Beethovenfest: Filippo Gorini im Leoninum Wenn ein Komponist die innere Ruhe findet

Filippo Gorini, Gewinner der Beethoven Competition 2015, ließ bei seinem Beethovenfest-Auftritt keine Wünsche offen. Das Leoninum war ausverkauft

 Leidenschaft für Neues: Pianist Filippo Gorini in Bonn.

Leidenschaft für Neues: Pianist Filippo Gorini in Bonn.

Foto: Barbara Frommann

Mit seinem berühmten Landsmann Maurizio Pollini teilt der junge Pianist Filippo Gorini einige Leidenschaften. Dazu zählen Beethoven, Chopin und – natürlich – die neue Musik. Der Sieger der Telekom Beethoven Competition des vergangenen Jahres, der sich beim Beethovenfest-Klavierabend am Mittwochabend im ausverkauften Collegium Leoninum dem Bonner Publikum wieder vorstellte, hatte Salvatore Sciarrinos Klaviersonate Nr. 2 aus dem Jahre 1983 zwischen zwei Beethoven-Sonaten (op. 90 und op. 110) und Frédéric Chopins Préludes op. 28 gepackt.

Sciarrino zeigt in seiner Komposition mit einer gewissen Nachdrücklichkeit, dass auch ein dissonanter Akkord im Diskant formbildend wirken kann. Man muss ihn nur häufig genug wiederholen. Aber das Werk ist auch eine Herausforderung an die Anschlagskultur eines Pianisten. Und da ließ Gorini keine Wünsche offen. Die in dem Stück immer wieder auftauchenden langen, auf- und absteigenden Akkordwellen ließ er im vierfachen Pianissimo glitzern und energischen Fortissimo funkeln. Der große Fazioli-Flügel des Hauses macht diese Herausforderung nicht eben leichter. Auch bei den Repertoire-Klassikern nicht. Die Sonate in e-Moll op. 90 von Beethoven entfaltete dennoch wunderbar lyrische Farben, sowohl in dem suchenden Gestus des ersten Satzes als auch in dem laut Beethovens Vortragsanweisung „sehr singbar“ vorzutragenden zweiten Satz, dessen melodische Ruhe Gorini ganz unaufgeregt und mit großem Einfühlungsvermögen phrasierte. In diesem Satz scheint Beethoven alle existenziellen Kämpfe und Ängste in Musik aufzulösen, und Gorini machte das wunderFilippo Gorini beim BeethovenfestFilippo schön hörbar.

Das ist natürlich in der komplexeren Sonate As-Dur op. 110 ganz anders. Nicht nur wegen des herzergreifenden Trauergesangs, der die Schlussfuge einleitet. In seiner vorletzten Klaviersonate setzt Beethoven insgesamt auf extreme Kontraste, was Gorini nicht weniger überzeugend herausarbeitete. Großartig, wie er etwa die Fuge gestaltete: klar, durchsichtig, und – etwa in den verstörenden, glockenartigen Akkordschlägen des Mittelteils – mit souverän dosierter Expressivität.

In Chopins 24 Préludes gelang ihm dieses Kunststück ebenso. Diese zwischen entfesselter Virtuosität und größter Expression alle Dur- und Moll-Tonarten durchwandernden Stücke spielte der 21-jährige Italiener technisch brillant und mit größter Eindringlichkeit. Dafür erhielt er begeisterten Beifall, für den er sich mit zwei Intermezzi von Brahms bedankte.

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