Rheinisches Lesefest Käpt’n Book in Bonn Spaß auf allen Seiten

BONN · Das Rheinische Lesefest Käpt’n Book bietet vom 5. bis zum 20. November ein Mammutprogramm: 529 Veranstaltungen an 170 Orten. Ein Höhepunkt: Am 10. November präsentiert die Bestseller-Autorin Cornelia Funke ihr aktuelles Buch in der Oper.

Cornelia Kothe hat es wieder einmal geschafft: Käpt’n Book nimmt erneut Kurs auf Bonn. Das gleichnamige Rheinische Lesefest darf getrost als das „Kind“ der Dame vom Bonner Kulturamt gesehen werden: Kothe hatte von Anfang an die Gesamtleitung des Mammutprojekts inne, auch die inzwischen 14. Ausgabe hat sie maßgeblich organisiert. Sage und schreibe 529 Veranstaltungen an 170 Orten umfasst Käpt’n Book dieses Mal. Nicht nur in der Bundesstadt: Das Programm reicht bis zu den 25 Partnerstädten und Gemeinden von A wie Alfter über L wie Leverkusen bis W wie Windeck.

Cornelia Kothe sitzt im Bad Godesberger Café Schöner, unweit des Kulturamtes an der Kurfürstenallee. Neben ihrer Cappuccinotasse türmt sich ein Bücherstapel auf, sie hat für unser Gespräch einige Kostproben mitgebracht. „Für diese Ausgabe von Käpt’n Book habe ich rund 200 Bücher gelesen.“ Es gehe immer um „die Mischung aus den großen Namen und den noch kaum bekannten Schriftstellern“.

Ein alter Bekannter und sicherlich einer der großen Namen ist Paul Maar, der „Papst der Kinderbuchliteratur“, wie Kothe ihn bezeichnet. Der 79-jährige Schöpfer des Sams ist mit zwei musikalischen Lesungen zu Gast, so beim Eröffnungsfest in der Bundeskunsthalle am 6. November (ab 16.30 Uhr), wo er mit dem Trio Schiefe Märchen eine Lesung mit Musik, Gesang und schrägen Geschichten präsentiert. Unterstützt wird Maar dabei von den Musikern Wolfgang Stute und Konrad Haas.

Lesefest Käpt’n Book in Bonn
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Apropos große Namen. Besonders freut sich Kothe über das Mitwirken der deutschen Bestseller-Autorin Cornelia Funke, die rund 30 Millionen Bücher verkauft hat und in Los Angeles lebt. „Seit zehn Jahren bin ich an ihr dran, und jetzt hat es endlich geklappt“, sagt Kothe. „Bisher hat Cornelia Funke in Deutschland bloß in Hamburg und in Berlin gelesen, auch deswegen sind wir sehr stolz, sie bei uns in Bonn zu haben.“ Funke tritt am 10. November im Bonner Opernhaus auf. Titel der Nachmittagsveranstaltung: „Drachenreiter – Die Feder eines Greifs“.

Mit von der Partie ist der Schauspieler Rainer Strecker, und es gibt Musik. „Es wird weit mehr als eine Lesung sein, mehr wie eine Theaterinszenierung“, kündigt Kothe an. Die Bestsellerautorin („Tintenherz“) tritt übrigens ohne Honorar bei Käpt’n Book auf. „Wir könnten sie ohnehin nicht bezahlen“, sagt die Organisatorin und lacht. „Unser Lesefest hat so einen guten Ruf, dass Herzblut und Begeisterung übergesprungen sind.“

Größer könne das Festival allerdings nicht mehr werden – „die Obergrenze ist erreicht“. Das Budget beträgt in diesem Jahr 250.000 Euro, davon übernimmt den überwiegenden Teil das Land Nordrhein-Westfalen, und dann kommen Haushaltsmittel der Stadt Bonn und der regionalen Partner hinzu.

Ein weiterer prominenter Name ist das deutsche Fantasy-Urgestein Wolfgang Hohlbein. Seinen Durchbruch erlebte er 1982, als sein Roman „Märchenmond“, den er mit Ehefrau Heike verfasste, den Fantasy-Wettbewerb des Carl Ueberreuter Verlags gewann. Bislang wurden von diesem Buch 4,5 Millionen Exemplare verkauft.

„Wolfgang Hohlbein wollte schon so oft zu uns kommen, aber es hatte terminlich einfach nie geklappt“, sagt Kothe. Hohlbein ist an insgesamt acht Leseterminen bei Käpt’n Book zu erleben, er wird seine Jugendromane „Die Schneekönigin“ (ab zehn Jahre) sowie „Laurin“ und „Drachenbrüder – Der Schwur des Dschingis Khan“ (jeweils ab zwölf Jahre) vorstellen.

Käpt’n Book weist diesmal vier Themen als Schwerpunkte auf. Das wichtigste und ambitionierteste Thema sind die Flüchtlinge. So kommt zum Beispiel die Friedrich-Gerstäcker-Preisträgerin Anja Tuckermann zu Besuch, die sich mit ihrem Buch „Alle da! Unser kunterbuntes Leben“ an eine Leserschaft ab fünf Jahren richtet. In ihrer Geschichte geht es um Samira, die in einem Boot und mit einem Lastwagen aus Afrika gekommen ist. Und um Amad, der seine Fußballfreunde im Irak vermisst. Dilara schließlich ist in Berlin geboren, kann aber perfekt Türkisch und feiert das Zuckerfest. Ihre Familie kam vor Jahren aus Anatolien.

Die belgische Illustratorin Claude K. Dubois zeichnet bei ihren Auftritten in Bonn und liest zusammen mit Kathrin Kühn aus „Akim rennt“, einer ergreifenden Geschichte, für die Dubois 2014 den Deutschen Jugendliteraturpreis in der Sparte Bilderbuch erhalten hat. „Ich wusste, das muss ein großes Thema bei Käpt’n Book sein, aber wir überfrachten das Lesefest auch nicht mit diesem Thema“, meint Kothe.

Weitere Themenschwerpunkte sind das Down-Syndrom, dessen Geschichte unter dem Titel „Touchdown“ in Buchform vorgestellt wird, und Afrika. Der „Schwarze Kontinent“ spielt etwa bei Lutz van Dijk eine wichtige Rolle, der für ein jugendliches und erwachsenes Publikum Romane („Romeo und Jabulie – Eine südafrikanische Liebesgeschichte“) und Sachbücher („African Kids – Eine südafrikanische Township-Tour“) vorstellt.

Der vierte Themenkomplex lässt sich umschreiben mit „Literatur, die einfach Freude macht – oder zum Nachdenken anregt“. Da tauchen Geschichten um Mobbing und Amoklauf ebenso auf wie die lustigen Abenteuer der kleinen Hummel Bommel für Kinder ab vier Jahren: Autorin Britta Sabbag und Maite Kelly laden zu musikalischen Lesungen ein.

Dass auch noch jede Menge ganztägige Familienfeste beispielsweise in der Bundeskunsthalle (6. November), im Haus der Geschichte, Haus der Bildung und im Arp Museum Bahnhof Rolandseck (jeweils 12. November), im Kunstmuseum Bonn und Landesmuseum (13. November) sowie in der Brotfabrik (20. November) anstehen – dafür müsste noch mal eine Extraseite her.

Cornelia Kothe, die gute Seele von Käpt’n Book, hat jedenfalls bereits die nächste Ausgabe des Lesefestivals im Blick: „Ich habe schon 24 neue Bücher für 2017 gelesen.“

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