Festival für Alte Musik in der Brotfabrik Madrigale und Lamentationen

BONN · Ein neues Festival in der Brotfabrik vom 8. bis 11. April verbindet Barock und Weltmusik. Das Publikum erwartet Werke aus West und Ost, mit Cembaola und Oud.

 Singen Madrigale und Lamentationen aus Renaissance und Barock: Die Kölner Vokalsolisten

Singen Madrigale und Lamentationen aus Renaissance und Barock: Die Kölner Vokalsolisten

Foto: Christian Palm

Folk aus Island, Poesie aus Syrien, Klezmer aus Russland: Wenn in Bonn die Weltmusik spielt, führt sie auf direktem Weg zur Brotfabrik in Beuel. Und lässt einen beim Zuhören in rund zwei Stunden mitunter auch gut und gern mehrere Jahrhunderte durchkreuzen; seitdem die Melodien und Instrumente des Landes so klingen, wie sie es bis heute tun und im Kopf die passenden Bilder dazu entstehen lassen

Also könnte es doch recht reizvoll sein, die traditionelle europäische Musik vergangener Jahrhunderte mit ethnischer Musik derselben Epoche zusammenzubringen, dachte sich Jürgen Becker, Geschäftsführer und Programmplaner der Brotfabrik. Das Motto: zwischen West und Ost. Das Ziel: die gewohnten Denkschubladen bei der Gelegenheit einmal aufzuziehen, den Inhalt auszutauschen und sich von dem kreativen „Chaos“ inspirieren zu lassen. Wenn also Musikinteressierte, deren Interesse bislang eher der Klassik galt, in der Brotfabrik den Klang der arabischen Laute genießen, wäre der Brückenschlag zwischen Orient und Okzident, zwischen zeitgenössischer und barocker Musik schon gelungen.

Wer das einmal für sich selbst ausprobieren möchte, der kann – den aus Aleppo stammenden Kanun-Spielers Hesen Kanjo und den indischen Flötisten Dinesh Mishra noch „im Ohr“ – am Samstag, 8. April, die Kölner Vokalsolisten besuchen. „Madrigale und Lamentationen“ heißt ihr Konzert mit Werken von Carlo Gesualdo, Claudio Monteverdi, Orlando Gibbons und Hans Leo Haßler, das schon ein wenig in die bevorstehende Karwoche überleitet. Das sechsstimmige Ensemble hat sich auf die Interpretation Alter und Neuer Vokalmusik a cappella spezialisiert und vereinigt Werke aus dem Europa des 16. und 17. Jahrhunderts. Das Madrigal beispielsweise feierte sine Blütezeit in der Renaissance und im Frühbarock. Die Themen? Elementar – so wie Tod und Vergänglichkeit, Liebe und Eros, Naturgewalt und -idyll.

Weiter geht das Festivalwochenende alter Musik aus West und Ost am Sonntag, 9. April, in der Godesberger Michaelskapelle mit dem Bonner Cembalisten Stefan Horz. „L’âme en peine – Trauer und Trost in der französischen Cembalomusik des 17. und 18. Jahrhunderts“ heißt sein Programm, das die seinerzeit verbreitete Praxis aufgreift, die musikalischen Vorbilder und Lehrer durch ein klingendes Denkmal zu ehren. Diese „Tombeau“ (Grabmäler) setzt er den Komponisten Louis und Francois Couperin, Johann Jacob Froberger und Jean Henri d‘Angelbert. Trost findet der Zuhörer auch in Johann Sebastian Bachs Partita Nr. 4 D-Dur, die sich am französischen Stil seiner Zeit orientiert.

Die frühe arabische Kunstmusik steht im Mittelpunkt bei dem Konzert des irakischen Lautenisten Raed Khoshaba am Montag, 10. April – wieder zurück in der Brotfabrik. Geboren in Bagdad, hat Khoshaba in seiner Heimatstadt das Lautenspiel studiert und bekam als einer der besten Studenten des Konservatoriums schon früh die Gelegenheit, mit der Gruppe Al Bayarek in zahlreichen europäischen und arabischen Ländern aufzutreten. Heute steht sein eigener und unverwechselbarer Stil für die Verbindung arabischer und europäischer Tradition mit unüberhörbaren Jazz-Elementen.

Die abschließenden Akzente dieses ersten Festivals für alte Musik setzen am 11. April die Altistin Ingeborg Danz und Stefan Horz, die ihr Publikum in der Brotfabrik mit Werken von John Dowland, Johann Sebastian und Carl Philipp Emanuel Bach, Johann Wolfgang Franck und Antonio Caldara zu einem Streifzug durch Renaissance und Barock und kreuz und quer durch Europa einladen.

Info: Alte Musik Festival, Bonn-Beuel, Brotfabrik, Kreuzstraße 16, 8. bis 11. April, Karten in den GA-Geschäftsstellen, unter Tel. (0228) 50 20 10 und www.bonnticket.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort