Anne-Sophie Mutter in Köln Vibrierende Spannung

Köln · Die deutsche Stargeigerin Anne-Sophie Mutter und ihr Stipendiaten-Ensemble „Mutter's Virtuosi“ zu Gast in der ausverkauften Kölner Philharmonie.

Der Klassikstar Anne-Sophie Mutter gastierte mit den „Mutter's Virtuosi“ in der lange ausverkauften Kölner Philharmonie. Wie Novalis' „Blaue Blume“ wirkte sie in ihrem marinen Kostüm zwischen den schwarz gewandeten jungen Mitspielern. Ihre Stiftung fördert die jungen Spitzenkräfte klassischer Musik finanziell und über die Bereitstellung edler Instrumente, sie selbst dient als Quelle des Wissens und der Inspiration im direkten Zusammenspiel: Dieses Projekt bereitet allen sichtlich viel Spaß.

Auszeichnungen und Preise überhäuften die Ausnahmekünstlerin, jetzt stehen bereits Jubiläen an, die es zu feiern gilt – in einem Alter, über das auch bei jüngeren Damen gepflegt geschwiegen wird. Genau 40 Jahre ist es her, dass die damals 13-jährige Virtuosin ihr Debütkonzert in der Schweiz gab und kurz darauf mit Herbert von Karajan zu Weltruhm gelangte, damals waren Wunderkinder noch ein Wunder. Heute pflastern Supertalente aller Nationen den steinigen Weg einer Solistenkarriere – ein Glück, wenn eine Stiftung und ein potenter Mentor die Karriere beflügeln.

Denn Mutter schwebt ausschließlich auf gesalbten Schwingen über den Erdball, mit den besten Kammermusikpartnern und nur mit erlesenen Spitzenorchestern geht sie auf künstlerische Exkursion. Für ihre Virtuosi wählte sie ein attraktives wie intelligentes Programm, in dem sie selbst für ihr Publikum auch als Solistin glänzen konnte. Denn wo Mutter draufsteht, sollte auch Mutter drin sein. Einen Auftakt schrieb ihr ehemaliger Ehemann Sir André Previn für die Virtuosi in einem Doppelstreichquartett mit Kontrabass, ein Paradestück für die Pflege von Ensemblegeist, das verschiedene historische Formen gemeinsamen und antiphonen Musizierens exerziert, mit sängerischer Grundlinie und immer wieder erdend versöhnlicher Harmonik.

In Bachs Konzert für zwei Violinen BWV 1043 nutzte Mutter die Möglichkeit, in jedem der Sätze mit begeisterndem Effekt den Doppelpartner zu wechseln – in ihrem Kader spielen Spitzentalente. Diese werden bei den Jahreszeiten-Konzerten von Vivaldi eingefordert, nicht nur Anne-Sophie Mutter selbst machte dem Namen ihres Ensembles alle Ehre.

Den Kontrast von stürmenden Winden und bleierner Last arbeitete die gebürtige Badenserin heraus, sie nutzte die Flexibilität ihres perfekt studierten kleinen Orchesters zur freien Tempogestaltung, die Instrumentalisten operierten dabei oft auswendig.

Wirklich anrührend sentimental, aber niemals kitschig, erklang als Zugabe das berühmte Air von Bach – wie der gesamte Abend im nie überzogen vibrierenden Romantikklang, aber in jedem Ton von Anne-Sophie Mutter sinnig gestaltet; ergreifende Macht der Musik.

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