Leseabend im Bonner Pantheon Literarisch Brüssel sehen und verstehen

Bonn · Leseabend im Bonner Pantheon: Gastgeber Horst Evers und seine Vorleser Eckart von Hirschhausen und Martin Sonneborn befassen sich literarisch mit der EU.

 Plädoyer für Gelassenheit: Eckart von Hirschhausen.

Plädoyer für Gelassenheit: Eckart von Hirschhausen.

Foto: picture alliance / dpa

Ist die zweite Lebenshälfte eventuell doch mehr wert als körperliche Malessen und allgemeine Unzufriedenheit? Wie pflegen wir mit unserer Zeit umzugehen, und muss man tatsächlich fünf Jahre davon im EU-Parlament in Brüssel verbringen? Fragen über Fragen, auf die Gastgeber Horst Evers und seine Vorleser jetzt im Pantheon recht brauchbare Antworten gefunden haben.

Während also der Berliner Autor mit niedersächsischem Sozialisationshintergrund („viel Fleisch und Kartoffeln“) Besuche ohne Termin beim Facharzt vorschlägt, um vermeintlich überflüssige Stunden auf der Uhr des Lebens am Stück abzubauen, widerspricht sein erster Gast am Abend – Eckart von Hirschhausen, Kabarettist, Autor und übrigens selbst Mediziner – , den Jahren von 50 aufwärts mit einer gewissen Gelassenheit zu begegnen. Wozu also Dinge kaufen, die man nicht braucht, von Geld, das man nicht hat, um Leute zu beeindrucken, die man eigentlich gar nicht mag? Warum nicht spitzlippige Bemerkungen über ein gewisses gepflegtes Chaos daheim wie folgt kommentieren: „Nein, ich bin kein Messie. Ich sammle ohne Themengebiet.“

Launige Gespräche beim Leseabend

Ist die zweite Hälfte also am Ende tatsächlich die bessere, wie Hirschhausen postuliert? Um den Beweis zu führen, hat er jetzt gemeinsam mit dem Neurobiologen und Pionier einer ganzheitlichen Allgemeinmedizin, Professor Tobias Esch, ein Buch geschrieben, überzeugt aber bei den Vorlesern – entgegen dem Titel des Abends vielmehr redend statt lesend als ausgesprochen launiger Gesprächspartner.

Wohingegen Martin Sonneborn – seines Zeichens Satiriker und EU-Abgeordneter der Partei „Die Partei“ – sich gut überlegen sollte, ob Bonn-Bashing vor Bonner Publikum wirklich so eine gute Idee ist. Würden wir ihn nicht als ehemaligen Titanic-Chefredakteur kennen. Und würden erste Ausblicke auf sein demnächst vorzulegendes Buch „Herr Sonneborn geht nach Brüssel“ nicht die gesamte Bandbreite seines bemerkenswerten Hintersinns offenbaren. Geschenkt! Wer Rechtspopulisten durch Geschäftsordnungstricks Redezeit klaut, darf auch die Kennedybrücke ziemlich doof finden.

Auf Sendung: WDR5, 17. Februar (Sonneborn) und 24. Februar (Hirschhausen), Beginn: je 20.05 Uhr

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