14. Bonner Videonale Barfuß zur Kunst durch den Parcours

BONN · Im Rahmen der 14. Bonner Videonale verbindet ein Parcours das Video-Festival mit Kulturinstitutionen der Stadt. Als Parcours bezeichnet man allgemein eine Strecke mit vorbereiteten Hindernissen. Insofern trägt der "Videonale-Parcours", der am Rande des diesjährigen Festivals für zeitgenössische Videokunst in Bonn abgesteckt wurde, seinen Namen zu Recht.

 Wellness im Kunstmuseum: Szene aus "Musen Bad" von Clea Stracke und Verena Seibt.

Wellness im Kunstmuseum: Szene aus "Musen Bad" von Clea Stracke und Verena Seibt.

Foto: Schoenebeck

Etwas abseits vom Herz der 14. Videonale, das im Kunstmuseum schlägt, präsentieren auch andere Bonner Kulturbetriebe in ihren aktuellen Ausstellungen Beiträge zur Medienkunst. Die Idee ist gut, in der Umsetzung holpert es noch ein wenig. Die Abstimmung der Öffnungs- und Laufzeiten könnte besser sein, und insgesamt sind die Informationen zu den einzelnen Projekten eher spärlich. "Aber wir wollen nicht meckern", sagt Galeristin Sibylle Feucht. "Wir sind froh, dass wir mitmachen können."

Interessant ist er jedenfalls, der Videonale-Parcours. Am besten beginnt man im Kunstverein mit dem Video "Musen Bad" von Clea Stracke und Verena Seibt. Die beiden Künstlerinnen von "Minus 1", dem Experimentallabor der Kunsthochschule für Medien in Köln, erzählen eine etwas andere Museumsgeschichte. Drehort für ihr Video war das Bonner Kunstmuseum, das sich in eine Wellness-Oase verwandelt hat mit saunierenden und sehr entspannten Menschen, die den bekannten Ort umdefinieren.

Gleich nebenan in der Gesellschaft für Kunst und Gestaltung zeigt die Künstlergruppe "Tapemosphere" eine Klanginstallation, in der man staunend die zitternde Bewegung eines Magnetbandes verfolgt. Ein alter Kassettenrekorder spult sphärische Klänge mit Anspielungen an Odysseus und die Versuchung der Sirenen ab.

Eine Tür weiter im Künstlerforum geht Julia Weißenberg in ihrem Video "Snowstorm" der digitalen und analogen Wirklichkeitserfassung nach. Der Film beobachtet eine Gedächtniskünstlerin beim Memorieren eines Binärcodes. Der Ziffernfolge liegt eine digitale Fotografie zugrunde, die schließlich zu William Turners Seestück "Schneesturm" führt. Als Nächstes steht "Das Esszimmer" auf dem Parcours-Programm.

Wer die Galerie von Sibylle Feucht mitten in Kessenich noch nicht kennt, sollte das jetzt unbedingt ändern. Die Galeristin mit dem sympathischen Schweizer Akzent zeigt zwei aktuelle Beiträge der Videokünstlerinnen Doris Schmid und Petra Egg. Beide beziehen sich in ihren starken Arbeiten auf Erzählungen des argentinischen Schriftstellers Julio Cortázar (1914-1984), in denen Tiere eine Rolle spielen. Wenn man dann einer Fliege dabei zuschaut, wie sie auf dem Rücken fliegt, scheint für kurze Zeit das Unmögliche möglich zu werden.

Um einen weiteren surrealen Moment auf diesem Videonale-Parcours mitzunehmen, kann man sich abschließend ins Kameha Grandhotel am Bonner Bogen begeben. Dort, im Rauchersalon, zeigt der große Fernseher nicht nur Nachrichten oder den Infokanal des Hotels, sondern (auf Anfrage beim netten Personal) auch den einminütigen Loop "Blick zurück ins Zentrum des Blicks" von Ascan Breuer. Darin begegnet man dem ernsten Gesicht eines Jungen, während die Kamera auf eine Szenerie aus slumartigen Bretterbuden am Rande eines dreckigen Gewässers schwenkt.

Während man also auf den Monitor schaut, in schwarzen Lederpolstern Drink und Zigarette genießt und fein gekleideten Hotelgästen bei ihren Geschäftsunterhaltungen zuhört, kann man durchaus ins Grübeln kommen.

Ausführliche Informationen zum Videonale-Parcours: www.videonale.org

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