Rolandseck-Festivals Abschluss mit der exaltierten Simone Kermes

Rolandseck · Nur der Hut fehlte, als Sergej Nakariakov das Abschlusskonzert des 8. Rolandseck-Festivals mit einem Trompetensolo eröffnete. Nakariakov spielte laut Programmheft das Arioso aus der Kantate BWV 156 von Bach.

 Sopranistin Simone Kermes im barocken Outfit vor zwei Monden von C.O. Paeffgen im Arp Museum.

Sopranistin Simone Kermes im barocken Outfit vor zwei Monden von C.O. Paeffgen im Arp Museum.

Foto: Giovanni Ausserhofer

Befremdlich war hier nicht nur, dass man dieses geistliche Werk, das übrigens den Titel " Ich steh mit einem Fuß im Grabe" trägt, zu einer namenlosen Nummer degradierte, auch das man es seines harmonischen Kontextes beraubte war einigermaßen kurios und zeugte von einer merkwürdigen Programmdramaturgie.

So klang das Ganze ein wenig nach Straßenmusik oder Schülervorspiel, obwohl - das muss man ihm lassen - der gerne als "Paganini der Trompete" titulierte Nakariakov zweifelsohne schön Trompete spielen kann.

Auch Simone Kermes vereint zahlreiche Attribute auf sich, "Lady Gaga der Klassik" ist nur eines von vielen. Kermes gab am Ende des Konzertes einige Barock-Arien zum Besten und gerierte sich dabei zuweilen wie eine extrovertierte Dancing Queen auf der Tanzfläche. Der Dramatik der Musik tat dies keinen Abbruch.

Kermes, die ihr Begleitensemble sprichwörtlich an die Wand sang, holte aus den Arien von Pergolesi, Händel und Porpora wirklich alles an musikalischem Ausdruck heraus, was nur drin zu stecken scheint - ohne Rücksicht auf Verluste. Unweigerlich musste man an Paul Hindemiths Vortragsanweisung "Tonschönheit ist Nebensache" aus der zweiten Sonate für Viola denken. Das dürfte Kermes' Ausdrucksideal ganz gut treffen.

Dazwischen ging es auch in erster Linie um die Musik und weniger um deren Inszenierung. Mozarts Horn-Quintett Es-Dur (KV 407) war ein schönes Beispiel hierfür. Im Kopfsatz fehlte zwar noch etwas der musikalische "Biss", doch bekam der schönklangfixierte Ansatz des Ensembles dem nachfolgenden Andante deutlich besser.

Außer dem sehr kultiviert absolvierten B-Dur Streichtrio von Schubert standen zwei Werke für groß besetzte Ensembles auf dem Programm, die beide von Ohad Ben-Ari dirigiert wurden. Seinem analytisch orientierten Dirigierstil kam das klassizistische "Dumbarton Oaks"-Konzert von Igor Strawinsky deutlich entgegen. Ben-Ari und das Rolandseck-Ensemble servierten es mit heiterer Eleganz und knochentrockenem musikalischem Humor.

Ein Hochgenuss, ebenso wie die Ballettsuite aus "La Strada" von Nino Rota. Hier entfalteten die Musiker eine grandiose Spielfreude geradezu circensischen Zuschnitts. Man konnte Fellinis Film, für den diese Musik geschrieben wurde, förmlich am inneren Auge vorüberziehen sehen.

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