Kunstverein präsentiert Jahresgaben Kunst für jedermann

Der Bonner Kunstverein präsentiert seine Jahresgaben. Es gibt etwas für großes und für kleines Geld.

In einem gelungenen Sortiment an Jahresgaben ist Vielfalt angesagt, schließlich sollte für so ziemlich jeden Geschmack und Geldbeutel etwas dabei sein. Der Bonner Kunstverein hat das in seiner Schau clever berücksichtigt und zeigt Unikate sowie limitierte Editionen von insgesamt 18 Künstlern. Auch die großzügige Präsentation im vorderen Teil der großen Halle ist erfreulich. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass zwei Arbeiten alleine wegen ihrer Größe besonderen Platzbedarf anmelden. Ein Großformat gehört Sophie von Hellermann, die mit huschigen Pinselstrichen eine nebulöse Geschichte über „Britannia“ erzählt, von der man durchaus gerne mehr erfahren würde.

Die zweite überdimensionierte Arbeit ist eine Hose, eigens für den Jahresgabenanlass genäht, von Amanda Ross-Ho. Die amerikanische Künstlerin, die im Januar mit einer Einzelausstellung im Kunstverein erwartet wird, hat die Innentaschen der Hose demonstrativ herausgekehrt – so zeigt man sprichwörtlich, dass die Kassen leer sind, von wem auch immer.

Zumindest könnte der Käufer dieser Hose, die vermutlich nicht ganz preiswert ist („Preis auf Anfrage“) sich in der Kunst der Selbstironie üben. Vorausgesetzt, das Heim ist groß genug, um der Hose mit den leeren Taschen einen passenden Platz an der Wand bieten zu können. Bei den kleineren Formaten überzeugen auf jeden Fall eine konzeptuelle Fotografie von Christopher Williams, die mit dem Charme und der Bildsprache der Werbefotografie arbeitet, und eine abstrakte Malerei mit Wasserfarben auf beschichtetem Papier der Amerikanerin Lesley Vance.

Unglaublich, wie rasch und nachhaltig die Komposition aus Blau, Rot und Weiß ein Eigenleben entwickelt. Auch die Farbdrucke von Matthias Wörner, einer der Künstler aus dem Atelierhaus in der Bonner Dorotheenstraße, werden lebendig, wenn die Reiskörner übers Blatt schwärmen. Wer den Ernst im Spiel mag – oder umgekehrt – ist bei Claus Richter aus Köln und seiner Figurengruppe „A Small Toy“ richtig. Die drei Herren mit Zylinder und der Zaun, an dem sie stehen oder sitzen, geben viel Raum für Assoziationen und das auch deshalb, weil man als Besitzer dieser Skulptur mit den beweglichen Figuren neue Arrangements durchspielen kann.

Schließlich muss noch Sanya Kantarovsky genannt werden, der mit seiner porträtähnlichen Malerei eine wundervolle Entdeckung dieser Jahresgabenausstellung ist. Den Auftakt dafür bildet, wie schon in früheren Jahren, ein Wochenendprogramm, an dem Künstler, Kuratoren, Sammler und Kritiker ihre Lieblingswerke im Gespräch vorstellen. Zeitgleich bittet die Artothek im Kunstverein mit Blick auf ihr bevorstehendes 30-jähriges Bestehen um Unterstützung in Form von „Rahmensponsoring“. Bis Mitte Januar können die Besucher bisher ungerahmte Werke der Sammlung sichten und mit einem Betrag von 100 Euro dazu beitragen, dass eine Wunscharbeit den passenden Rahmen erhält und damit in den Leihbestand der Artothek aufgenommen wird.

Bonner Kunstverein, Hochstadenring 22, bis 18. Dezember. Di-So 11-17, Do 11-19 Uhr. Jahresgaben-Wochenende am 26./27. November ab 11.30 und 15 Uhr.

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