Hits auf CD Pop mit Pailletten

Eine Sängerkarriere auf zwei CDs: „Hits And Pieces – The Best Of Marc Almond And Soft Cell“ beschert große Momente des Pop.

 So sieht Pop-Pathos aus: Marc Almond 2016 in der Kongresshalle in Leipzig. FOTO: DPA

So sieht Pop-Pathos aus: Marc Almond 2016 in der Kongresshalle in Leipzig. FOTO: DPA

Foto: picture alliance / dpa

Seinen 50. Geburtstag am 9. Juli 2007 hätte er fast nicht erlebt. Das Heroin drohte ihn schon ein paar Mal umzubringen. Ende 2004 hat ihn ein schwerer Motorradunfall beinahe das Leben gekostet. Doch 2007 war Marc Almond, ehemals Stimme der Band Soft Cell, nach Koma und zahlreichen Operationen wieder da: mit dem fantastischen Album „Stardom Road“. Wie immer sang Almond große Gefühlsoper. Der Titelsong war der emotionale Höhepunkt: die bittere Ballade eines Künstlers, den alle Welt als Loser abstempelt.

Drei Jahre später kehrte Almond mit dem Album „Varieté“ als Songschreiber und Sänger in Bestform wieder ins Geschäft zurück. Immer schon hat er Pop mit Pailletten gemacht, Almond liebt theatralische Auftritte und pathetische Posen. Für „Varieté“ tauchte er wieder einmal in die Welt der Transvestiten und Stricher ein, nahm den Hörer mit in finstere, verlockende Bezirke von Soho und lebte in „Nijinsky Heart“ eine Tänzerobsession aus. Die Melodien waren verführerisch wie schweres Parfum, aufgeladen mit großen Gesten und exaltiertem Gefühl.

Mit fast sechzig, in vier Monaten ist es soweit, wird es Zeit, Bilanz, zumindest Zwischenbilanz zu ziehen. Das besorgt der Sänger mit „Hits And Pieces – The Best Of Marc Almond And Soft Cell“. Mit einem Stück wie „Tainted Love“ stellt sich gleich der 80er-Jahre-Disco-Zauber von Soft Cell ein. Unvergesslich Zeilen wie „Once I ran to you (I ran) / Now I'll run from you / This tainted love you've given / I give you all a boy could give you / Take my tears and that's not nearly all / Oh tainted love (oh oh oh oh) / Tainted love.“

Almond selbst betrachtet sich als Mann der Singles. Er wuchs in Southport im nördlichen England auf, umgeben von der Kurzzeitmagie der Drei-Minuten-Singles. Almond hörte Radio Caroline und Radio Luxemburg und sah im Fernsehen jede Woche „Top Of The Pops“. Das waren die Wegbereiter für die Hoffnungen und Träume des Sängers. Er verwirklichte sie mit Songs wie „Memorabilia“, „Torch“ und „What“. Mit Gene Pitney nahm er „Something's Gotten Hold Of My Heart“ auf, mit Bronski Beat „I Feel Love/Johnny Remember Me“. Es waren große Momente des Pop. Die Almond-Werkschau präsentiert aber auch den gereiften Chansonnier, der sich nicht zufällig dem belgischen Meister Jacques Brel und dem Franzosen Charles Aznavour nahe fühlt.

Abgerundet wird die Kollektion mit dem bisher unveröffentlichten Titel „A Kind Of Love“.

Hits And Pieces – The Best Of Marc Almond And Soft Cell. Universal. 2CDs.

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