Highlights des Internationalen Tanzes in Bonn Wagners Tristan und Isolde auf der Tanzbühne

Bonn · 15 Compagnien reisen in der nächsten Saison nach Bonn. Die Saison wird Anfang September eröffnet mit Marie Chouinards Choreografie „Hieronymus Bosch: Der Garten der Lüste“

 Im Liebesrausch: Szene aus „Tristan und Isolde“ der Ballettcompagnie aus Genf

Im Liebesrausch: Szene aus „Tristan und Isolde“ der Ballettcompagnie aus Genf

Foto: Gregory Batardon

Der Kurator der Highlights des Internationalen Tanzes an der Bonner Oper, Burkhard Nemitz blickt auf die zu Ende gehende Spielzeit mit zufriedener Miene zurück. Eine „erfolgreiche Saison“ habe man hinter sich, sagte er. In Zahlen übersetzt heißt dies: 87,63 Prozent Auslastung. Und Anna Linoli, Marketingdirektorin im Hause, ist sogar sehr zuversichtlich, dass mit den beiden noch ausstehenden Gastspielen die „runde 90 Prozent-Marke noch geknackt werden kann“.

Damit die Reihe auch in der kommenden Saison auf ähnlich hohem Niveau weitergehen kann, hat Burkhard Nemitz wieder einen hübschen Strauß mit Gastspielen zusammengestellt, die erneut mit Namen wie der Martha Graham Dance Company aus New York, dem Bangarra Dance Theatre aus Australien oder der Compagnie Marie Chouinard aus Kanada internationales Niveau versprechen. Das internationale Niveau auch hierzulande produziert werden kann, zeigen Compagnien mit Ensembles etwa aus Düsseldorf, Dortmund und Gelsenkirchen. Insgesamt kommen in der kommenden Saison 15 Compagnien aus elf verschiedenen Ländern nach Bonn.

Für einen echten Knüller zum Saisonbeginn sorgt Marie Chouinards kanadische Compagnie mit ihrem Stück „Hieronymus Bosch: Der Garten der Lüste“, ein Stück, das sich aus Anlass des 500. Todestages im vergangenen Jahr des Künstlers mit seinem berühmten Gemälde auseinandersetzt. Nemitz schätzt, dass es „vielleicht die letzte Gelegenheit ist, sich mit Bosch intensiv auseinanderzusetzen“. Marketingchefin Linoli kündigte an, dass man in der Vermarktung der zwei Abende (3. und 4.9.) eng mit den großen regionalen Museen zusammenarbeiten werde.

Eine Zusammenarbeit mit dem Beethovenfest hätte im Falle des zweiten Gastspiels nahegelegen. Doch sei man beim Beethovenfest daran nicht interessiert gewesen, sagte Nemitz. Dabei reist das Ballett im Revier Gelsenkirchen just zum Eröffnungswochenende des Festivals am 9. September mit 14 Tänzerinnen und Tänzern, der Neuen Philharmonie Westfalen, dem Dirigenten Valtteri Rauhalammi sowie dem Pianisten Christian G. Nagel nach Bonn, um in der Geburtsstadt des Komponisten den zweiteiligen Abend „Beethoven“ vorzustellen. Die amerikanische Ballettchefin, Choreografin und Primaballerina Bridget Breiner untersucht für ihre Choreografie „Hold Lightly“ auf der Grundlage des dritten Klavierkonzertes in c-Moll Beethovens Humor. Ihr portugiesischer Kollege Benvindo Fonseca greift für seine choreografie „Dawn of an Announced End“ auf die zweite Sinfonie zurück. Er zeigt laut Ankündigung Parallelen zwischen Beethovens Ringen mit seinem Schicksal und Kampf gegen die beginnende Taubheit und dem steten „Streben nach Licht der Bergmannswelt“.

Musik, Farben, Magie und jahrhundertealte Traditionen der Aborigines kann man beim ersten Bonner Gastspiel des australischen Bangarra Dance Theatre in Stephen Pages Tanzstück „Spirit“ bestaunen (22.10.). Mit dem Ballet du Grand Théâtre de Genève bringt die Reihe Musik von Richard Wagner ins Bonner Opernhaus: Joëlle Bouviers Choreografie „Tristan und Isolde – Grüß mir die Welt“ für 22 Tänzer ist eine ungewöhnliche Auseinandersetzung dieser leidenschaftlichen Liebesgeschichte. 2016 wurde sie als beste Choreografie des Jahres im französischsprachigen Raum ausgezeichnet.

Der Pariser Boheme-Stadtteil Montmartre ist Schauplatz von Ed Wubbes Tanzstück „Le Chat Noir“ zu Musik unter anderem von Édith Piaf und Jacques Brel. Martin Harriagues „Prince“ ist die zweite Choreografie des Doppelabends mit dem Scapino Ballet Rotterdam (8. 11). Der großartige Düsseldorfer Ballettchef Martin Schläpfer macht mit seinem Ensemble am 26. November einen Ausflug nach Bonn, um hier die Stücke „Obelisco“ und „Konzert für Orchester“ aufzuführen.

Der weihnachtliche „Nussknacker“ (23., 27. und 28.12. kommt diesmal nicht aus dem osteuropäischen Raum, sondern aus Dortmund. Benjamin Millepied (ehemann von Black-Swan-Star Natalie Portman) hat dem Klassiker ein neues Aussehen verpasst. Nur ein paar Tage später tanzen die Groupe Émile Dubois und die Compagnie Jean-claude Gallotta aus Frankreich zu Musik von Elvis Presley, den Beatles, Bob Dylan und anderen Musiklegenden bei einem „Rock“ überschriebenen Abend (4.1.2018). Die Kibbutz Contemporary Company kommt am 7. Februar mit Rami Be'ers „Horses in the Sky“. Das Ensemble der US- Tanzlegende Martha Graham (1894-1991) führt am 16. Februar 2018 mit Choreografien von ihr selbst und Sidi Larbi Cherkaoui auf.

Erstmals in Bonn zu erleben ist das Hong Kong Ballett (14./15.3.2018). Das Slowenische Nationalballett stellt die Stücke „Symphony of Sorrwful songs“ und „Cacti“ vor (28.3.2018). die National Dance Company Wales ist unter anderem mit Caroline Finns Stücken „Folk“ und „Seek“ zu Gast (7.4.2018). Ein paar Tage später (10.4.2018) folgt der durch „Shadowland“ bekannt gewordene choreograf Jon Lehrer mit „einer getanzten Geschichte aus Licht und Schatten“, die er mit seiner eigenen in Buffalo beheimateten Kompagnie realisiert.

Ein Highlight zum Schluss der Gastspielreihe: Das Nederlands Dans Theater 2 tanz vier Choreografien von sol León & Paul Lightfoot, Martina Mascarell, Edward Clug und Hans van Manen (15./16.5.2018).

Die „Highlights des Internationalen Tanzes“ können als großes Abo mit 13 Vorstellungen, als Abo mit sechs Vorstellungen und als Einsteigerabo mit vier Vorstellungen und natürlich im Einzelverkauf gebucht werden. Infos im Internet: theater-bonn.de

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