Sie ist verstörend gut Thespis-Preis für Mareike Hein

Die Bonner Schauspielerin Mareike Hein und Souffleuse Angelika Schmidt wurden mit dem Thespis-Theaterpreis geehrt. Eine gute Entscheidung.

 Das ist ihr Moment: Preisträgerin Mareike Hein in den Kammerspielen Bad Godesberg. FOTO: THILO BEU

Das ist ihr Moment: Preisträgerin Mareike Hein in den Kammerspielen Bad Godesberg. FOTO: THILO BEU

Foto: thilo beu

Ein bisschen Wahnsinn darf ruhig sein. Eine Privattanzeinlage mit Seesternen, eine ultimative Lobhudelei und eine wilde Fahrt im Einkaufswagen zum Beispiel. Alles nur für Mareike Hein, der die Freunde der Kammerspiele am vergangenen Wochenende den Theaterpreis Thespis verliehen haben und die dafür in den Kammerspielen von ihrem Kollegen Daniel Breitfelder auf eine ganz besondere Weise gefeiert wird.

Das Passt – immerhin hat die charismatische Schauspielerin nicht nur in diversen Produktionen der vergangenen Jahre überaus intensive Rollen gespielt und dabei unter anderem ihre Fähigkeit gezeigt, „durch ihre pure Anwesenheit eine Verstörung zu generieren“ (so Laudatorin Elisabeth Einecke-Klövekorn, Vorsitzende der Theatergemeinde Bonn), sondern sich auch als Teil der Dreistigkeit in der Organisation abgedrehter Theaterpartys ausgelebt.

„Ohne dich hätte das Theater viel weniger gestrahlt“, sagt Breitfelder, der sich genüsslich in ein Divenkostüm gezwängt und wenige Augenblicke zuvor noch während eines herrlich schrägen „Sternstundensambas“ Tina Turners „Private Dancer“ geschmettert hat, nun allerdings mit einer chaotischen, frechen und recht albernen Rede nicht immer den richtigen Ton trifft und einige Honoratioren verstimmt.

Hein hingegen ist begeistert: Das ist ihr Moment, eine Würdigung ihres künstlerischen Schaffens ebenso wie eine Feier ihrer Leidenschaft für das Verrückte.

Mit Mareike Hein zeichnen die Freunde der Kammerspiele die bislang jüngste Thespis-Preisträgerin aus. Gleichzeitig erhält die Souffleuse Angelika Schmidt als erste ihres Berufsstandes überhaupt einen Sonderpreis für ihre langjährige Arbeit, die vielen Akteuren auf der Bühne eine gewisse Sicherheit verlieh und verleiht.

„Sie besitzt ein geschultes Ohr für Theatertöne und stand jenen, die ihn suchten, immer mit einem Rat zur Seite“, lobte Schauspielveteran Rolf Mautz in seiner Laudatio und verlas zugleich eine Mail des früheren Bonner Generalintendanten Klaus Weise, der in Richtung von Schmidt verlauten ließ: „Nie warst du nur Souffleuse“. Umso wichtiger sei es, diese Menschen zu ehren, die zwar nicht mehr wie früher in einem kleinen Holzverschlag hocken müssen, aber dennoch zu oft im Schatten stehen. Dies wollen die Freunde der Kammerspiele mit diesem neu geschaffenen Preis für die nicht-darstellenden Berufe ändern.

Der Preis für die bemerkenswerteste Inszenierung der Spielzeit 2016/17 ging derweil an „BND – Big Data is watching you“. „Was vordergründig wie ein Schwank wirkt, wird schnell zu einem fesselnden, intensiven Abend“, erklärte Kurt Tudyka und betonte, dass die Frage nach der gesellschaftlichen Relevanz des Theaters nicht nachdrücklicher hätte beantwortet werden können. Dies gelte allerdings nicht nur für einzelne Produktionen, sondern für Theater an sich, wie unter anderem Bürgermeisterin Gabriele Klingmüller und Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke hervorhoben. „Theater ist für die Stadt unverzichtbar“, sagte letztere. Umso wichtiger sei die bevorstehende Sanierung der Kammerspiele – ein entsprechendes Konzept will Generalintendant Bernhard Helmich im September der Öffentlichkeit vorstellen.

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