27 Millionen Euro für die Region

Kommunalpolitiker informieren sich über die Planung des Arp-Museums in Rolandseck

Remagen. Ist es in einer Zeit der leeren öffentlichen Kassen noch angebracht oder überhaupt vertretbar, für ein Museum 27 Millionen Euro auszugeben? Diese Frage stellten sich am Donnerstagabend in der Remagener Rheinhalle Politiker von Kreistag und Stadtrat. Und sie beantworteten die Frage übereinstimmend mit einem deutlichen "Ja".

Um das zukünftige Arp-Museum Bahnhof Rolandseck ging es im Foyer, die Pläne des Ausgleichsprojektes nach dem Bonn-Berlin-Beschluss wurden den politischen Entscheidungsträgern vorgestellt von Landrat Jürgen Pföhler, Bürgermeister Herbert Georgi und Museumsleiter Raimund Stecker.

Hausherr Georgi stimmte auf das Projekt ein, das bereits vor einem Monat mit dem amerikanischen Star-Architekten Richard Meier und Ministerpräsident Kurt Beck in Rolandseck der Öffentlichkeit präsentiert wurde (Der General-Anzeiger berichtete).

In der aktuellen Form seien die Planungen auch für Kreistag und Stadtrat neu, erklärte der Bürgermeister. Man wolle in der Rheinhalle auch denen die Referenz erweisen und die informieren, die schon seit Jahren an der Entscheidungsfindung aktiv und ehrenamtlich mitwirken, nämlich den Politikern.

Auf Anfrage des General-Anzeigers ging Georgi auch auf die Kritik von Frank Bliss ein.

Der Sprecher der Grünen im Stadtrat hatte sich darüber beschwert, der Bauausschuss habe die Pläne bereits "abgenickt", ohne sie zu kennen. Die Planungen überschritten weit "die Festlegungen des seinerzeit vom Stadtrat beschlossenen Bebauungsplanes".

Jetzt seien erhebliche Abweichungen vorgesehen, die so nicht genehmigt seien. Georgi konterte, das jetzt geplante Gebäude sei ein Kompromiss, die Planungen seien in Kreis und Stadt abgesegnet. "Es gab ursprünglich andere Dimensionen. Aber was wir nun planen, ist in allen Gremien auch landespflegerisch und ökologisch abgesegnet und daher rechtens."

Das Arp-Museum, erbaut von Richard Meier, werde ein Magnet für Besucher aus Nah und Fern, ist Georgi überzeugt. Selbst wer den Dadaisten Arp nicht möge, komme allein wegen des Architekten nach Rolandseck. Und das Museum stehe ja auch nicht allein da, sondern habe kulturelle Anziehungspunkte von internationaler Bedeutung in der näheren Umgebung im Köln-Bonner Raum.

"Da muss man nicht weit fahren, um ein einziges Museum zu besuchen, sondern kann gleich ein paar Tage bleiben und hat viele Anlaufstellen." Das Museum habe bereits jetzt, drei Jahre vor seiner geplanten Fertigstellung, auswirkungen auf die Region. So baue ein Hotel in der Nachbarschaft schon jetzt um mit Blick auf zukünftige Besucherströme.

Auch Landrat Jürgen Pföhler dankte den örtlichen Entscheidungsträgern ausdrücklich für die Vorarbeit, die bis zur Entscheidung für den Bau notwendig war. Auch der frühere Bürgermeister Lorenz Denn und der verstorbene Landrat Joachim Weiler hätten erheblich dazu beigetragen, dass das Museum überhaupt gebaut werden könnte.

Und hätte nicht vor 25 Jahren der Kunstmäzen Johannes Wasmuth mit Richard Meier eine Vision gehabt, gäbe es heute keinen Plan.

Das selbe gelte für den Bonn-Berlin-Beschluss. Wäre die Regierung nicht nach Berlin gegangen, gäbe es das Museum nicht. "Und Remagen hätte vermutlich 1 000 Einwohner mehr, wäre die Regierung noch hier", ergänzte Georgi. Für diese Verluste sei eben der Ausgleich nötig.

Gewerbegebiete, Fachhochschule und Arp-Museum seien die drei Standbeine, auf denen Remagen aus dem Ausgleichstopf stehen wird, arbeitete Pföhler heraus. "Die Bürger der Region sollten das Projekt Arp-Museum mit Stolz begleiten", habe Beck aufgerufen, dem könne er sich nur anschließen, meinte der Landrat.

Eindeutig für das Museum und auch seine Kosten sprach sich Raimund Stecker aus. Allein durch den Ausfall der Maut-Gebühren könnten 26 Museen in Deutschland nicht realisiert werden.

"Solche Meldungen stimmen mich traurig. Wie soll es weiter gehen? Die Leute fliegen nach Florenz, Rom und Cordoba, um Kultur zu erleben, und hier stirbt das kulturelle Leben wegen finanzieller Probleme", meinte der Museumsleiter. Wasmuth habe die Kunst von Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp hierher geholt und nur deshalb bekommen, weil die Franzosen "gepennt haben" und den Wert falsch einschätzten.

Als wichtigste Säulen des Museums nannte Stecker "Sammeln, Konservieren, Vermitteln und Erforschen, aber auch die Steigerung des Publikumsinteresses und das Produzieren". Es reiche eben nicht, Exponate auszustellen, sondern dem Konsument müsste auch eine komplette Kunst mit dem entsprechenden Umfeld geboten werden.

"Durch die Kunst der Gegenwart wird die Kunst der Vergangenheit lebendig", setzte der Museumsleiter ein Ziel für Rolandseck.

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