Alle müssen sterben, nur Keith Richards nicht

Michael Mittermeier stellt sein neues Programm "Paranoid" im Bonner Pantheon vor

  Michael Mittermeier  packt sie alle irgendwie. Irgendwann.

Michael Mittermeier packt sie alle irgendwie. Irgendwann.

Foto: Pantheon

Bonn. Leute, die für ein halbes Jahr nach New York gehen und sich dort in der leicht verrauchten Wohnung eines Bekannten aus Amsterdam mit illegal aus Mexiko eingewanderten Kakerlaken unterhalten, wissen wahrscheinlich auch schon einiges vom nahenden Ende der Welt. Was nicht unbedingt heißt, dass ihnen das daheim irgendjemand abkaufen wird.

Anders liegt die Sache im Fall Michael Mittermeier: "Paranoid" heißt sein neues Programm, das er jetzt im Bonner Pantheon präsentiert. Um damit im Abend für Abend ausverkauftem Saal den Beweis anzutreten, dass ihm die Ruhepause nach dem prallen Leben "Back to Life" mit 333 Auftritten und 500 000 Zuschauern rundum gut getan hat.

Kurzum: Die Apokalypse kann warten. Und der einfachste Weg, um alle Theorien diesbezüglich ad absurdum zu führen, besteht darin, sich vor Augen zu halten, dass sie von Männern aufgestellt wurden. "Genau die, die sich meist noch nicht mal an den eigenen Hochzeitstag erinnern können." Stattdessen sagen sie dann auf den Tag genau das Ende der Welt voraus? Lachhaft nennt das der Mann im modisch aktuellen T-Shirt mit Jesus-Aufdruck und ausgewaschenen Jeans. Bis zu den Sandalen ging seine Passion allerdings nicht, denn die findet er "irgendwie total unmännlich".

Der übermütige, ordinäre Bub aus München, der nicht erwachsen werden will - den gibt der "Michl" nach wie vor. So wie sein Publikum bis Mitte dreißig ihn halt mag. Aber gleichzeitig ist dieser "Erzengel" der deutschen Comedy-Szene auch ein gutes Stück politischer geworden und würzt sein paranoides Rahmenprogramm mit satirischem Biss. Dass knapp drei Stunden mitunter auch über Längen und Durststrecken führen, muss niemanden wundern. Aber es braucht auch niemanden lange zu ärgern, denn Mittermeier packt sie alle irgendwie. Irgendwann.

Er, der die Unterschiede zwischen Männern und Frauen als einer der ersten beim Namen genannt hat, beweist nebenbei, dass das Original noch immer mehr Spaß macht als alle Trittbrettfahrer zusammen: "Weil Frauen zwar immer in der richtigen Straße ankommen . . . aber dort leider nicht einparken können." Mal abgesehen von den New Yorkerinnen. Die haben das gar nicht nötig. Dafür spielen sie in Serien wie "Sex and the City" und bestätigen alle Vorurteile über teure Schuhe und die zweifelhafte Moral ihrer Besitzerinnen.

Hierzulande, so bedauert Mittermeier, sind solche Frauen nicht zu finden. Hierzulande sehen Politiker aus wie Angela Merkel oder wie eine Mischung aus Roland Koch und dem buckligen Gollum aus "Herr der Ringe". Denen würde man zumindest glauben, wenn sie vom vorzeitigen Ende der Welt künden. Mittermeier dagegen hat sich inzwischen wieder etwas beruhigt, die Kakerlaken aus New York mitgenommen und ihnen an der Isar ein neues Zuhause geschenkt. "Eines Tages werdet ihr alle sterben", prophezeien sie ihm dafür Tag für Tag. "Alle bis auf uns und Keith Richards." Aber bis es soweit ist, darf man sich ja noch ein bisschen amüsieren. Paranoia hin oder her.

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