Konzert in Köln Paul Carrack im Kölner Tanzbrunnen

Köln · Der Musiker und seine großartige Band geben vor einer handverlsenen Schar Fans ein bemerkenswertes Konzert

 Klar, soulig, entspannt: Paul Carrack an seiner akustischen Gitarre.

Klar, soulig, entspannt: Paul Carrack an seiner akustischen Gitarre.

Foto: Thomas Brill

Enthusiastischer Jubel empfängt Paul Carrack und seine sechsköpfige Band im Kölner Theater am Tanzbrunnen. Der Musiker, Sänger und Songwriter aus Sheffield, der vor fünf Tagen seinen 66. Geburtstag feiern konnte, zählt zu jener Art von Musikern, die zwar seit nunmehr über 40 Jahren Großartiges leisten, sich jedoch nur allzu selten im Rampenlicht eines Stars wiederfinden. Als Sänger bei Mike & The Mechanics, der Band des Genesis-Bassisten Mike Rutherford, hat er sich mit Hits wie „Silent Running“ oder „Over My Shoulder“ sicherlich in den Gehörgängen eines größeren Publikums einnisten können.

Freundlich grüßend, mit Hut und in die Saiten einer roten Akustischen greifend, stimmt er „Too Good To Be True“ an. Es ist das aufrichtige Bekenntnis eines Mannes, der selbst im vorgerückten Alter immer noch nicht glauben kann, wie viel Glück er im Leben gehabt hat und wie erfüllt seine Musiker-Karriere verlaufen ist, obgleich sich nur knapp 500 Fans im Auditorium verlieren. Seine Stimme klingt klar, soulig entspannt, fast einschmeichelnd weich. Sie bildet nahezu das Gegenteil der ruppigen, bisweilen eruptiven Intonation seines irischen Blue-Eyed-Soul-Kollegen Van Morrison.

Die Band liefert trotz zweier Schlagzeuger einen eher gemäßigten Groove, der seinen Gesang perfekt umhüllt. Das folgende „Satisfy My Soul“ erklingt gleichsam als Hommage an frühe Motown-Ikonen wie Percy Sledge, Solomon Burke oder Wilson Pickett. Mit „Late at Night“ „Sleep On It“ sowie „Watching Over Me“ präsentiert Carrack, der souverän zwischen Orgel, Piano und Gitarre wechselt, weitere Songs seines jüngsten Albums „Soul Shadows“.

Die übliche Dramaturgie von vielen älteren Musikern, zunächst mit Klassikern die Stimmung der Fans anzuheizen, verfolgt der Meister, zu dessen musikalischen Aktivposten unter anderem die Mitwirkung in Bands wie „Squeeze“, Roxy Music“ oder „The Smiths“, aber auch die kompositorische Zusammenarbeit mit Elton John sowie die Verstärkung der Tourband von Eric Clapton zählen, nicht. Das hat Carrack auch nicht nötig, die Fans sind durchweg begeistert, von der Opulenz von „Don't Let the Sun Catch You Crying“, das einst mit dem Royal Philharmonic Orchestra eingespielt wurde, bis zum folkig schlichten „Borderline“, bei dem Carrack nur von Kontrabass und den Perkussion-Rhythmen seines Sohnes Jack begleitet wird. Letztlich ist er aber auch Profi genug, um die Erwartungshaltung des Publikums nicht vollständig auszublenden. Und so dürfen auch „Over My Shoulder“, der Squeeze-Hit „Tempted“ und schließlich der Ace-Klassiker „How Long“ ausgelassen bejubelt werden.

Zu Recht applaudiert das Publikum exzellenten Musikern, die unprätentiös ihre Kunst exzellenten musikalischen Handwerks demonstrierten.

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