Klavierkonzert in Köln Kuschelpop bei Ludovico Einaudi in der Lanxess-Arena

Köln · Der Pianist und Komponist Ludovico Einaudi begeistert seine Fans in der Lanxess-Arena. Das Publikum gibt sich Meditation und Melancholie hin.

 Tastenstreichler: Ludovico Einaudi im Kölner Konzert. FOTO: THOMAS BRILL

Tastenstreichler: Ludovico Einaudi im Kölner Konzert. FOTO: THOMAS BRILL

Foto: Thomas Brill

Essen und Trinken während eines Konzerts in der Philharmonie? Undenkbar! Die Lanxess-Arena war da gnadenlos und leistete damit der Respektlosigkeit gegenüber dem Künstler und dem größten Teil des Publikums Vorschub. Popcorn-Geknabber und Nacho-Geruch störten die Konzentration auf das Wesentliche des Abends: die Musik. Oder wollten die Veranstalter einfach nur den finanziellen Verlust der nicht ausverkauften Halle kompensieren?

Eventuell war aber auch der Ruf des „Event“-Künstlers schuld. Dieser eilt Ludovico Einaudi – der mit seinen Auftritten weltweit die Konzertsäle füllt – voraus. Ein Großvater von ihm war italienischer Staatspräsident, der andere Dirigent. Und doch hat die Karriere des aus einer Großbürgerfamilie stammenden Musikers eher avantgardistisch begonnen: Als Meisterschüler von Stockhausen hatte er sich einst der atonalen Musik verschrieben. Doch dann begann er sentimentale Klavierstücke zu schreiben, die ihn bald bei einem breiten Publikum populär machten. Genauso wie seine seit 1988 entstandenen zahlreichen Filmmusiken, von denen der Soundtrack zur TV-Neuverfilmung des Klassikers „Doktor Schiwago“ (2002) und der zum Blockbuster „Ziemlich beste Freunde“ (2012) die Charts stürmten. Der Abend in der Lanxess-Arena gehörte ganz seinen zwischen Minimal-Music und Kuschelpop angesiedelten Kompositionen, die er und seine fünfköpfige Band in die aufnahmebereiten Herzen seiner Fans fließen ließen. Unterstützt wurden sie von einer stimmungsvollen, aber nicht aufdringlich wirkenden Lichtshow.

Dass sich dabei die musikalischen Motive oft wiederholten, sich nie zu großen Melodiebögen verbanden, wurde akzeptiert. Das Publikum gab sich Meditation und Melancholie hin, schreckte nur manchmal auf, wenn es Einaudi seiner Band, wie in „Newtons Cradle“, erlaubte, sich in den Vordergrund zu spielen. Dann übernahmen Percussion, Synthesizer, Gitarre, Cello und manchmal auch eine in einem Wasserkasten hängende (Trommel-)Scheibe den Drive.

Und schon drängte sich der Eindruck auf, hinter der oberflächlichen Schönheit von Einaudis Musik verstecken sich doch noch komplexere Tonwelten. Doch wandert der Blick zurück auf die Videowand, zeigt sich, wie Einaudi die Tasten seines Flügels streichelt. Ein wenig selbstverliebt vielleicht und doch faszinierend, wie er sein 30-minütiges Solo, das in sein berühmtes Stück „Una Marttina“ mündet, trotz aller unüberhörbaren Redundanzen zum bewegendsten Moment des vielbejubelten Abends macht.

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