"Zwischen Feuer & Eis" Sängerin Adrienne Haan kommt ins Bonner Pantheon

Bonn · Die Bonner Künstlerin hat es zu weltweitem Ruhm gebracht und ist in den Kulturhauptstädten der Welt zu Hause. Nach New York und Santiago de Chile kommt sie nun zurück in ihre Heimat.

Adrienne Haan: Erinnerungen an das Berlin der 20er Jahre

Adrienne Haan: Erinnerungen an das Berlin der 20er Jahre

Friars Club in New York, Philharmonie Köln, Posttower Lounge Bonn, Teatro Las Condes in Santiago de Chile: Das waren im vergangenen Jahr nur einige von vielen Stationen im Tourkalender von Adrienne Haan. Die Sängerin und Schauspielerin pendelt zwischen den Welten. Ihr berufliches Basislager befindet sich in New York, ihr privates in Bonn, wo sie verheiratet ist. Beides lässt sich kongenial verbinden, wenn sie etwa beim nächsten Beethovenfest auftritt oder jetzt am 16. November im Pantheon.

Adrienne Haan kam 1978 in Essen zur Welt, sie besitzt die deutsche und die luxemburgische Staatsbürgerschaft. 1999 hat sie die American Academy of Dramatic Arts in New York absolviert. Ihr Spezialgebiet ist die Musik der 20er und 30er Jahre. Haan singt solo zum Piano oder vor großem Orchester, ob in den Cabaret-Clubs rund um den Broadway oder in der noblen Carnegie Hall. Englisch, Französisch, Hebräisch - kein Problem für Adrienne Haan.

In ihrem aktuellen Programm "Zwischen Feuer & Eis" erinnert Haan mit zahlreichen Chansons an das "Goldene Zeitalter" im Berlin der 20er Jahre. "Nach dem Ersten Weltkrieg lechzten die Menschen regelrecht nach Lebensfreude und experimentierten zum ersten Mal mit der Demokratie", sagt Adrienne Haan im GA-Gespräch. "Und im Kabarett fanden alle, die irgendwie anders waren, einen Platz." Haan inszeniert die Dekade als Tanz auf dem Vulkan zwischen zwei Weltkriegen, aber auch "zwischen feministischem Kampf und weiblichem Glamour".

Von Deutschland nach Südamerika

Mit der Revue, die sie erstmals auch in Bonn zeigt, war die Künstlerin vergangene Woche in Südamerika. In Asunción, der Hauptstadt von Paraguay, hatten die Alliance Français, das Goethe Institut, die Deutsche und die französische Botschaft ein Konzert zum Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren organisiert. "Es war ein wichtiges Konzert", betont sie.

Das rege Interesse am Thema erklärt Haan zudem mit den großen Auswanderungswellen von Deutschland nach Südamerika im 19. Jahrhundert. "Die Menschen in Asunción sind heiß auf europäische Kultur; und eine Cabaret-Chanteuse wie ich kommt auch nicht alle Tage in die Stadt."

Die Sängerin hat sich mit dem "Goldene Zeitalter" intensiv beschäftigt. "Ich habe oft das Gefühl, dass ein wenig vergessen wurde, was damals wirklich passiert ist", sagt sie. "Berlin war der Mittelpunkt der Film- und Musikbranche, so wie es Hollywood und New York heute sind." Deshalb reagiert sie besonders erfreut auf die Serie "Babylon Berlin", die diese auch künstlerische Epoche in Erinnerung ruft.

Ihren persönlichen Alltag in New York beschreibt die Künstlerin auffallend sachlich. "Ich stehe morgens früh auf, führe Telefonate, schreibe Hunderte Mails, mache die Buchhaltung, schreibe Rechnungen, organisiere die Musiker und Proben", zählt sie auf und findet keine Ende. "Ich entwerfe Kostüme, arbeite an Choreographie, lerne ständig neue Musik, schreibe Drehbücher für die Bühne, probe, singe". Ihre Shows vergleicht sie mit Hochleistungssport: "Ich gehe jeden Tag zum Sport, um fit zu bleiben; und gut aussehen will man auch noch."

Seit 2002 in "der schönsten Stadt am Rhein"

Das alles sei keine Erfolgsgarantie. "Man muss Rückschläge, Stress und viel Bullshit in diesem Geschäft ertragen können. Kämpfen, stark sein, sich immer wieder neu erfinden." Dass sie in New York mittlerweile erfolgreich ist, habe sie nicht zuletzt diesen Tugenden zu verdanken. "Ich habe mit meinen Programmen eine Nische geschaffen, meine Shows sind sehr gut besucht." Seit 2013 arbeitet sie mit dem Produzenten Joe Berry. "Ein großes Glück, er hat mich in die Carnegie Hall gebracht und produziert die meisten meiner Konzerte in New York."

Die vielen Reisen findet sie durchaus anstrengend. Trotzdem liebt Haan "diese ganze Abwechslung", sagt sie und arbeitet bereits an einer China-Tournee im kommenden Jahr. Und freut sich jetzt auf Bonn. "Seit 2002 lebe ich mit meinem Mann in der für mich schönsten Stadt am Rhein. Wenn ich nach Bonn komme, bin ich zu Hause."

Info: Adrienne Haan, Bonn, Pantheon, 16. November, 20 Uhr

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort