Ausstellung im Arndt-Haus „Zierlich bist du über alle Maßen“

Bonn · Heinrich Heine und die Frauen, eine Ausstellung im Ernst-Moritz-Arndt-Haus. Auch Sissi, Kaiserin Elisabeth von Österreich, bekommt als glühende Verehrerin Heines ihren Platz in der Schau.

 Heinrich Heines glühende Verehrerin: Sissi, Kaiserin von Österreich, reiste stets mit der 22-bändigen Ausgabe des Dichters.

Heinrich Heines glühende Verehrerin: Sissi, Kaiserin von Österreich, reiste stets mit der 22-bändigen Ausgabe des Dichters.

Foto: Fischer

Als Heinrich Heine 1819 in Bonn ein Jurastudium begann, hatte Ernst Moritz Arndt, der an die 1818 gegründete Universität berufen war, soeben begonnen, sein Wohnhaus am Rheinufer zu bauen. Längst wird dieses schöne klassizistische Gebäude museal genutzt; und so findet die Ausstellung „Salonfähig. Frauen der Heine-Zeit“, eine variierte Übernahme aus dem Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf, gerade hier die angemessene biedermeierliche Kulisse. Allerdings geht es nicht um Frauen der Epoche schlechthin, vielmehr um diejenigen, die zum engeren Familienkreis Heines, zu den von ihm beachteten Schriftstellerinnen oder eben zu den „Salonnièren“ gehörten, die geistigen Austausch – oder auch „Salongeflüster“ pflegten. Über die weitläufige Familie Heine kann man sich auf einem wandgroßen Stammbaum der Vorfahren und Nachkommen orientieren.

Dann aber bittet Mutter Betty, geb. Peira van Geldern, gleichsam zu Tisch; das heißt, die Nächsten ihres Sohnes werden in einer Multimedia-Station dem Publikum vorgestellt: Tante Betty, Schwester Charlotte, Cousine Amalie, Ehefrau Mathilde, Elise Krinitz – und der hübsche Jüngling selbst. Sie alle sind im Bilde präsent und werden durch mehr oder weniger fesche Zitate lebendig: „Meine Mutter … hatte nemlich damals die größte Angst, daß ich ein Dichter werden möchte; das wäre das Schlimmste, sagte sie immer, was mir passiren könne.“ „Meine Frau führt sich gottlob sehr gut auf. Sie ist ein kreuzbraves Geschöpf, … Leider aber ist ihr Temperament sehr ungestüm.“ Der geliebten Elise wird er im Jahr seines Todes unverblümt schreiben: „Du bist nicht so dumm, wie Du aussiehst; zierlich bist Du über alle Maßen, und daran freut sich mein Sinn ...“

Dies vor allem verbindet die schreibenden Frauen im Leben Heines: der Drang nach Selbstverwirklichung und Emanzipation. George Sand etwa, die sich über alle Konventionen hinwegsetzte, Männerkleidung trug und Liebschaften mit berühmten Männern wagte. Und Fanny Lewald, die „deutsche George Sand“, die für die Gleichberechtigung eintrat und die Gleichstellung der Juden einforderte. Oder auch Germaine de Staël, die klug „Über Deutschland“ schrieb und den Begriff „Deutschland, das Land der Dichter und Denker“ prägte.

Und dann findet Sissi, Kaiserin Elisabeth von Österreich, als glühende Verehrerin Heines ihren Platz in der Ausstellung. Sie sei, heißt es, stets mit ihrer 22-bändigen Heine-Ausgabe gereist und habe Zettelchen in die Bücher gelegt. Heine selbst, glaubte sie, habe ihr Gedichte in die Feder „dictirt“. Die gebildete Rahel Varnhagen von Ense hatte Heinrich Heine immerhin selbst in ihrem Berliner Salon begrüßen können. Schließlich lesen sich die Biografien der Bonner Salonnièren wie ein Who's who der Künste und Geisteswissenschaften. Lilla Deichmann, geb. Schaaffhausen, führte Salon in Mehlem, wo sie das Preußische Kronprinzenpaar und etliche Künstler wie Clara Schumann, Liszt und den jungen Brahms empfing; ihre Halbschwester Sibylle Mertens-Schaaffhausen arrangierte seit 1830 gesellschaftliche Treffen in der Wilhelmstraße. Die musikbegabte Johanna Kinkel, die bereits in namhaften Berliner Kreisen – etwa bei Fanny Hensel und Bettine von Arnim – verkehrt hatte, erlebte von 1840 bis 1847 in Bonn fruchtbare Jahre, die im Vorfeld der Märzrevolution von 1848 endeten.

Ernst-Moritz-Arndt-Haus, Adenauerallee 79; bis 30. April 2017, Mi bis Sa 13 – 17, So 11.30 – 17 Uhr

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