Gartenplanung Mit Mut und Seele

Bonn · Garten anlegen heißt Räume bilden. Dabei gilt es vieles zu planen, bevor man anfängt zu pflanzen: Gewächse, Zäune, Wege oder freie Flächen – und vor allem den Naturgenuss übers ganze Jahr.

 Beet, Wiese, Weg oder Teich: Ein Garten sollte vor dem ersten Spatenstich genau geplant werden

Beet, Wiese, Weg oder Teich: Ein Garten sollte vor dem ersten Spatenstich genau geplant werden

Foto: Stefan Krber - Fotolia

Obwohl gut 36 Millionen Deutsche einen Garten besitzen oder zumindest bewirtschaften, leisten sich nur wenige einen Landschaftsarchitekten. Die meisten legen ihre Grünoase individuell selbst neu an. Doch wo soll man bloß anfangen? Der erste Garten ist im wahrsten Sinne des Wortes Neuland. Man wünscht sich ein Paradies aus Blumen, Obst und Gemüse, aber der Weg dahin erscheint weit.

„Wer noch nie einen Garten hatte, steht vor einer der wichtigsten Fragen“, sagt Gartenbau-Ingenieurin und TV-Gartenexpertin Dorothée Wächter. „Will ich im Garten lesen, Blumensträuße binden, Federball spielen, Grillen oder Gemüse ernten?“ Egal was und wie – wer seinen Garten neu gestaltet, der muss dabei systematisch vorgehen, damit nichts schief geht.

Also am besten erst einmal Ideen sammeln, in Magazinen blättern, durch Schrebergärten schlendern, Gartenausstellungen besuchen, die offene Gartenpforten nutzen, einfach alles sammeln, was einem gefällt – das jedenfalls empfiehlt die gebürtige Dortmunderin in ihrem gerade erschienenen Buch mit dem Titel „Jetzt bin ich Gärtner- Schritt für Schritt zum Gartenglück“ (Thorbecke Verlag). Vor der Neuanlage sollten unbedingt auch die Sonnenstände beobachtet und der Boden unter die Lupe genommen werden, erst dann macht es Sinn, auf einer Zeichnung die Plätze für Wege, Terrassen oder Gartenhütte festzulegen. Wenn diese Vorbereitungen abgeschlossen sind, geht es daran, sich endgültig für Materialien zu entscheiden: Soll es eine gepflasterte Terrasse oder eine aus Holz sein? Ein opulentes Blumenbeet oder lieber eine große Rasenfläche?

Grundsätzlich gibt es bei der individuellen Gartengestaltung keine Regeln – gebaut und gepflanzt werden darf, was gefällt. Nur wer beispielsweise „einen englischen Landschaftspark möchte, braucht mindestens 2000 Quadratmeter Fläche, denn es geht um ein Spiel von Nähe und Ferne, von Licht und Schatten“, erklärt Klaus Klein, einer der führenden deutschen Landschaftsarchitekten. Indem man die Bäume der Nachbargärten einbindet, gewinnt man an Tiefe und Größe, wobei Grünabstufungen den Raum bestimmen. Dabei sollte das Verhältnis zwischen immergrünen und sommergrünen Pflanzen stimmen, „sonst hat man ab Juli nur noch Spinat“, sagt Klein. Einen Tipp von Dorothee Wächter gilt es ebenfalls zu beherzigen: Weil man viele Tage des Jahres den Garten als Bildbetrachter genießt, sei es ratsam, bei der Gestaltung den Blick aus den Fenstern zu berücksichtigen.

Garten anlegen heißt Räume bilden. Damit es nach der Vollendung nicht wie Kraut und Rüben aussieht, müssen einige Punkte beachtet werden. Für die Auswahl der Pflanzen gilt: Erst die Bäume (hier unbedingt die Höhenangaben bedenken), es gibt viel kleine Hausbäume wie Kugelahorn und der Kugeltrompetenbaum, die den heutigen Gartengrößen entgegenkommen), Sträucher (auch hier lieber solche auswählen, die zwei bis drei Meter Höhe nicht überschreiten), dann Rosen, Stauden, Einjährige und Zwiebelgewächse. Die Wiederholung von Pflanzen beruhigt das Auge. Also nicht 20 verschiedene Stauden aussuchen, sondern eher nur vier oder fünf verschiedene und pro Sorte, drei, fünf oder mehr Pflanzen.

Die wichtigsten Gartenelemente sind – so Wächter – einrahmende Zäune oder Hecken, markante Gehölze wie der Hausbaum, die freie Fläche des Rasens, Sitzplätze sowie die Beete für Zier- und Nutzpflanzen. Unerlässlich – so die Expertin – ist ein Arbeitsplatz, der gut mit dem Kompost zu kombinieren ist.

Der Rasen erweist sich als Multifunktionsfläche. Hier kann man spielen, liegen, arbeiten und feiern. Als Ruhepol spielt er eine tragende Rolle. In einem großen Garten sorgt ein hoher Anteil an Rasen für geringeren Arbeitsaufwand. „In einem kleinen sollte auf jeden Fall noch ausreichend Platz für Blumenbeete und Nutzgarten sein“, sagt Wächter. Zur Not lässt sich der Rasen auch als breiter Weg zwischen verschiedenen Bereichen anlegen.

Möglich ist es auch, den Nutzgarten in den Ziergarten zu integrieren. So füllen Salatsetzlinge im Frühling die Lücken, bis die Stauden herangewachsen sind. Tomaten in Töpfen kommen Ende Mai, Anfang Juni an die Stellen, wo beispielsweise Türkenmohn, Kaiserkrone und Tulpen bereits Lücken hinterlassen. Kräuter wie Kerbel, Fenchel und Schnittlauch sind zierend, so dass auf eigenes Kräuterbeet verzichtet werden kann. Im Beet sind eingeplante Trittflächen von Vorteil, das können überschüssige Terrassenplatten seine oder „trittfeste Stauden wie Polsterthymian, Kamille oder spanisches Gänseblümchen“, betont Dorothée Wächter.

Es ist wichtig, dass die schönsten Pflanzen dicht an die Terrasse gesetzt werden, damit man sie gebührend genießen kann und Lust auf mehr bekommt. „Auch Rosen sollten möglichst dicht an der Terrasse gepflanzt werden, damit man sich regelmäßig um sie kümmern und vor allem auch ihr oft schüchternes Parfüm genießen kann“, erklärt Gabriella Pape, Landschaftsarchitektin, Gründerin und Leiterin der Königlichen Garten-Akademie in Berlin-Dahlem. Sie vertritt die Ansicht, „Gärtnern kann jeder, den grünen Daumen kann man lernen, es gehört nur Mut dazu.“ Das bedeutet: „Wer mutig pflanzt, wonach die eigene Seele verlangt, hat Gärten, die lustiger und freudvoller sind,“ so Pape.

Ein gelungener Garten ist für Klaus Klein „einer, der den Menschen durch das ganze Jahr trägt.“ Was Bestand hat, ist doch der Naturgenuss. Man schaut ins Grüne – davon gibt es unendlich viele Schattierungen – und kann sich einfach nicht satt sehen. „Ein Garten ist oft der letzte Luxus, den wir uns noch gönnen können. Man harkt und gießt, tut den Beeten etwas Gutes und dann sind die Allermeisten völlig entspannt.“

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