Filmkritik: "Hidden Figures" Ein Kampf um Gleichberechtigung

„Hidden Figures“ erzählt gut gelaunt von afroamerkanischen Frauen, die bei der NASA Berechnungen von weißen Wissenschaftler prüfen, und Anerkennung wollen. Der Film beruht auf wahren Begebenheiten in Zeiten von öffentlicher Segregation.

 Spielfreude: (von links) Janelle Monáe, Taraji P. Henson und Octavia Spencer.

Spielfreude: (von links) Janelle Monáe, Taraji P. Henson und Octavia Spencer.

Foto: dpa

„Colored Computers“ steht auf der Tür des Großraumbüros, und dahinter befinden sich keine bunt angestrichenen PCs, sondern 30 afroamerikanische Frauen, die für das Forschungszentrum der NASA in Hampton, Virginia, arbeiten. Im Jahr 1961 umschrieb der Begriff „Computer“ im Amerikanischen noch die Rechenleistung von Menschen und nicht Maschinen. Im Bundesstaat Virginia, wie in den meisten Südstaaten, war damals die Segregation von Schwarz und Weiß in Bussen, Bars oder öffentlichen Toiletten allgegenwärtig.

Die Afroamerikanerinnen im Untergeschoss des Westflügels sind dafür zuständig, die Berechnungen der ausschließlich weißen, männlichen Wissenschaftler im Hauptgebäude noch einmal nachzuprüfen. Die Stimmung in der Chefetage ist auf dem Tiefpunkt. Die Sowjets haben gerade den ersten Mann ins All geschickt, während eine US-Rakete nach der anderen abstürzt. „Gibt es denn nicht einen hier im Haus, der analytische Geometrie beherrscht“, tobt Al Harrison (Kevin Costner), der Leiter der „Space Task Group“. Mehr aus Verzweiflung denn aus Aufgeschlossenheit holt er Katherine Goble (Taraji P. Henson) als erste und einzige afroamerikanische Frau ins Raumfahrtallerheiligste. Als die sich erst mal einen Kaffee holt, starren sie die Herren in den weißen Hemden sprachlos an. Am nächsten Tag klebt ein Schild „Nur für Weiße“ auf der Kaffeemaschine, und eine zweite steht für die neue Kollegin daneben.

Aber auch wenn der begabten Mathematikerin hier offene Ressentiments entgegenschlagen, setzt sich Katherine hartnäckig durch. Schließlich kennen Zahlen keine Vorurteile, und Berechnungen sind entweder richtig oder falsch. Unterstützt wird sie dabei von ihren Freundinnen aus dem Westflügel: Dorothy Vaughan (Octavia Spencer), die schon lange um ihre Anerkennung (und Bezahlung) als leitende Angestellte kämpft, und Mary Jackson (Janelle Monáe), die sich als patente Ingenieurin in die weiße Männerdomäne vorarbeitet.

Theodore Melfis „Hidden Figures“ beruht auf wahren Begebenheiten. Der Kampf um Gleichberechtigung wird hier jedoch nicht in der üblichen Form eines pathetischen Dramas, sondern gut gelaunt in Szene gesetzt. Der Film nimmt die souveräne Perspektive der Frauen ein, die sich der rassistischen Diskriminierung bewusst sind, aber als Mathematikerinnen auch genau wissen, was sie draufhaben. Der Film gehorcht der klassischen Erbauungsdramaturgie, die ihre Heldinnen und das Publikum über Rückschläge zum verdienten Triumph führt. Trotz des konventionellen Korsetts atmet „Hidden Figures“ eine gewisse Lässigkeit. Das liegt vor allem an den drei Hauptdarstellerinnen, die in ihren Rollen als „Sisters“, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, mit sichtbarer Spielfreude aufgehen.

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