Klavier Andreas Staiers Meisterkurs im Kammermusiksaal

Bonn · Drei Flügel, drei Klangwelten. Einer stammt aus dem Hause Steinway. Er steht für den internationalen Standard des Klaviersounds des 20. und wohl auch des 21. Jahrhunderts: perfekt ausgewogener, klarer und sonorer Klang.

Den zweiten baute Conrad Graf 1824. Leiser im Klang, an den Ahnherrn Cembalo erinnernd, jeder Ton ein eigener, oft eigenwilliger Charakter. Den dritten konstruierte Thomas Broadwood 1817. Den schätzte Beethoven: füllig und satt im Klang.

Zwischen diesen Klangwelten bewegen sich die vier Teilnehmer des diesjährigen Meisterkurses im Beethoven-Haus. Zusammen mit dem Dozenten Andreas Staier erkunden sie Werke von Beethoven, Clementi und Dussek. Am Vormittag des vierten Kurstages beginnt Michail Shilyaev mit Beethovens "Sturm-Sonate" op.31 Nr.2 - vor den Ohren einiger Gäste, denn der Unterricht ist öffentlich.

Shilyaev, Jahrgang 1979, spielt die Sonate zunächst ganz - auf dem Graf-Flügel. "Sehr schön", meint auch Andreas Staier - und geht zur Detailkritik über. Sanft im Ton, aber doch unmissverständlich macht er auf Versäumnisse aufmerksam. Zuvor hatte Staier die Idee des Stücks erläutert: "Beethoven komponiert hier quasi das Entstehen von Musik".

Dann ist Sergej Lukashuk an der Reihe: mit Beethovens später As-Dur-Sonate - am Steinway-Flügel. "Excellent", befindet der Dozent die Interpretation. Wirklich zufrieden ist er natürlich nicht, denn: "In diesem Übergang versteckt sich etwas Espressives." - Abschlusskonzert mit allen vier Teilnehmern des Meisterkurses: heute Abend, 19 Uhr, im Kammermusiksaal.

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