Oper in Bonn Andy Warhol trifft Modest Mussorgski
BONN · Die Ankündigung weckte Erinnerungen: Figurentheater und Musik gab es beim ersten Familienkonzert in der Oper. Fast fühlte man sich an frühere Zeiten erinnert, in denen das Beethoven Orchester zusammen mit dem Wuppertaler Puppenspieler Günther Weißenborn Kinderkonzerte bestritt.
Klassisches Puppenspiel und klassische Musik, mit so viel bildungsbürgerlicher Biedermeierlichkeit hatte das Familienkonzert allerdings nicht das geringste gemein. Denn die Bilder, die Karin Schäfer und ihre Mitstreiterinnen Almut Schäfer-Kubelka und Jeanne Nickels für Modest Mussorgskis "Bilder einer Ausstellung" fanden, gingen weit darüber hinaus.
Ihr fast schon intellektueller Ansatz, der für jedes der Stücke Bilder und Skulpturen von Künstlern des 20. Jahrhunderts adaptiert hat, bot nicht nur hintergründige Anspielungen auf zahlreiche Meisterwerke, sondern auch einfach schöne Bilder, die die assoziative Kompetenz der jungen Konzertbesucher anzuregen vermochten.
Höchst vergnüglich war Andy Warhols Suppenkonserve zu Mussorgskis "Ballett der Küchlein", der in einem kleinen Kurzfilm eine muntere Schar gelber flauschiger Entchen entsprang, sehr einleuchtend auch die zwei Porträts von Picasso nachempfundene Szene, und durchaus innovativ die an eine Installation Martin Kippenbergers angelehnte Umsetzung zu "Die Hütte der Baba-Jaga".
Weniger überzeugend war die Adaption der "Badenden" von Miró oder eine mit wackliger Handycam gefilmte, von David Hockneys "Sitting in a Zen garden" inspirierte Aktion, bei der aus einem Behälter auslaufender Sand nach und nach das Bild eines Schlosses freigibt.
Das Beethoven Orchester spielte unter der Leitung von Domingo Hindoyan Mussorgskis durch Maurice Ravel instrumentierte Partitur mit sympathischem Charme, lotete farbenreich deren Extreme aus und bewies auch Sinn für musikalischen Humor. Vollends hinreißend war aber die Zugabe nach dem knapp dreiviertelstündigen Konzert: Strawinskis "Cirkus-Polka für einen jungen Elefanten", phänomenal in Szene gesetzt.
