Nr. 5, das wegen seiner Orientalismen und weil es in Luxor entstand, das „Ägyptische“ genannt wird. Dass Chamayou den Reizen dieser ebenso konservativ zurückblickenden wie geistreichen und virtuosen Musik völlig verfallen ist, merkte man seinem mitreißenden Spiel an. Die virtuosen Passagen des Werks meisterte er ebenso, wie er die klanglichen Finessen etwa im zweiten Satz brillant herausarbeitete. Viel Beifall für den jungen französischen Pianisten, wofür er sich mit Ravels "Pavane pour une infante défunte" als Zugabe bedankte.

In der fünften Sinfonie Beethoven, die in der Schicksalstonart c-Moll steht, ließ das Orchester ganz andere Qualitäten aufleuchten, als in der Musik seiner französischen Landsleute. Die dramatische Energie, mit der Franck die Sinfonie beginnen ließ, gelang ungemein packend: So klopft das Schicksal an die Pforte. Und die Musiker spielten sozusagen auf der Stuhlkante, hochkonzentriert und mit großer Leidenschaft. Den Kontrast, den der zweite Satz dazu bietet, arbeitete Franck überzeugend heraus, wenn auch das Tempo fast grenzwertig schnell geriet. Wie die tiefen Streicher dann den Fugato-Einsatz im dritten Satz hinlegten, hatte echte Klasse.

Im Finale schließlich ließen die Musiker das C-Dur in vollem, hellem Glanz leuchten. Großer Beifall im Saal des WCCB, dem als Zugabe noch die mit ihren zauberhaften Pianissimo-Effekten hinreißend gespielte "Valse triste" des Finnen Jean Sibelius folgte. Man darf davon ausgehen, dass die Musik auch den Menschen auf dem Markt gefallen haben wird, wo sie eine Live-Übertragung des Eröffnungskonzerts auf einer großen Leinwand verfolgen konnten.

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