Kino in der Philharmonie Traumschöne (Klang-)Farben

Köln · Disneys „Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“ in der Kölner Philharmonie: Wenn vor der großen Kinoleinwand ein üppig besetztes Sinfonieorchester, ein 25-köpfiger Chor und vier Gesangssolisten loslegen, um den kompletten Soundtrack synchron zum Film live aufzuführen, ist der Gänsehauteffekt kaum zu verhindern.

 Kino mit Live-Musik: Szene aus Disneys „Die Eiskönigin“.

Kino mit Live-Musik: Szene aus Disneys „Die Eiskönigin“.

Foto: Disney

Völlig unverfroren ist es, was „Disney in Concert“ auf die Bühne der Kölner Philharmonie bringt: „Die Eiskönigin“, der erfolgreichste Animationsfilm aller Zeiten, 2014 mit zwei Oscars ausgezeichnet, ist für Jung und Alt immer noch ein sicherer Publikumsmagnet. Aber wenn dann vor der großen Kinoleinwand auch noch ein üppig besetztes Sinfonieorchester, ein 25-köpfiger Chor und vier Gesangssolisten loslegen, um den kompletten Soundtrack synchron zum Film live aufzuführen, ist der Gänsehauteffekt kaum zu verhindern.

Am Pult des Sound of Hollywood Orchestra dirigiert Filmmusik-Profi Helmut Imig unter anderem einen mit allen Schikanen ausgestatteten Schlagzeugapparat, eine starke Bläsertruppe (allein sechs Hörner) und Streicher, die Schmelz und Präzision routiniert unter einen Hut bringen. Traumschöne Klangfarben zaubern die Chorsänger, die stellenweise auch solistisch auftreten, noch obendrauf.

Dass in der Eingangsszene schwarz gekleidete Männer glitzernde Eisblöcke auf die Bühne tragen, dass Elsas Schnee- und Eismagie nicht nur auf der Leinwand stattfindet, sondern zusätzlich auch als Lichtshow auf Orgel und Wand geworfen wird, sind ganz nette Extras. Was jedoch diese „Eiskönigin“ für Erwachsene und Kinder im Publikum so unvergesslich macht, ist der großartige Sound des Orchesters und die darstellerische Präsenz der Solisten. Nachdem die kleine Vivian Bahr das erste Anna-Thema „Willst Du einen Schneemann bauen?“ sehr süß angestimmt hat, übernimmt ihre ältere Kollegin Lucy Scherer die Rolle der Anna mit leichtem, mädchenhaften Sopran und all dem Charme, der Unerschrockenheit und Dickköpfigkeit, die die Filmfigur auszeichnen. Wenn nicht jede Songphrase mit den Lippenbewegungen im Film übereinstimmt, liegt das nur daran, dass die Sänger nicht auf der Stelle stehen und auf einen Monitor starren, sondern ihre Parts auch tanzen.

Das Duett von Anna und Hans (Rupert Markthaler) kann deshalb mit dem animierten Vorbild durchaus mithalten, auch wenn hier die Feinabstimmung mit dem Orchester nicht ganz gelungen und daher nicht jedes Wort zu verstehen ist. Nazide Aylin hat als Elsa das nötige Drama in Stimme und Auftreten, und spätestens, wenn sie das dunkelblaue Überkleid abwirft, um das blau glitzernde Elsa-Outfit zum Vorschein zu bringen, mit dem auch viele Zuschauerinnen in die Philharmonie gekommen sind, hat sie deren Herzen im Sturm erobert. Ihr strahlender Ohrwurm-Song „Lass jetzt los“, den alle Mitwirkenden als Zugabe noch einmal im englischen Original („Let it go“) grooven, bekommt den ersten Szenenapplaus.

Heimlicher Liebling des Abends ist jedoch Lars Redlich: Der geborene Entertainer, der auch als Musikkabarettist von sich reden macht, begleitet sich als Kristoff selbst auf der Mini-Gitarre und legt ein Olaf-Solo hin („Im Sommer“), das selbst Film-Olaf Hape Kerkeling zum Schmelzen bringt.

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