Premiere des Kunstmarktes Kunstmesse Art in Düsseldorf eröffnet

Düsseldorf · Viel Atmosphäre und Klasse bei der Art Düsseldorf. Die Ausstellung bietet ein übersichtliches Feld von 80 Galerien in den Industriehallen auf dem Areal Böhler.

 Thomas Schüttes drei „Ganz große Geister“ (1998-2004) sind die Hauptattraktion in der alten Industriehalle in Düsseldorf. FOTO: DPA

Thomas Schüttes drei „Ganz große Geister“ (1998-2004) sind die Hauptattraktion in der alten Industriehalle in Düsseldorf. FOTO: DPA

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Reichlich Vorschusslorbeeren gab es – außerhalb von Düsseldorf – nicht gerade für die neue Kunstmesse in NRW, die Art Düsseldorf. Skepsis war allemal angebracht, zumal die Chefs des Messeneulings, Walter Gehlen und Andreas Lohaus, bis zum vergangenen Herbst die mit extremen Qualitätsschwankungen und hohem Trash-Faktor laborierende Kölner Art Fair leiteten, dann die Zelte in Deutz abbrachen und sie im Areal Böhler im Westen Düsseldorfs wieder aufbauten. Das Geraune war groß, zuletzt polterte der Kölner Galerist Christian Nagel, Beiratsmitglied der rheinischen Konkurrentin Art Cologne im „Tagesspiegel“: „Lohaus und Gehlen waren die Veranstalter der schlechtesten Kunstmesse Europas. Während die Kölner Kunstszene immer eine Armlänge Abstand hielt, haben die Düsseldorfer Kollegen, vielleicht aus jugendlichem Leichtsinn, die neuen Direktoren sofort umarmt.“

Sie und das ab Donnerstag Mittag in Scharen durch die Hallen flanierende Vernissagenpublikum hatten wohl ihre Gründe. Denn was sich unter dem Dach des historischen Eisenwerks präsentiert, hat viel Atmosphäre und durchaus Klasse – zumal die Schnittmenge mit den Anbietern der alten Art Fair bei fast Null liegt. Man hat sich sichtlich Mühe gegeben bei dem Mix aus rund 60 Prozent regionalen Galerien und 40 Prozent internationalen Anbietern. Mit Hans Mayer und Beck & Eggeling (beide Düsseldorf) hat sich die junge Messe große Namen aus dem Portfolio der alten Tante Art Cologne geholt, zu der unter anderem auch die Kölner Heinz Holtmann, Christian Lethert, Thomas Rehbein, Michael Werner und Thomas Zander zählen. Der Kölner Markus Lüttgen ist Mitglied des Düsseldorfer Zulassungsausschusses.

Das internationale Feld ist überschaubar: David Zwirner und Marlborough Contemporary aus New York ragen in diesem luftigen Industrieambiente heraus. „Wir sind darauf konzentriert, in Düsseldorf die Arbeit zu machen, die zu Düsseldorf und der Region passt“, sagte Gehlen vor der Presse auf die Frage, wie er es mit den Konkurrenten Köln und Berlin halte. Ähnlich unscharf blieb er, als es um die Einflussmöglichkeiten des mächtigen Schweizer Messe-Partners MCH ging, der den Marktführer Art Basel veranstaltet und der an den Düsseldorfern mit 25 Prozent beteiligt ist. Gehlen verwies auf den unabhängigen Zulassungsausschuss, beließ die Antwort aber im Ungefähren, was passiere, wenn die Schweizer ihr Engagement steigern würden. 30 000 bis 40 000 Besucher soll die Art Düsseldorf mit ihren 80 Galerien bis zum Sonntag ins Areal Böhler locken.

Spektakuläres hält sich in Grenzen

Das Angebot ist im besten Sinn des Wortes solide. Es gibt kaum Ausreißer nach unten, Spektakuläres hält sich in Grenzen. Fürs Düsseldorfer Publikum gibt es Werke sämtlicher Professoren der örtlichen Kunstakademie. Junge, aufregende Positionen wurden in die Sektion des „Bloom Award“ und in die kleinere Kaltstahlhalle gesteckt, wo sich unter anderem 13 junge Galerien der Sektion mit dem schönen Namen „Post-Lehman“ tummeln. Sie wurden nach der Finanzkrise 2008 gegründet.

Mit unter 1000 Euro wird der Grafikfreund fündig, 380 000 Dollar kostet ein stattlicher Jörg Immendorff aus der „Café Deutschland“-Serie bei Century Pictures aus Brooklyn, bei Michael Werner hängt ein hinreißender E.W. Nay („Nachtlied“, 1961, für 425 000 Euro), Die Galerie aus Frankfurt hat ein Werk des Surrealisten Roberto Matta für 2,5 Millionen Euro im Angebot, bietet eine feine Matta-One-Man-Show und im Separee Werke von verwandten Künstlern (etwa „La Horde“ von Max Ernst von 1927 für 580 000 Euro).

Der Besucher wird von einem Galeristendreigestirn empfangen: Thomas Zander mit exzellenten Fotoarbeiten, Hans Mayer mit einem brandneuen Jürgen-Klauke-Schwerpunkt und David Zwirner mit Highlights von Thomas Ruff, Wolfgang Tillmans, Isa Genzken und Oscar Murillo. Diese hohe Schlagzahl lässt sich nicht durchgehend halten, aber es fällt zumindest auf, dass sich viele Galerien bemüht haben, Kunst jüngsten Datums in die Kojen zu hängen.

Fazit: Eine schön übersichtliche Messe in einem exzellenten Ambiente. Ob die Art Düsseldorf aber unbedingt auf die Agenda der Kunstfans im Raum Köln/Bonn muss, bleibt dahingestellt.

Art Düsseldorf, Areal Böhler; bis 19. November. Fr 12-19, Sa, So 11-19 Uhr. Tickets ab 22,50 Euro

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