Tatort-Kritik Hamburger Tatort hat was von "The Walking Dead"

Der ARD-Tatort „Böser Boden“ greift ein brisantes ökologisches Thema auf – und verschenkt es. Die Pointe von „Böser Boden“ allerdings ist große Klasse.

Irgendwo hinter Hamburg liegt Zombieland. Da geht kaum die Sonne auf, ist es trist und düster – und „die Menschen sehen aus wie Zombies“, wie Kommissarin Julia Grosz (Franziska Weisz) bemerkt. Die Leute haben Ausschlag, husten fortwährend, manche spinnen, ein veritabler Waldschrat wird im Unterholz aufgestöbert. Es ist der blanke Horror. In einer Supermarktszene wanken die Ureinwohner wie Untote an Regalen vorbei – das ehrwürdige „Tatort“-Genre klaut bei der Splatter-Serie „The Walking Dead“. So weit ist es gekommen.

Grosz' Kollege Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) tut die Beobachtungen als Unsinn ab – er hat ohnehin genügend privaten Stress. Und einen Fall am Hals: Der Exiliraner Arash Naderi ist ermordet worden, er hatte als Fahrer für einen obskuren Erdgaskonzern gearbeitet, der im platten Niedersachsen Fracking betreibt. Es ist eine umstrittene Art der Gasgewinnung, bei der mit hohem Druck eine Flüssigkeit tief in die Erde gepumpt wird. Dort lagernde Gase – aber auch andere möglicherweise giftige Substanzen – werden so zutage gefördert.

Ein brisantes Thema, das bei Regisseurin Sabine Bernardi zum dröhnenden, spukhaften Ökohorrorthriller wird. Wer hat Naderi ermordet? Waren Rassisten am Werk oder die „Öko-Nazis, die den ganzen Tag nur Hirse fressen“ (Falke), und ihr Mob, der gegen den Konzern mobil macht? Steckt die aalglatte Pressesprecherin des Konzerns dahinter – wusste Naderi zu viel? In dem Plot steckt mehr als dieser „Tatort“ liefert, der leider eher eine Horroklamotte ist. Die Pointe von „Böser Boden“ allerdings ist große Klasse!

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr.

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