CD-Tipp Schmusen im Sommer

Bonn · Der Pianist Brad Mehldau verwöhnt seine Fans. Vor etwas über einem halben Jahr hat er seine sehr überzeugende musikalische Bilanz über die letzten zehn Jahre Solo abgelegt. Jetzt kommt er mit seinem Trio und der gefühlssatten und schmusigen CD „Blues and Ballads“ heraus.

 Mehldau-Trio: Blues an Ballads.

Mehldau-Trio: Blues an Ballads.

Foto: Nonesuch

Mehldau, Jeff Ballard (Schlagzeug) und Larry Grenadier (Bass) wühlen sich durch den Blues, schwelgen in Melodien, die einem sehr bekannt vorkommen – „And I Love Her“ von den Beatles, zum Beispiel –, und denen das Trio dennoch unerwartete Farben und Effekte abgewinnt.

Mit Buddy Johnsons Blues „Since I Fell For You“, das das Trio fast elf Minuten lang wendet und bearbeitet, beginnt eine musikalische Reise, die in eine melancholische, zehnminütige Interpretation von Paul McCartneys „My Valentine” mündet. Auf diesem Weg swingt sich das Trio durch Cole Porters „I Concentrate On You“, macht Station bei Charlie Parkers „Cheryl“, wo Mehldau und seine Musiker allerdings an ihre Grenzen stoßen. Die entfesselte Genialität, die bei Parker, Miles Davis, Bud Powell, Tommy Potter und MaxRoach etwa 1947 aufblitzte, als sie „Cheryl“ interpretierten, zeigt, was mit diesem Notenmaterial möglich ist. Und was nicht Mehldaus Welt ist.

Doch schon bei der Ballade „These Foolish Things“ ist das Trio wieder in der Spur, und mit Jon Brions „Little Person“ liefert es eine feine, lockerleicht gespielte Miniatur ab, die dem Trio Raum zur kreativen Entfaltung gibt. Der viel dekorierte New Yorker, der an der Seite und im Quartett von Joshua Redman begann und unter anderem mit Renée Fleming und Pat Metheny musiziert hat, tourt gerade durch Europa. In NRW gibt es nur ein Konzert: Am 9. November spielt Mehldau mit seinem Trio in der Essener Philharmonie.

Brad Mehldau Trio: Blues and Ballads. Nonesuch

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