Konzert in der Lanxess-Arena Justin Timberlake liefert in Köln eine Show der Extraklasse

KÖLN · Popstar Justin Timberlake verzaubert das Publikum an zwei Abenden in der Kölner Lanxess-Arena. Auf seiner "Man of Woods"-Tour überzeugt er mit toller Musik, Charme und Witz.

 Auf dem Laufsteg: Justin Timberlake (rechts) und Kollegen in der Lanxess-Arena.

Auf dem Laufsteg: Justin Timberlake (rechts) und Kollegen in der Lanxess-Arena.

Foto: Thomas Brill

Bohnen? Riecht es da nicht nach Bohnen? Gegart in einem Kessel, irgendwo tief im Westen der USA. Da, wo unerschrockene Cowboys wilde Mustangs mit dem Lasso einfangen, wo die Bisons bucklig wie Berge aufragen und noch nichts ahnen von ihrer Zukunft in Naturparks, Reservaten und Zoos. Wenn nach 22.30 Uhr „Montana“ erklingt, mit Bildern solcher Versatzstücke der „Go West“-Historie der Vereinigten Staaten, ist die Lagerfeuer-Szene schon längst vorbei. Aber sie hat sich so tief ins Kopfkino eingebrannt – Justin Timberlake, umgeben von seinen Backgroundsängern und Musikern, in karierten Hemden ums flackernde Feuer gruppiert, mitten im Herzen der Lanxess-Arena – dass man immer noch den Geruch der Bohnen in der Nase hat. Obwohl die nicht tatsächlich Teil des Programms waren. Sondern nur Imagination.

Zwei Abende lang, Samstag und Sonntag, hat Justin Timberlake die Kölner Arena nicht nur komplett gefüllt, sondern auch komplett verzaubert. Aus seiner „Man of Woods“-Tournee macht er eine grandiose Mottoshow. Mit einem verschlungenen, von Bäumen bestandenen Weg, der quer durch den Innenraum mäandert, um an diversen Rastplätzen Gelegenheit für furiose Tanzeinlagen zu bieten.

Timberlake lernte schon im Grundschulalter im TV, sich zu präsentieren – und perfektionierte seinen Publikumsmagnetismus später als Mitglied der Boygroup *NSYNC. Alles Schnee von gestern. Denn längst hat der Popmusiker, Komponist, Moderator und Schauspieler eine spektakuläre Solokarriere hingelegt. Inklusive Comeback, Vaterschaft (vor drei Jahren) und einem komplett neuen Image.

Statt im Anzug tritt er nun in Jeans, mit T-Shirt und in Turnschuhen auf. Oder, siehe oben, im karierten Hemd. Dass dergleichen auch als Holzfällerhemd bekannt ist, kann man getrost vernachlässigen – für Timberlakes Show stand nie zur Debatte, dass dafür Naturgut hätte weichen sollen. Stattdessen zeigt er zusammen mit seinen „Tennessee Kids“ (sechs Tänzern, vier Backgroundsängern, vier Bläsern, kompletter, teils doppelt besetzter Band) eine zweistündige Show der Extraklasse.

Zentnerweise Charme und Witz

Das ist so dynamisch, dass schon beim ersten Stück „Filthy“ die ganze Halle komplett aufspringt. Mal mit Tänzern, mal mit Musikern oder seinen Bläsern quert der sympathische Bartträger den ganzen Abend das Areal. Und seine Alben. Angefangen von „Justified“ (2002) über „FutureSex/LoveSounds“ (2006) bis hin zur doppelten „2020 Experience“ (2013) und der aktuellen Waldeslust-Scheibe, die Anfang Februar 2018 herauskam. Der Mann kann nicht nur exzellent tanzen und singen (Rock, Pop, Funk, Soul, Hip-Hop – alles kein Problem, auch die Kopfstimme zeigt noch keinerlei Schwächen), sondern auch noch Gitarre und Klavier spielen.

Dazu verfügt er auch noch über zentnerweise Charme und Witz. Oder sollte der blauweiß gepunktete Büstenhalter, der ihm da Samstagabend entgegengeflogen kam, womöglich ein bestellter Liebesgruß gewesen sein? Die Antwort („Wenn du deiner Mutter vom Konzert erzählst und sie fragt, wieso du keinen BH mehr anhast – sag' nicht, es wäre meine Schuld!“) kommt so oder so gut an. Bei „Sexy Back“, „Senorita“ und „Cry Me A River“, „Mirrors“, „What Goes Around … Comes Around”, Supplies“ und „Rock Your Body“ jubeln ihm die Fans zu, Und: Es sind nicht nur, wie so oft behauptet wird, nur weibliche. Auch gestandene Kerls wissen Timberlake zu schätzen. Wegen „Drink You Away“? Wo er seiner Truppe eine Runde schmeißt? Oder weil er nimmermüde wird, „Cologne“ zu loben? Wo er schon so oft war und so gut Deutsch gelernt hat?

Ankreiden kann man dem Mister Tausendsassa eigentlich nur eines. Dass er, als das Konzert um 23 Uhr zu Ende ist, keine Zugaben gibt. Aber vielleicht wollte er ja die Kölner Lichter nicht verpassen.

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