Hommage an eine tote Katze Lieder für den geliebten Kater

Die französische Künstlerin Sophie Calle hat die Trauer über den Tod ihrer Katze Souris in ein Album verwandelt. Darauf singen Bono, The National und Benjamin Biolay.

 Cover des Gedenk-Albums „Souris Calle“. FOTO: GA

Cover des Gedenk-Albums „Souris Calle“. FOTO: GA

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Vor vier Jahren ist Sophie Calles Kater Souris gestorben. Das Tier mit dem ironisch angelegten Namen (souris=Maus) war ein enger Lebensgefährte der bekannten, 65-jährigen französischen Konzeptkünstlerin. Sie trauerte mehr um ihn als um den eigenen Vater, der ebenfalls 2014 gestorben war. Damit nicht genug. In der Perrotin-Galerie ist bis zum 22. Dezember die Ausstellung „Souris Calle“ zu sehen: eine künstlerische Hommage an das geliebte Tier, das Calle als anmutig, lustig und schlau in Erinnerung hat. Teil des Souris-Projekts bei Perrotin ist ein musikalischer Beitrag. Nach dem Ableben der geliebten Katze fragte Calle bei Musikern an, ob sie bereit seien, Souris in einem Song zu verewigen.

Bono spricht auf den Anrufbeantworter

Die Künstlerin wandte sich an Musiker, die dem schwarz-weißen Kater persönlich begegnet waren, und an Songschreiber, die sich anhand von Fotos und Videos ein Bild von seiner Persönlichkeit machen konnten. Der Rücklauf war beeindruckend. Rund 40 Musiker beteiligten sich an dem Gedenkprojekt, darunter Bono, Jarvis Cocker, Pharrell Williams, Laurie Anderson und die Band The National.

Auch berühmte Franzosen waren mit von der Partie: Benjamin Biolay, Christophe, Jean-Michel Jarre, Miossec, Thomas Fersen und Pascal Comelade, um nur einige zu nennen. Das Album „Souris Calle“ stellte die Initiatorin bei Musikstreamingdiensten wie Spotify und Amazon Music ein. Den Auftakt macht Bono mit einer Ansage auf dem Anrufbeantworter von Sophie Calle: „Souris, c'est Bono ici.“ Daraus entwickelt sich ein schönes Lied. Jarvis Cocker variiert die Einsicht, wonach Katzen neun Leben besäßen. Souris sei nun bei Nummer zehn angekommen und jage einem endlosenWollknäuel hinterher. Man mag das alles exaltiert, morbide oder auch oberflächlich finden. Doch Calle ist nicht allein in ihrer Verehrung eines Tieres. Der Hutmacher Philip Treacy ließ Grace Jones bei der Beerdigung seines Jack Russell Mr. Pig singen, fand die Londoner „Times“ heraus. Papst Paul II. (1417-1471) pflegte seinen Leibarzt zu rufen, wenn eine der Katzen krank daniederlag. Königin Elizabeth II. schließlich zeigte sich tief betroffen vom Tod ihres letzten Corgis im April. Willow wurde 14 Jahre alt.

Die „Times“ wäre nicht die „Times“, wenn sie den Vorgang nicht in einem Leitartikel gewürdigt hätte. Dessen Botschaft: Niemand müsse sich seiner Liebe zu einem Haustier schämen. Man solle Calle dafür beglückwünschen, dass sie Liebe und Trauer in Kunst verwandelt habe.

Letzter Gedanke des Leitartiklers: „She should also consider getting another cat.“

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