Beethoven Orchester in Bonn Beethoven-Nacht endet mit beeindruckender Aufführung

BONN · Die Zugabe, die der Telekom-Competition-Preisträger Filippo Gorini in der Beethoven-Nacht zum Besten gab, war atemberaubend. Die Oktaven und Akkorde, die er im ersten Satz aus Béla Bartóks Klaviersonate aus dem Jahr 1926 mit hoher Geschwindigkeit und absolut treffsicher in die Tastatur hämmerte, zeigten einen Virtuosen, der sich seiner sicher ist.

 Ode an die Freude: Neunte Sinfonie in der Beethovenhalle.

Ode an die Freude: Neunte Sinfonie in der Beethovenhalle.

Foto: Hagen

Sie machten aber auch deutlich, wie der 20-jährige Italiener die präludierende Kadenz vom Anfang des fünften Klavierkonzertes, das er nach dem Wettbewerbs-Finale nun zum zweiten Mal mit dem Beethoven Orchester unter Leitung von Stefan Blunier spielte, versteht. Nämlich nicht als Fantasie im Geiste der Romantik, sondern als Schöpfung der Moderne, sprich: als eine fast sachliche Abfolge von Tönen.

Das heißt jedoch nicht, dass seine Interpretation insgesamt kalt oder zu nüchtern gewesen wäre. Gorini verknüpft diese Herangehensweise mit feinnervigem Spiel, das es ihm durchaus erlaubt, auf dem Klavier zu singen, nicht nur im heroischen ersten Thema, sondern auch in dem ganz und gar gegenteiligen, fast kindliche Naivität und Unschuld ausstrahlenden zweiten. Auch den lyrischen Ton des langsamen Satzes traf Gorini mit großer Sensibilität.

Den Preisträgern der Competition bietet die Beethoven-Nacht, die das Orchester traditionell am Vorabend von Beethovens Tauftag ins Programm nimmt, eine schöne Bühne. In der ausverkauften Beethovenhalle gab es neben dem Auftritt Gorinis auch eine Wiederbegegnung mit dem Australier Stefan Cassomenos, dem Zweitplatzierten des Jahres 2013.

Das Besondere: Er nahm vor den leeren Stühlen der Orchestermusiker am Flügel Platz, um allein die fünfte Sinfonie von Beethoven zu stemmen. Franz Liszt hatte diese wie alle anderen Sinfonien Beethovens auch für Klavier übertragen. Es war schon erstaunlich, wie orchestral und farbenreich Cassomenos das Werk am Flügel klingen ließ. Und noch erstaunlicher, mit welchen pianistischen Reserven er die Durch-die -Nacht-zum -Licht-Dramaturgie des Werkes gestaltete. Das Publikum war von dieser pianistischen und musikalischen Glanzleistung hingerissen.

Mit vollem Orchester plus Chor und Solisten erklang zum Schluss des langen Abends die neunte Sinfonie Beethovens, die zugleich für die Gesamteinspielung der Sinfonien durch das Beethoven Orchester mitgeschnitten wurde. Sehr viel nachträgliche Kosmetik am Mischpult braucht es da nicht. Stefan Blunier dirigierte eine ungemein kraftvolle, vorwärtsdrängende und emotional starke Sinfonie.

Schon im ersten Satz unterstrich er das etwa durch eine geschärfte Rhythmik und mit dem auffallend akzentuierten Einsatz der Pauke, durch den der dramatische Geist, der diesem Satz innewohnt, voll zur Entfaltung kam. Gleichzeitig legte der Dirigent aber auch großen Wert auf klangliche Transparenz und Klarheit und im langsamen Satz auf ruhig atmende Melodielinien.

Mit dem von Petr Fiala bestens vorbereiteten Tschechischen Philharmonischen Chor aus Brünn und dem Solistenquartett Elza van den Heever (Sopran), Janina Baechle (Alt), Robert Dean Smith (Tenor) und dem früheren Bonner Ensemblemitglied Georg Zeppenfeld (Bass) stand Blunier erstklassige vokale Unterstützung zur Seite. Sie sangen, wie das Orchester spielte: mit immensem Ausdruckswollen. Das Publikum applaudierte nach dem großartigen Finalsatz lange und stehend.

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