Unter der Leitung von Christian Lindberg Beethoven Orchester begeistert mit "Morgenstimmung" in Bonner Oper

Bonn · Christian Lindberg dirigiert das Beethoven Orchester, führt Edvard Grieg und eine eigene Uraufführung in der Bonner Oper auf

Nordische Musik sei „mehr als Morgenstimmung“, versprach das Programm des jüngsten Freitagskonzerts des Beethovenorchesters. Das beginnt schon mit der berühmtesten „Morgenstimmung“ der Musikgeschichte, der von Edvard Grieg. Dem stand nämlich bei der Komposition dieses „Allegretto pastorale“ nicht, sagen wir, das Bild der aufgehenden Sonne über einem eisblauen Fjord vor Augen, sondern „die Unendlichkeit der Sahara, morgendlich kühler Wüstensand, das Schnauben von Kamelen“, wie es Tillmann Böttcher in dem anregenden Programmheft schrieb. Denn Peer Gynt, Protagonist der gleichnamigen Schauspielmusik, erlebt mit diesen Klängen einen Sonnenaufgang in der Wüste. Festnageln will man die Musik darauf allerdings nicht – sie aber auch nicht als „ideale“, gleichsam abstrakte Stimmung auffassen.

Unter Leitung des schwedischen Tausendsassas Christian Lindberg gelang dem Beethoven Orchester in der Oper eine zauberhaft innige Interpretation, die am Schluss mit einem beinah unhörbaren pianissimo einen magischen Moment bescherte. Von einer solchen Zumutung wissen sich viele Hörer aber offenbar nur durch eine Hustenorgie unmittelbar im Anschluss zu befreien. Auch die übrigen Sätze der „Peer-Gynt-Suite“ waren ebenso delikat wie packend gestaltet. Lindberg motivierte das Orchester, trotz oder vielleicht auch wegen seiner etwas ungewöhnlichen Dirigierweise ohne Stab, dafür mit einer Mischung aus Wisch-, Wedel- und Greiftechnik einer grandiosen Leistung. Gipfel war das Finale („In der Halle des Bergkönigs“), das Lindberg in eine kontrollierte Raserei verwandelte. Dafür erntete er erste Bravorufe.

Christian Lindberg strahlt gute Laune aus

Das schwedische Multitalent – Posaunist, Komponist und Dirigent – strahlt ungetrübte gute Laune aus – und verabscheut den Frack. Er trägt lieber einen flotten Dress, der im zweiten Teil durch eine lila Jacke ins Auge stach. Ebenso unkompliziert geht ihm auch das Komponieren von der Hand. „Ich höre nur darauf, was mein Hirn und mein Herz mir sagen“, beschrieb er seine Ästhetik. Klingt sympathisch, führt aber nicht unbedingt zu überzeugenden Ergebnissen.

Sein als Uraufführung zu erlebendes Kontrabasskonzert „Blackbear in motion“ bot jede Menge modernistische Versatzstücke, hinterließ keinen nachhaltigen Eindruck, zumal Dan Styffe als Solist nicht immer sauber intonierte. Ganz anders dann die fünfte Sinfonie von Carl Nielsen. Es gehe darin um „dunkle und wache Kräfte“, schrieb der Komponist. Wie er diese Mächte weckte, bändigte und wieder losließ, das war atemberaubend zu verfolgen, zumal das Beethovenorchester in diesem kolossalen Werk noch einmal zur Höchstform auflief.

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