Dieter Nuhr in Bonn „Die meisten Menschen sterben zu Hause"

BONN · Der Kabarettist Dieter Nuhr war am Sonntagabend im großen Saal des World Conference Center Bonn zu Gast. 3118 Besucher verfolgten begeistert sein Programm, in dem es auch um die Angst der Menschen ging.

 Dieter Nuhr war am Sonntag zu Gast in Bonn.

Dieter Nuhr war am Sonntag zu Gast in Bonn.

Foto: Benjamin Westhoff

Sonntagabend, kurz vor 18 Uhr. Eine Menschenansammlung auf dem Platz der Vereinten Nationen in Bonn. Mehr als 3000 Besucher strömen ins World Conference Center. Auf dem Programm steht allerdings keine Konferenz, sondern ein Kabarettabend. Ein Mann, ein Mikro – Dieter Nuhr. Es ist eine Premiere für alle Beteiligten. Und irgendwie auch ein Jubiläum.

Denn seit exakt 30 Jahren ist Nuhr gewissermaßen Kunde im Haus der Springmaus. Seit der Künstler aber in der ersten Liga des deutschen Kabarettwesens spielt, nutzte man bisher bei Nuhr-Gastspielen die größere Beethovenhalle. Die wird allerdings zurzeit saniert. Ein ganzes Jahr hat Springmaus-Chef Andreas Etienne ein passendes Ausweichquartier gesucht und ist schließlich im WCCB fündig geworden. Dort finden gelegentlich kulturelle Darbietungen des Beethoven Orchesters statt, jetzt also auch Kabarett. „Gigantisch“, begrüßte Andreas Etienne die 3118 Besucher im Saal New York. Applaus.

Nuhr betritt die Bühne und beschreibt sogleich den Unterschied zwischen den Skandalbauten WCCB in Bonn und Flughafen Berlin. „Bonn ist wenigstens fertig geworden“. Viel Applaus. Der Wortkünstler aus Düsseldorf erlaubt sich in seiner Exposition ein paar Wiederholungen: Den Präsidenten mit dem Wiesel auf dem Kopf hatte er bereits am Donnerstagabend in seiner ARD-Sendung „Nuhr im Ersten“ gebracht, auch die Verwunderung über Sigmar Gabriel, der sich selbst zum Außenminister ausruft. „Das kannte ich bisher nur aus Uganda.“

Danach offenbart Nuhr neuere Gedankenspiele. Gender geht ihm mächtig auf den Geist, Political Correctness erst recht. „Ich gehe bei Rot über die Ampel“, sagt Nuhr, „weil die Kinder lernen müssen, dass es auf dieser Welt auch schlechte Menschen gibt.“ Auch rechtes Gedankengut nimmt er ins Visier: „Die Burka wird leider von den falschen Leuten getragen“, resümiert er. Nuhr analysiert die Auswüchse der „sozialen“ Medienvielfalt, in der er die eigentliche Ursache der allgegenwärtigen Ängste ausmacht. „Und jeder filmt und postet ein Video, statt zu helfen.“

Nach der Pause nimmt er diese Ängste unter die Lupe, indem er sie widerlegt. Mit Fakten, vor allem Statistiken. Früher gab es 20.000 Verkehrstote im Jahr, heute sind es 4000, wenn überhaupt. Auch die Angst vor Gewalt sei unberechtigt: „Die meisten Menschen sterben zu Hause im eigenen Bett, und zwar im Schlaf.“ Fazit: Alles halb so wild.

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