Stadtklangkünstler der Beethovenstiftung Wie der Raum klingt

Bonn · Das Projekt „bonn hoeren“ präsentiert den Bonner Stadtklangkünstler Gordon Monahan und Philipp Hawlitschek. Ausstellung und eine Klang-Performance am Montag.

 Philipp Hawlitschek kniet hinter einer seiner vibrierenden Aluplatten. Das Pendel vor ihm verstärkt die Basstöne.

Philipp Hawlitschek kniet hinter einer seiner vibrierenden Aluplatten. Das Pendel vor ihm verstärkt die Basstöne.

Foto: Thomas Kölsch

Der Raum macht die Musik: Diese Idee vereint die Arbeiten von Philipp Hawlitschek und Gordon Monahan, die nun beide im Rahmen des Klangkunstprojekts „bonn hoeren“ der Beethovenstiftung Bonn in der Bundesstadt zu sehen, zu hören und zu erleben sind. Doch während die Installation des jungen Preisträgers aus Saarbrücken für die kommenden zwei Wochen in der Fabrik 45 auf aktive Besucher setzt, die bei ihrer Wanderung durch die weitgehend leere Halle abhängig von ihrer Position in Zeit und Raum andere Klangerfahrungen machen, bringt der Bonner Stadtklangkünstler Monahan, der bereits in der Sommerpause die Außenfassade der Kammerspiele animiert hat, während einer einmaligen Performance am kommenden Montag den Sound zu den Besuchern jenes Theatersaals.

Hawlitschek, der von einer Fachjury aus über 100 internationalen Nachwuchskünstlern ausgewählt wurde, arbeitet mit ganz reduzierten Mitteln. Drei Aluplatten stehen im Raum, mehr ist zunächst nicht zu sehen. Aber zu hören. „Die Platten werden durch Elektromagnete in Schwingungen versetzt, die sich mitunter überlagern und so an verschiedenen Stellen verschiedene Wirkungen haben“, erklärt der 28-Jährige. „Dabei folgt der Klang aus der Struktur und Größe des Materials – diese Werte geben die Wellenlängen vor, mit denen ich arbeiten kann.“ Halboffene, frei schwebende Zylinder über den Platten verstärken die Basstöne und sorgen für eine zusätzliche Wucht. Und dann wäre da noch der „Bassgang“, wie ihn Kurator Carsten Seiffarth bezeichnet: Einen schmalen Fluchtweg an einer Längsseite der Fabrik 45, an dessen Decke Hawlitschek eine vibrierende Röhre verlegt hat und der so ebenfalls zu einem Instrument wird.

Diesem Ansatz folgt auch Gordon Monahan, der allerdings lieber auf das zurückgreift, was in den Kammerspielen bereits installiert ist: Hebemechaniken und Teile des Beleuchtungssystems, deren Geräusche er aufzeichnet, zum Teil durch Software verfremdet und dann über eine komplexe Lautsprecheranlage auf die Zuschauer wirft.

Auch hier ist die Position im Raum entscheidend: „Je nachdem, wo man sitzt, erfährt man etwas anderes“, sagt Monahan. Zusammen mit der kanadischen Künstlerin Laura Kikauka und mehreren Tänzern bringt er weitere Impulse ein, um so das Theater in einen multiperspektivischen und multisensorischen Erlebnisraum zu verwandeln. „Ich finde es faszinierend, wie ein Raum seine eigenen Klänge erzeugt“, erklärt der Künstler, der seit März immer wieder an der Performance feilt.

Architektur gilt ihm als gefrorene Musik, die nur darauf wartet, freigesetzt zu werden. Ein Ansatz, den dank des von Beethovenfest, Theater Bonn und Fabrik45 unterstützten Projekts „bonn hoeren“ in den vergangenen Jahren immer wieder Künstler im öffentlichen Raum umsetzen konnten.

Raum-Klang-Performance in den Kammerspielen am Montag, 3. Oktober, 19.30 Uhr: „Space becomes the instrument“ von Gordon Monahan, Stadtklangkünstler Bonn 2016 mit Laura Kikauka und Grace Monahan

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