Im Haus der Geschichte Amerika-Ausstellung lädt an vielen Stationen zum Mitmachen ein

Bonn · Vielleicht wäre ein Samstag doch besser gewesen. Vielleicht hätten dann im Haus der Geschichte tatsächlich Menschen vor der Jukebox getanzt. So wie es ein Kollege begeistert erzählt hatte.

 Berufsschüler aus Lahnstein schauen sich die Chopper an, die Peter Fonda signiert hat.

Berufsschüler aus Lahnstein schauen sich die Chopper an, die Peter Fonda signiert hat.

Foto: Max malsch

Aber es ist ein Dienstag, später Vormittag, und die internationale Schule, die doch so prima in den Artikel gepasst hätte, verlässt gerade das Museum an der Willy-Brandt-Allee. Dafür aber nimmt das Ohr auf einmal viele Stimmen in der Wechsel-Ausstellung "The American Way. Die USA in Deutschland" wahr.

Sie gehören zu Lisa (18), Lina (22), Natalie (21), Annika (17), Pascal (17) und zwei Lauras (17 und 20). "Das ist viel besser als Unterricht", sagt Lisa, die mit ihrer Berufsschulklasse aus Lahnstein angereist ist. In 30 Minuten haben sich die angehenden Verwaltungsfachangestellten angeschaut, welche Spuren die Vereinigten Staaten seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland hinterlassen haben. "Die USA waren ein Vorbild für Deutschland", meint Michelle (21).

Fasziniert sind sie alle von dem ausgestellten Chopper, mit Peter Fondas Unterschrift auf dem Sternenbanner-Tank. Dass Maschine und Mann einst für die Wunschträume junger Erwachsener in den 1960ern standen, ist für die Berufsschüler nur schwer nachzuvollziehen. Beeindruckender finden sie die alte Stars-and-Stripes-Fahne, relativ zu Beginn des Rundgangs.

"Die ist aus dem 19. Jahrhundert, und amerikanische Truppen hatten sie bei Kriegsende in Bayern dabei", sagt Pascal. Lektion gelernt. Eher begriffsstutzig sind dagegen die Besucher, die eine Museumsaufsicht ein ums andere Mal auffordern muss, sich doch bitte nicht an den Taunus 17 M de Luxe zu lehnen.

Der "Barocktaunus" von Ford wurde zwar in Deutschland gefertigt, stand aber doch in der Tradition der Ami-Schlitten. Kurz dahinter ist anfassen erlaubt: Per Touchscreen wählen zwei Jugendliche Schmachtfetzen aus den 1950ern aus. "Das hört sich voll schön an", sagt die eine zur anderen, während Kitty Kallen "Little Things mean a lot" singt. Vom Tanzen sind sie weit entfernt, aber immerhin wippt ein Fuß mit.

Fast im Gleichschritt marschieren derweil Uniform-Träger vorbei an der Ladeluke eines Rosinenbombers, Vitrinen mit Tupperware und Hausbar sowie einem frühen Großrechner von IBM. Woher die neun Männer in den Uniformen kommen, verrät ein Emblem auf der Jacke: Berufsfeuerwehr Duisburg.

"Die Berufsanfänger sollten als Beamte auch etwas über den Staat wissen", meint Hauptbrandmeister Hans-Jürgen Hoffmann. Kennengelernt hat er das Haus der Geschichte, als er beim damaligen Bundesgrenzschutz gearbeitet hat. Seit sieben Jahren schaut er regelmäßig mit jungen Feuerwehrleuten in Bonn vorbei. Für die Wechselausstellungen ist Hoffmann dankbar: "Da ist dann auch immer was Neues für mich dabei."

Der rote Faden in der Schau ist ganz klar die Chronologie, zwischendurch aber fällt es dem Betrachter schwer, sich auf eine Sache zu konzentrieren. Gerade noch hat man Kennedy bei seiner Berlin-Rede 1963 gehört, schon steht man plötzlich in einer kleinen Ost-Berlin-Abteilung. Dort singt The Boss, Bruce Springsteen, ein Jahr vor der Maueröffnung mit 160.000 DDR-Bürgern "Born in the USA".

Es gibt einfach zu viel zu sehen, aber will man das dem Ausstellungsmacher vorwerfen? Nein, denn er hat für jeden etwas im Angebot und für den GA-Fotografen sogar so viel, dass er verzückt ausruft: "Meine Jugend liegt hier überall aus." Die Jüngeren grüßt Samson aus der Sesamstraße.

Das brave Fellmonster, so steht es zu lesen, wurde in den 70ern eigens für den deutschen Markt entworfen - von einem Amerikaner natürlich. Wer viel Zeit hat, kann sich auch die ersten Folgen anschauen; würde dann aber wahrscheinlich Sofortbildkamera, McDonald's-Werbung und den Playboy als US-Exportschlager verpassen.

Dann ist er da, der Moment, der einem nach Rüstung und Einigung Gänsehaut beschert. Flugzeug-Wrackteil, Feuerwehr-Rücklicht und Treppenhausschild erinnern an den Anschlag auf das World Trade Center 2011. Unter den fast 3000 Todesopfern waren elf Deutsche, einer von ihnen ist Sebastian Gorki. Sein Foto ziert einen Bankausweis, den er an diesem Tag bei einem Termin im WTC bei sich trug.

Dankenswerterweise entlässt das Haus der Geschichte den Besucher danach nicht abrupt in den Tag. Es geht vorher noch darum, seine Meinung zum Land der unbegrenzten Möglichkeiten abzugeben. "Mögen Sie die Amerikaner?", lautet eine der sehr allgemein gehaltenen Fragen. Bei "Hotdog" wäre die Antwort leichter gefallen.

Die Ausstellung "The American Way. Die USA in Deutschland" ist bis 2. Februar 2014 zu sehen. Das Haus der Geschichte an der Willy-Brandt-Allee 14 hat dienstags bis freitags von 9 bis 19, samstags, sonntags und feiertags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

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