Anne Clark gibt sich in der Harmonie versöhnlich

Hoffnungsschimmer: Das Ende der Endzeit

Anne Clark gibt sich in der Harmonie versöhnlich
Foto: Horst Müller

Endenich. Wem kurz vor Karneval noch nach einer Aufführung musikalischen Weltschmerzes war, der war in der Harmonie bestens aufgehoben. Denn dort gab sich die Dark-Wave-Ikone Anne Clark die Ehre.

Über 400 Konzertbesucher waren es, die der 48-jährigen Britin in Endenich einen begeisterten Empfang bereiteten, als sie sich, in Blazer und Blue-Jeans gekleidet, am Mikrofonständer in Positur brachte, um mit ihrem Vortrag zu beginnen. Vortrag deshalb, weil Anne Clark nicht singt, sondern eine "Spoken Word"-Performerin ist. Dass heißt, sie trägt ihre düster poetischen Songtexte seit Beginn ihrer Karriere 1982 hypnotisch-rhythmisch gesprochen vor.

Berühmt geworden ist Anne Clark in den frühen 80er Jahren als eine Weggefährtin von Depeche Mode, in deren Vorprogramm sie erste Live-Auftritte absolvierte. Verknüpfungspunkt zwischen der heute legendären Band um Martin Gore und der Poetin war damals die Vorliebe für alle neuen elektronischen Möglichkeiten des Musizierens.

Synthesizer, Drum-Computer und erste Sample-Techniken wurden schließlich wegweisend eingesetzt. Dabei bastelte sich Clark mit Co-Produzenten ihren Sound etwas tiefgründiger und weniger poppig zusammen. Die so entstandenen Stücke "Wallies", "Sleeper in Metropolis" und "Our Darkness" sind Meilensteine der elektronischen Musik der Achtziger.

Alle drei Nummern standen in der Harmonie auf der Setliste und waren die gefeierten Höhepunkte des Abends. Mitsamt einer fünfköpfigen Live-Band kamen diese Wave-Disco-Hits, von denen es unzählige Remixe gibt, dabei stärker akustisch arrangiert daher als bekannt und betteten sich so in das restliche Konzert ein. Das basierte auf der aktuellen Anne-Clark-CD "The Smallest Acts Of Kindness?. Über weite Strecken trafen hier Piano, Streicher, Gitarre und Schlagzeug auf eher sparsam eingesetzte Keyboard-Klangwelten.

Eine primär dancefloor-orientierte Nummer wie die aktuelle Single "Full Moon" stellte da eine Ausnahme dar. Stattdessen wurde es mal folkig-melancholisch ("The Hardest Heart"), mal unplugged ("Know"), mal rocklastig ("Prayer Before Birth").

Die musikalische Untermalung für ihre Texte ließ sich Anne Clark so abwechslungsreich gestalten. Poetisch verlässt die Dichterin darin mittlerweile auch die ganz dunklen Pfade der Gothic-Wave-Ära der 80er Jahre. Es schmerzt immer noch einiges auf der Welt, aber Anne Clark vermittelt anno 2009 angenehm mehr Hoffnung als Endzeitstimmung in ihrer Kunst.

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