Amerikanische Band R.E.M. R.E.M. feiert 25. Geburtstag des Albums "Automatic For the People"

Bonn · Die amerikanische Band R.E.M. feiert den 25. Geburtstag des Albums „Automatic For The People“ mit einer Luxus-Edition. Sie wird dem Meisterwerk gerecht.

 Zu Gast bei Freunden: R.E.M.-Stars Mike Mills (links) und Michael Stipe Anfang des Monats in Berlin.

Zu Gast bei Freunden: R.E.M.-Stars Mike Mills (links) und Michael Stipe Anfang des Monats in Berlin.

Foto: dpa

Als die amerikanische Band R.E.M. im September 2011 ihre Auflösung ankündigte, reagierten viele Fans natürlich emotional – aber nicht hysterisch. Trennungsschmerz und Abschiedsstimmung waren vor sechs Jahren spürbar, aber nicht grenzenlose Trauer wie nach dem Tod Kurt Cobains 1994.

Das lag in erster Linie daran, dass die Band R.E.M. ihre Zukunft schon eine Weile hinter sich hatte. Die Titel des Albums „Collapse Into Now“ aus dem Trennungsjahr 2011 waren gut, aber vorhersehbar. R.E.M, Rock und Routine, das wäre davor undenkbar gewesen.

Wie Nirvana kam das 1980 in Athens, Georgia, gegründete Kollektiv R.E.M. aus der alternativen Rockszene. Später spielte die Band auf der Bühne des globalen Pop eine tragende Rolle. Mit „Out Of Time“ wurden Michael Stipe, Mike Mills, Peter Buck und Bill Berry 1991 zur Supergruppe – ausgerechnet mit dem Klang von Mandolinen, Streichern und Bläsern. „Losing My Religion“ besaß das Zeug zum Jahrhundert-Hit. In diesem Song wie in anderen drückte Songwriter Stipe Fatalismus, Beziehungsprobleme und ein Gefühl der Desorientierung aus. Das und mehr konnte man aus seiner oft kunstvoll verrätselten Lyrik herauslesen. Der düster grummelnde Bariton des Sängers war hierfür das ideale Medium. „Automatic For The People“ (1992) setzte die Erfolgsgeschichte fort.

„Monster“ bedeutete drei Jahre später das Ende des schöpferischen Höhenflugs. Danach begann eine Zeit der stilistischen Weiterentwicklung, die in Wahrheit eine künstlerische Krise war. Im Konzert war R.E.M. aber immer noch eine Macht. Im Juni 2005 rockten die Amerikaner den Bonner Museumsplatz: ein legendärer Auftritt.

Zum 25. Geburtstag haben die Musiker ihr Meisteralbum „Automatic For the People“ in ein Luxusgewand gesteckt. Die in einer großformatigen Box untergebrachte „25th Anniversary Deluxe Edition“ trumpft mit einem CD-Quartett auf: mit dem von Stephen Marcussen remasterten Album, einem Konzertmitschnitt aus dem Watt Club im November 1992, einer Kollektion von 17 Demos und einer Blu-ray mit dem Album in Dolby Atmos und Hi-Resolution Audio sowie legendären Videos der Band.

Es sind ernste Themen, die Stipe und Kollegen in Songs wie „Everybody Hurts“, „Sweetness Follows“ und „Try Not To Breathe“ entfalteten. Der Tod spielte eine tragende Rolle. Von morbiden Effekten sind die Songs jedoch frei. Im Gegenteil feiert zum Beispiel „Everybody Hurts“ das Prinzip Hoffnung.

Stipe, der während der 1980er Jahre viele Freunde durch Aids verloren hat, betont, dass „Sterblichkeit für Künstler schon immer ein Thema war. Es erinnert an die Zerbrechlichkeit und die Schönheit des Lebens und daran, das Leben und den Moment voll auszukosten. Es geht viel zu schnell, das wissen wir alle.“ Vielleicht haben die Musiker aus diesem Bewusstsein heraus ein Werk für die Ewigkeit geschaffen: mit nach wie vor unwiderstehlichen Songs à la „Drive“, „Man On The Moon“ und „Nightswimming“.

18 Millionen Mal ist „Automatic For The People“ bisher verkauft worden. Das Album war kein Selbstläufer, die kargen Sujets, der reflexive Sound zentraler Stücke opponierten gleichsam gegen den musikalischen Zeitgeist – Grunge – und den Kultstatus von R.E.M. Nie waren die Musiker experimentierlustiger und dabei so kreativ wie 1992.

Wie war das damals, wurde Michael Stipe jetzt anlässlich der Neuauflage gefragt. „It was pretty f***ing cool“, vertraute er der Zeitung „The Times“ an. Allerdings sei er froh, dass seit sechs Jahren Schluss sei für ihn: „Thank God I'm not doing it any more.“

R.E.M.: Automatic For The People. 25th Anniversary Deluxe Edition. Vier CDs. Craft Recordings.

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