Konzert in Köln The Shins machen Popmusik mit britischem Akzent

Köln · Die amerikanische Indie-Band, in deren Songs man unter anderem den Einfluss britischer Bands heraushört, spielt in der Kölner Live Music Hall vor 1600 begeisterten Fans.

 Herzerwärmende Melodien: James Mercer von den Shins vor seinem Kölner Publikum.

Herzerwärmende Melodien: James Mercer von den Shins vor seinem Kölner Publikum.

Foto: Thomas Brill

Offenbar mehr anziehende Neugier und weniger abstoßenden Ekel verbanden rund 1200 Fans in der Kölner Live Music Hall mit den „Herzenswürmern“ der Indie-Pop-Stars The Shins. Im Frühjahr veröffentlichte das Sextett aus dem US-Bundesstaat Oregon, das jedoch 1996 in Albuquerque (New Mexico) zusammenfand, mit „Heartworms“ sein fünftes Studioalbum. Nach fünf Jahren Schaffenspause und vier neuen Bandmitgliedern durfte man gespannt sein, inwiefern The Shins sich musikalisch weiterentwickelt haben.

Ein wenig hemdsärmelig fällt der Konzertstart aus, denn „Caring Is Creepy“ überlagert quasi das Intro, Takt für Takt findet die Band um den Frontmann und das einzig verbliebene Gründungsmitglied James Mercer zusammen. Dessen Stimmlage ist gewöhnungsbedürftig, nicht nur, weil sie sehr hoch ist, sondern auch, weil er den Eindruck erweckt, als sänge er schon zu Konzertbeginn am Limit. Doch schnell kommt die gewohnte pop-klangliche Leichtigkeit auf, begleitet von simpel-eingängigen, Spieldosenähnlichen Melodie-Tupfern der Keyboarderin Patti King. wie bei „Name for You“, dem ersten Song aus „Heartworms“. Doch The Shins verfügen nicht nur über ein begnadetes Gespür für herzerwärmende Melodien, das sie eher britisch klingen lässt und sie bisweilen in die Nähe der Lightning Seeds rückt, sie können auch heftige Gitarrengewitter wie etwa bei „Kissing the Lipless“ oder „Painting a Hole“ anzetteln. Überhaupt klingen The Shins auf der Bühne weniger nach sauber ausgefeilten Pop-Arrangements, sondern mehr nach rauer Indie-Attitüde. Das ruhige „Mildenhall“ definiert sich als klare Hommage an die Beatles.

Auch wenn The Shins das Etikett „epochal“ verliehen wurde, so haben sie das Pop-Rad letztlich nicht neu erfunden. Viele Songs enthalten klare Verweise auf klangliche Vorbilder, überdeutlich bei der ersten Zugabe „The Fear“, wo die Basslinie aus Lou Reeds „Walk on the Wild Side“ mit der Lennon-Ballade „Imagine“ eine neue, von drei Geigen begleitete Verbindung eingeht. In die letzte Zugabe „Sleeping Lessons“ haben The Shins dann noch schnell Tom Pettys „American Girl“ eingebaut. Es spricht für die Band, wenn sie so offen mit Inspirationsquellen umgeht, aber unter dem Strich vermisst man doch ein wenig von jener eigenen Kreativität, die The Shins einst groß gemacht hat. Gleichwohl sind sie noch immer besser als das Gros der Konkurrenz, und daher hat der regelmäßig aufkommende Jubel durchweg seine Berechtigung.

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